zum Hauptinhalt
Will Rhythmus und die Konzentration hochhalten: Bundestrainer Dagur Sigurdsson.

© Imago

Handball-WM: Sigurdsson: "Ein Sieg gegen Saudi-Arabien ist Pflicht"

Die deutschen Handballer gehen selbstbewusst in die nächsten WM-Spiele. Der angeschlagene Paul Drux erhält heute gegen Saudi-Arabien eine Pause, Uwe Gensheimer wird wohl kein Spiel fehlen.

Im Hotel der deutschen Handball-Nationalmannschaft sind die Lichter am Sonntagabend ein wenig später ausgegangen als gewöhnlich, zumindest auf manchen Zimmern. Paul Drux und sein Mitbewohner Patrick Wiencek etwa waren bis weit nach Mitternacht auf den Beinen, sie verfolgten wie einige andere Teamkollegen live die Play-offs in der US-amerikanischen National Football League. Die Zeitverschiebung von sechs Stunden war dabei zwar wenig förderlich im Sinne einer frühen Nachtruhe, aber egal. „Wir haben einen optimalen Start ins Turnier erwischt“, sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson am Montagvormittag. Zumal sich seine Spieler tags zuvor, im zweiten WM-Gruppenspiel gegen Chile (35:14), nicht mal komplett verausgaben mussten.

Basierend auf den bisherigen Eindrücken in der Vorrundengruppe C wird sich daran wenig ändern in den nächsten Tagen. Nach dem Außenseiter aus Südamerika trifft die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) am Dienstag und Mittwoch (jeweils 17.45 Uhr, Livestream bei handball.dkb.de) erneut auf Gegner, die in einer deutlich niedrigeren Gewichtsklasse unterwegs sind. Zunächst bekommt sie es mit Saudi-Arabien zu tun, 24 Stunden später mit Weißrussland. „Vom Papier her sind wir klar besser, ein Sieg ist Pflicht“, sagte Sigurdsson mit Blick auf das Spiel am Dienstag, über das am nächsten Tag mochte er noch nicht reden. „Trotzdem müssen wir den Rhythmus und die Konzentration hochhalten“, ergänzte der Isländer mit Verweis auf die Geschichte, die sein Heimatland im abgelaufenen Kalenderjahr geschrieben hat. „Im Sport passieren manchmal Wunder, das hat man bei der letzten Fußball-EM gesehen.“

Uwe Gensheimer wird kein Spiel verpassen, sagt Hanning

Andererseits, und das weiß natürlich auch der Bundestrainer, müsste es beim amtierenden Europameister schon mit dem Teufel zugehen, um gegen besagte Handball-Entwicklungsländer ernsthaft in Gefahr zu geraten. Zwar lautet eine der zentralen Erkenntnisse dieser WM, dass die kleinen Nationen den Rückstand zu den großen verkürzt haben, im Turnierverlauf gab es bereits einige Überraschungen. Punktverluste gegen die Saudis und Weißrussen wären allerdings noch größere Sensationen als der isländische Fußball-Achtelfinal-Sieg gegen England im Sommer 2016. „Wir sind körperlich besser, haben die größere Routine und jede Woche Spiele auf höchstem Niveau“, sagte Sigurdsson, kurzum: „Wir sind einfach die besseren Handballer.“

Diese Gewissheit kommt der deutschen Mannschaft vor ihrem ersten Doppelspieltag der WM sehr gelegen, weil sich Sigurdsson unter anderem den Luxus erlauben darf, eines seiner Ausnahmetalente zu schonen: Paul Drux. Der 21 Jahre alte Rückraumspieler von den Füchsen Berlin hatte sich gegen Chile am Fuß verletzt und war vom Feld gehumpelt, mittlerweile befindet er sich aber nach eigener Aussage auf dem Weg der Besserung. Gegen Saudi-Arabien werden sie im deutschen Stab trotzdem kein Risiko eingehen. „Paul bekommt eine Pause“, kündigte der Bundestrainer an, „aber er hat gute Chancen auf das Spiel gegen Weißrussland.“ Alle anderen Nominierten sind bisher verletzungsfrei durch das Turnier gekommen.

Sportlich gute Nachrichten gab es zudem im Fall Uwe Gensheimer. „Ich kann garantieren, dass er kein Spiel verpassen wird“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Zunächst hatte es geheißen, der Kapitän werde das Nationalteam für ein Spiel verlassen, um der Beerdigung seines kürzlich verstorbenen Vaters beiwohnen zu können – eine Geschichte, die vor allem von den deutschen Boulevard-Zeitungen ausgeschlachtet worden ist und die Mannschaft sowie Gensheimer offenbar extrem nervt. „Auf Wunsch des Sportlers sollte man das Thema mit dem Respekt angehen, den Uwe verdient“, sagte Hanning. „Wann er wohin fährt und eventuell wieder zurückkommt, ist für mich keine Sportfrage“, ergänzte der DHB-Vize, „und deshalb geht es auf gut Deutsch auch niemanden etwas an.“

Dafür hat Hanning am Montag die Prämie öffentlich gemacht, die im Falle eines WM-Sieges auf die deutsche Mannschaft wartet. In den Verhandlungen habe man sich auf die Summe von 250 000 Euro geeinigt – aufgeteilt auf alle Spieler, versteht sich. „Nur der Trainer ist separat“, sagte Sigurdsson. Aber das war natürlich nicht ganz ernst gemeint.

Folgen Sie der Sportredaktion auf Twitter:

Zur Startseite