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Handball WM - Dänemark - Mazedonien

© dpa

Handball-WM: Auch Dänen schweben nicht

Die angeschlagenen deutschen Handballer reden sich Mut für das entscheidende WM-Hauptrundenspiel am Dienstag zu.

Einerseits verstehen sie sich prächtig. Seit Sommer 2007 spielen Pascal Hens und Hans Lindberg beim HSV Hamburg, sie trainieren zusammen. Andererseits gibt es da immer diese Termine, bei denen sie in unterschiedlichen Trikots aufs Spielfeld gehen, der Däne Lindberg in Rot und der Deutsche Hens in Weiß. Am letzten Hauptrundenspieltag bei der Handball-Weltmeisterschaft in Zadar (Dienstag, 17.30 Uhr, live bei RTL), dessen Sieger das Halbfinale am Freitag erreicht, ist es wieder so weit: Dann wird Hens versuchen, auf der Außenposition in der Abwehr die Würfe Lindbergs zu vereiteln. „Lindberg ist ein cooler Typ“, sagt Hens. Aber bei der WM sei er „in den 60 Minuten kein Freund, sondern mein Feind“.

Bei EM und Olympia verloren die Deutschen

Dänemark also. Schon wieder. Bereits zum dritten Mal innerhalb eines Jahres gibt es ein Ausscheidungsspiel gegen die Mannschaft von Ulrik Wilbek, und die letzten Ergebnisse verheißen wenig Gutes für den Titelverteidiger aus Deutschland. Im EM-Halbfinale 2008 von Lillehammer verlor Deutschland gegen den späteren Europameister mit 25:26 Toren, nachdem Lars Christiansen gegen Henning Fritz den entscheidenden Siebenmeter verwandelt hatte. Nach dem 21:27 in der Vorrunde des olympischen Turniers von Peking musste Deutschland, zuvor hoch gewettet, nach Hause fahren.

Es gibt zwar eine Konstellation, wonach Weltmeister Deutschland sogar im Falle einer Niederlage noch das Halbfinale erreicht (bei einem Sieg Serbiens gegen Mazedonien und einem Remis Polens gegen Norwegen), aber um ganz sicher zu gehen, brauchen beide Teams einen Sieg. „Wenn unsere Torhüter einen guten Tag haben, kann man auch die Dänen schlagen“, glaubt Hens, und auch Vereinskollege Johannes Bitter macht sich Mut. „Die Dänen schweben nicht über allen Mannschaften.“ Freilich weiß auch der Torwart: „Sie gehen als Favorit ins Spiel.“

Noch mehr Einsatz ohne Kraus und Hens

Schließlich fehlt fortan mit Michael Kraus der vielleicht wichtigste deutsche Profi. Der 25 Jahre alte Spielmacher flog gestern früh zurück in die Heimat, um seine Verletzung (Diagnose: Bänderriss und -anriss im linken Sprunggelenk) behandeln zu lassen. Mit dem Halblinken Hens, den eine Muskelverhärtung im Oberschenkel plagte, droht noch ein weiterer Schlüsselspieler auszufallen. Rückraum-Linkshänder Holger Glandorf, der mit schlechten Wurfquoten bisher zu den Enttäuschungen des Turniers zählt, will diese drohenden Verluste mit noch mehr Einsatz kompensieren. „In diesem Spiel werden wir für die Verletzten alles geben“, sagte Glandorf. „Wir werden uns voll reinhauen“, versprach auch Lars Kaufmann, der Hens ersetzen oder entlasten wird. Der Kieler Dominik Klein, der sich nun, obwohl als Linksaußen eingeplant, mit Lemgos Martin Strobel die Spielmacherrolle teilen wird, sieht sein Team ebenfalls nicht chancenlos. „Wir haben Leistung und Begeisterung gezeigt, die uns keiner zugetraut hat.“

Hoffen auf dänische Nervenschwäche

Einen zweiten entscheidenden Nachteil hat das Team von Heiner Brand. Während der Bundestrainer nach Peking konsequent den Umbruch einleitete, spielt der Europameister in nahezu unveränderter Formation. Und da Trainer Wilbek wegen des dichten Spielplans noch konsequenter als Brand seine Spieler möglichst viel rotieren lässt, dürfte der Gegner etwas frischer sein. „Das wird ein 50:50-Spiel. Ich sehe keinen Favoriten“, erklärt Wilbek. Sollte es in den letzten Minuten tatsächlich eng werden, hofft Roggisch auf dänische Nervenschwäche: „Die sind in den entscheidenden Phasen manchmal nervös, das könnte unsere Chance sein.“

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