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Sport: Handball-WM: Gut gemauert

Mark Dragunski behält den Überblick. Nicht nur wegen seiner 2,14 m Körperlänge spielt der größte Handballer der Weltmeisterschaft in Frankreich eine überragende Rolle im deutschen Nationalteam.

Mark Dragunski behält den Überblick. Nicht nur wegen seiner 2,14 m Körperlänge spielt der größte Handballer der Weltmeisterschaft in Frankreich eine überragende Rolle im deutschen Nationalteam. Wegen seiner wirkungsvollen Spielweise in Angriff und Abwehr hat sich der 30-Jährige einen Stammplatz erkämpft und ist für Heiner Brand nahezu unverzichtbar geworden. "Er hat große Fortschritte gemacht", lobte ihn der Bundestrainer, "auf Grund der Reichweite hat er einen enormen Vorteil in der Abwehr - schon optisch."

Einst wurde Dragunski nur wegen seiner riesigen Statur nicht übersehen. Heute nutzt er sie so, dass er vorwiegend durch seine Aktionen auf dem Parkett auffällt. "Ich bin jetzt 30 und weiß, was ich spielen kann", erzählte Dragunski. Wie ein Turm in der Festungs- Mauer steht der gelernte Maurer in der Deckungsmitte, wo er links und rechts den Magdeburger Steffen Stiebler und Christian Schwarzer aus Barcelona neben sich hat. Die beiden beweglicheren Akteure agieren dort eher offensiv, Dragunski übernimmt den defensiveren Part.

Dagegen sind seine Vorstellungen im Angriff weit spektakulärer. Wenn der Kreisspieler vom Bundesligisten TuSEM Essen den Ball in rund drei Metern Höhe mit einer Hand fängt, wissen seine meist körperlich unterlegenen Gegner nie, ob er einen freien Mitspieler bedient oder sich blitzschnell dreht und das Leder ins Tor wuchtet. In den fünf Partien seiner ersten WM erzielte der Essener so zwölf Treffer aus 17 Versuchen. "Das hat mir Velimir Kljaic beigebracht. Der hat viel Zeit damit verbracht, mir das einzuhämmern", dankte er nachträglich dem kroatischen Trainer, unter dem er in Essen 1994 erstmals den Sprung in die Nationalmannschaft schaffte.

Und noch ein Trainer steht bei Dragunski hoch im Ansehen: Jörn-Uwe Lommel. Der jetzige Coach in Essen hat den sensiblen Riesen von seiner sportlich unglücklichsten Zeit erlöst. Ein Jahr verbrachte der in Recklinghausen geborene Dragunski beim TuS Nettelstedt. "Ein verschenktes Jahr", meint er rückblickend. Lommel eiste ihn 1998 aus seinem noch länger datierten Vertrag in Ostwestfalen los und baute ihn in jeder Hinsicht wieder auf. Mit dem neuen Selbstvertrauen rückte er nach den Olympischen Spielen von Sydney wieder in die Auswahl. "Ich habe ihm viel zu verdanken."

Allerdings hat er noch immer mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Wegen seiner Statur wird ihm die Mär vom Monster angedichtet, dessen Hände groß wie Pizzateller seien. Dabei wirkt Dragunski nur auf einige Gegenspieler etwas unheimlich. "Ich bin eher der Ruhige, deswegen ist Monster daneben gegriffen", sagte er. Während sich die Vorurteile vielleicht nach und nach abbauen lassen, bleibt ein alltägliches Problem bestehen. Oft sind die Hotelbetten zu klein. Sobald am Ende ein Brett sei und man die Beine nicht raushängen lassen könne, habe er ein Problem. "Dann muss ich mit der Matratze auf den Boden gehen", berichtete er. In Frankreich blieb ihm das bisher erspart.

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