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Handball-WM: Ein großer Moment

Frankreich gewinnt das Finale der Handball-WM mit 24:19 gegen Gastgeber Kroatien.

Es war lange Zeit ein akustischer Sturm durch die Zagreb-Arena gefegt, die 15 200 kroatischen Fans hatten das Finale der 21. Handball-Weltmeisterschaft in Kroatien stehend verfolgt und ihr Team mit „Hrvatska“-Rufe, die so laut wie der Start eines Düsenjets waren, nach vorne gepeitscht. Doch als der bronzene WM-Pokal, den vor zwei Jahren in der Kölnarena noch der deutsche Kapitän Markus Baur in die Höhe gestemmt hatte, später dem Sieger überreicht wurde, herrschte gespenstische Ruhe in der neu erbauten Arena. Denn der kroatische Traum vom zweiten WM-Titel nach 2003 war zu Ende geträumt. Frankreichs Kapitän Jerome Fernandez stemmte den Pokal in die Höhe. Mit dem am Ende klaren 24:19 (11:12)-Sieg gegen den leicht favorisierten Gastgeber gewannen die von Claude Onesta trainierten Franzosen nach der EM 2006 in der Schweiz und dem Olympiasieg 2008 den dritten großen Titel in drei Jahren, insgesamt war es der dritte französische WM-Titel nach 1995 und 2001.

„Das ist ein großer Moment meiner Karriere“, freute sich Thierry Omeyer (Kiel), der beste Torhüter des Turniers. „Das war ein großartiges Jahr“, meinte Onesta. „Man muss die gute Leistung des Gegners anerkennen“, merkte Kroatiens Trainer Lino Cervar an. Bronze hatte zuvor überraschend Polen gegen Europameister Dänemark (31:23) gewonnen.

Von Beginn an entwickelte sich das Traumfinale zu einer intensiven Abwehrschlacht. Auf der einen Seite nahm Welthandballer Nikola Karabatic (THW Kiel) den kroatischen Rückraumspielern die Luft zum Atmen, er wechselte auf der vorgezogenen Position mit dem überragenden Ex-Gummersbacher Daniel Narcisse. Auf der anderen Seite bremste der physisch ebenso starke Kreisläufer Igor Vori die französischen Angriffe. So kamen beide Teams kaum zu so genannten leichten Toren. Immerhin lag der Gastgeber zur Pause noch 12:11 vorne.

Nach der Pause ging Kroatien erstmals mit zwei Toren in Führung, doch die Franzosen konterten mit drei Treffern von Michael Guigous zum 14:13 (35.). Bis zum 18:18 (47.) blieb die Partie ausgeglichen. Erst als Daniel Narcisse, der schon in der ersten Halbzeit vier Tore erzielt hatte, per Sprungwurf zum 21:18 (54.) einwarf, lag der Vorteil endgültig bei den Franzosen, zumal Omeyer nun fast alles hielt, was auf sein Tor kam.

Erfreulich war die Leistung der dänischen Schiedsrichter Olesen/Pedersen, die, anders als manch anderes Gespann zuvor, sich nicht von der Lautstärke des Publikums beeindrucken ließen. Das spielerische Niveau der Titelkämpfe genügte aber insgesamt nicht gehobenen Ansprüchen. „Bei dieser WM habe ich gar nichts Neues gesehen”, zeigte sich nicht nur Talant Duschebajew, der Trainer des Champions-League-Siegers Ciudad Real, enttäuscht. Freilich könne man den Trainern und Spielern keinen Vorwurf machen, da sie nach der EM 2008, dem olympischen Handballturnier in Peking und mit der aktuellen WM das dritte Großereignis absolvierten und daher mit den Kräften am Ende seien. „Wir müssen die Spieler eigentlich schützen wie bedrohte Tierarten“, fordert Duschebajew.

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