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Peking 2008 - Handball

© dpa

Handball: Niederlage als Randnotiz - Pascal Hens schwer verletzt

Die deutschen Handballer verlieren 29:33 gegen Island. Doch viel schlimmer ist, dass Pascal Hens für den Rest des Turniers verletzt ausfällt.

Es war die Szene, die vielleicht nicht dieses Spiel entschied. Aber womöglich schon über den Ausgang des ganzen olympischen Turniers. Pascal Hens, der Star des HSV Hamburg, hatte in der 39. Minute zu einem Wurf aus dem linken Rückraum angesetzt, er stand in der Luft, als ihn der Isländer Ingimundur Ingimundarsson attackierte. Eine normale Defensivaktion, nicht gemein, nicht link. Hens fiel zu Boden, „und dann ist sein linkes Knie durchgeschlagen", so hatte es Mannschaftskamerad Christian Schwarzer beobachtet. Hens blieb liegen, wurde beim Stand von 20:20 vom Platz getragen und ins Krankenhaus gefahren. Auf diese Weise geriet die klare 29:33 (14:17)-Niederlage gegen die kampfstarken Isländer zu einer Randnotiz. „Das ist ein Schock für uns alle", sagte Torhüter Johannes Bitter, der Mannschaftskollege.

"Für Pascal Hens sind die Olympischen Spiele nach der Partie gegen Island beendet", hieß es in einer Mitteilung des HSV. Die Bänder im linken Knie des 28-Jährigen seien alle intakt, allerdings habe Hens der ersten Diagnose zufolge eine Fraktur des Schienbeinplateaus erlitten. Er kehre umgehend zu genaueren Untersuchungen nach Hamburg zurück. "Eine Einschätzung darüber, wie lange Pascal Hens ausfällt, kann erst nach der endgültigen Diagnose abgegeben werden", hieß es weiter.

Damit wiederholt sich Geschichte – und die hohen Ziele des Weltmeisters, das erste olympische Gold seit Moskau 1980 zu holen, sind schon im zweiten Gruppenspiel ernsthaft gefährdet. Sven-Sören Christophersen (HSG Wetzlar) kann Hens erst nach den fünf Spielen der Gruppe B ersetzen, bis dahin hat Brand mit Michael Kraus (TBV Lemgo) und Oliver Köhrmann (TV Großwallstadt) nur zwei Mann auf halblinks und im Aufbau zur Verfügung. Könnte sein, dass das in dieser Gruppe, in der es schon Favoritenstürze zuhauf gab (etwa die gestrige Niederlage des Europameisters Dänemark gegen Südkorea), zu wenig ist. Am Donnerstag wartet im dritten Match Afrikameister Ägypten (3 Uhr MEZ). In den zwei Vorbereitungsspielen vor Peking unterlag Deutschland einmal gegen diesen unorthodox spielenden Gegner.

Schon in Athen 2004, als die deutsche Mannschaft als amtierender Europameister mit ähnlich großen Ambitionen ins olympische Turnier gestartet war, hatte sich der wichtigste Rückraumspieler verletzt. Damals zwang ihn eine Rückenverletzung zum Zuschauen. Deutschland holte trotzdem Silber. „Das ist eine Scheiß-Geschichte mit Pascal", sagte Rechtsaußen Florian Kehrmann. „Bald muss ich wahrscheinlich auf halblinks spielen." Kurz vor Peking war bereits der aufstrebende Lemgoer Halblinke Lars Kaufmann mit einer Knieverletzung ausgefallen.

Trotz dieses Schocks besaß der Weltmeister von 2007 durchaus die Chance, dieses Spiel zu gewinnen. „Wir haben uns ja wieder reingekämpft", war sich Brand mit der Einstellung der Mannschaft hochzufrieden. Vor allem der beste Torschütze, der 24-jährige Lemgoer Michael Kraus (13 Treffer), zeigte eine hervorragende Leistung, auch der Nordhorner Holger Glandorf (acht Tore) tankte sich immer wieder durch. Doch das waren zumeist Einzelleistungen, als Mannschaft funktionierte das Gebilde nicht. Bezeichnend der üble Ellenbogen-Check, das sich Christian Zeitz (THW Kiel) in der 26. Minute gegen Snorri Gudjonsson leistete. „Das ist nicht unser Stil", kritisierte Brand hinterher harsch.

„Das war nur ein Spiel, noch ist nichts passiert", meinte Schwarzer nach seinem 316. Länderspiel zwar. „Das ist bei uns schon häufiger in Turnieren vorgekommen." Der Kreisläufer, der ebenfalls kaum zum Zuge kam, spielte auf die WM 2007 in Deutschland an, als sich die Mannschaft erst in der Hauptrunde in einen Rausch gespielt hatte. Damals allerdings vor eigenem Publikum und vollen Hallen. Und eben auch mit dem Rückraumstar Pascal Hens, den das „Time"-Magazin vor den Olympischen Spielen auf der Liste der bekanntesten Teilnehmer auf Platz 16 gesetzt hatte. Die Ausgangslage also ist völlig anders. Peking scheint kein gutes Pflaster für den deutschen Handball-Weltmeister zu sein.

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