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Sport: Handball: Verlierer, aber keine Versager

Sie hatten den großen Erfolg zum Greifen nahe und standen am Ende doch wieder als unglückliche Verlierer da. 40 Sekunden vor Schluss war der Traum der deutschen Handballer von einer Olympia-Medaille im dramatischen Viertelfinale gegen Spanien vorbei.

Sie hatten den großen Erfolg zum Greifen nahe und standen am Ende doch wieder als unglückliche Verlierer da. 40 Sekunden vor Schluss war der Traum der deutschen Handballer von einer Olympia-Medaille im dramatischen Viertelfinale gegen Spanien vorbei. Ein Wurf von Stefan Kretzschmar (SC Magdeburg) prallte an die Latte, im Gegenzug traf Welthandballer Rafael Guijosa zum 27:26 (11:13) für die Spanier.

Vier Sekunden später war Schluss. Gestandene Mannsbilder heulten und heulten, unfähig, das Unfassbare in Worte zu fassen. Unglücksschütze Kretzschmar, der mit sechs Toren bester Werfer war, verbarg sein Gesicht unter einem Handtuch und schlich wortlos davon. Selbst einem unbeteiligten Akteur schossen noch Stunden später die Tränen in die Augen. "Ich kann es einfach nicht begreifen", sagte Daniel Stephan (TBV Lemgo), der das Unheil verletzt auf der Tribüne ansehen musste.

"Ich kann und will der Mannschaft keinen Vorwurf machen", sagte Bundestrainer Heiner Brand. Schicksal Olympia - wieder einmal stehen die deutschen Handballer mit leeren Händen da. Seit 16 Jahren (Silber in Los Angeles 1984) wartet die DHB-Auswahl auf eine Medaille. Platz zehn in Barcelona, Platz sieben in Atlanta - und jetzt nur noch um Platz fünf bis acht.

Und dennoch liegen Handball-Welten zwischen den Verlierern von heute und gestern. "Die Mannschaft hat das Versager-Image nicht verdient. Wir haben eine Woche lang Positivwerbung für den Handball betrieben", tröstete sich Brand.

Das größte Lob kam vom Gegner. "Deutschland war mit Abstand die beste Mannschaft hier in Sydney und hat den besten Handball gespielt. Der Knackpunkt war die Niederlage gegen Ägypten", meinte Spaniens Spielmacher Talant Duschebajew (GWD Minden). Brands Schützlinge machten sich das Olympia-Turnier in der Tat mit dem 21:22 gegen Äygpten unnötig schwer und verschenkten den Gruppensieg. Slowenien, das mit 22:33 gegen Russland ausschied, wäre sicherlich der leichtere Gegner gewesen.

Heiner Brand war zwar sichtbar enttäuscht, denkt aber nicht an Rücktritt (sein Vertrag läuft bis 2002). Eher blickt er trotzig nach vorn. "Wir haben die Verpflichtung, die letzten Spiele gut über die Runden zu bringen." Nur für Volker Zerbe vom TBV Lemgo ist nach Olympia Schluss. "Der Schmerz sitzt so tief", klagte Zerbe, ehe er mit geröteten Augen verschwand.

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