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Anflug auf einen Titel. Die Rhein-Neckar Löwen (Szene mit Uwe Gensheimer aus dem Spiel gegen Barcelona) spielen eine überragende Saison. In der Bundesliga können die Mannheimer aus eigener Kraft Meister werden, in der Champions League haben sie gute Chancen auf den Halbfinal-Einzug.

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Handball-Kommentar: Rhein-Neckar Löwen: Das Ende der Vorhersehbarkeit

Über Jahre waren die Resultate im Vereins-Handball wenig überraschend, national wie international. In dieser Saison ist das allerdings anders - ein Verdienst eines lange Zeit unpopulären Klubs, wie unser Autor in seinem Kommentar schreibt.

Vor ein paar Jahren waren die Rhein-Neckar Löwen so etwas wie die TSG Hoffenheim der Handball-Bundesliga: neu im Geschäft, schwer neureich, hochambitioniert und in Folge dessen wenig populär außerhalb ihrer Stadtgrenzen, im konkreten Fall: Mannheims. Selbst nach dem Rückzug ihres wankelmütigen dänischen Mäzens namens Jesper Nielsen schleppte der Klub das Image des Verschwenderischen lange mit sich herum, obwohl tatsächlich nicht viel fehlte zur Insolvenz. Wie das eben so ist, wenn man erstmal einen Ruf weg hat.

Mittlerweile sollten die Handballfans der Republik dankbar sein, dass es die Mannheimer noch gibt. Sie sind die Bereicherung der Saison, weil sie die national wie international ausgeprägte Vorhersehbarkeit im Handball so richtig schön ad absurdum geführt haben. Zuerst brachten sie dem THW Kiel die erste Heimniederlage im Pokal seit mehr als 20 Jahren bei, danach setzten sie sich im Achtelfinale der Champions League gegen den deutlich favorisierten polnischen Topklub Kielce durch, und in der letzten Woche schoben sie sich nach einem erneuten Erfolg über Kiel mal eben an die Bundesliga-Tabellenspitze. Jetzt können sie aus eigener Kraft zum ersten Mal Meister werden.

Am Sonntag war der vorläufige Höhepunkt ihrer irrsinnigen Saison ein 38:31-Hinspielsieg über den Titelfavoriten in der Champions League überhaupt, den FC Barcelona. All das haben die Löwen mit einem solide und über Jahre beständig verbesserten Team geschafft, das nicht befürchten muss, mitten in der Saison kein Gehalt mehr zu kassieren. Das soll ja bei dem ein oder anderen Spitzenklub schon mal vorgekommen sein. Siehe Atlético Madrid, AG Kopenhagen oder – jüngstes Beispiel – dem HSV Handball.

Darüber hinaus macht sich Thorsten Storm im Moment verdient in seiner Sportart. Der Manager ist Ideengeber und Cheforganisator für den „Tag des Handballs“, also die Eröffnung der kommenden Saison im Frankfurter Fußballstadion. Ganz neutral betrachtet gibt es keinen plausiblen Grund, die Löwen nicht zu mögen. Anders als noch vor ein paar Jahren.

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