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Handball-WM: Trubel und Turbulenzen

Die deutschen Handballer rechnen im vierten Gruppenspiel mit starken Mazedoniern. Bundestrainer Heiner Brand rechnet mit einem turbulenten Match.

Es wird laut werden. Die meisten der maximal 5000 Zuschauer in der Halle zu Varazdin werden heute gegen die deutsche Handball-Nationalmannschaft sein, so viel steht fest. „Ich habe gehört, dass noch ein paar Busse aus Mazedonien kommen“, berichtet der deutsche Nationalspieler Oliver Roggisch. Die Anhänger des heutigen deutschen Gegners Mazedonien (17.30 Uhr, live bei RTL) dürften einen großen Trubel veranstalten, doch der Abwehrchef von den Rhein-Neckar-Löwen versteht das eher als Motivation. „Ich freue mich auf die Atmosphäre, das ist mir lieber als eine leere Halle.“

Bundestrainer Heiner Brand richtet sich für das vierte Vorrundenspiel bei der Weltmeisterschaft in Kroatien ebenfalls auf turbulente Szenen ein. „Die Zuschauer werden sie zu einem großen Fight antreiben.“ Überheblichkeit dürfte sich kaum in die Köpfe der Spieler des Deutschen Handballbundes (DHB) einschleichen, zumal Mazedonien beim 30:29 über Vize-Weltmeister Polen große handballerische Fähigkeiten bewiesen hat. „Ich habe sie schon vorher auf der Rechnung gehabt“, sagte Brand, „wer in einem Pflichtspiel gegen Island mit zwölf Toren führt, den muss man ernst nehmen.“ Im Juni 2008 hatte das Team von Trainer Ile Temelkovski die Isländer in den WM-Playoffs eliminiert und damit den größten Erfolg der 17-jährigen Verbandsgeschichte gefeiert. „Das war nur eineinhalb Monate vor der isländischen Silbermedaille in Peking“, sagt Brand.

Star beim Gegner ist Kiril Lazarov. Über den Rückraum-Linkshänder von RK Zagreb wird derzeit wird spekuliert, Löwen-Trainer Zvonimir Serdarusic wolle den Torschützenkönig der Champions-League-Saison 2007/08 locken. „Im Angriff leben sie sehr von Lazarov“, sagt Brand. Beim Sieg gegen Island traf Lazarov zehn Mal, beim Triumph gegen Polen gar 13 Mal in 16 Versuchen. Sollte Torsten Jansen den Shooter nur halbwegs stoppen können, wäre viel gewonnen. Ein dritter Sieg im vierten Spiel würde die vorzeitige Qualifikation für die Hauptrunde in Zadar bedeuten.

Zu einer Prognose will sich dennoch niemand hinreißen lassen. Zu fragil ist das deutsche Spiel, der Weltmeister kann theoretisch bei zwei Niederlagen gegen Mazedonien und Polen sogar in der Vorrunde ausscheiden. „Daran denke ich nicht“, sagt Rückraumstar Pascal Hens, „ich sehe immer nur von Spiel zu Spiel.“ Und das in etwas veränderter Besetzung. Zwar ist eine Nachnominierung von Florian Kehrmann für den knieverletzten Christian Sprenger für Brand kein Thema gewesen, aber reagieren musste der Bundestrainer dennoch. Er nominierte Christian Schöne nach. Der Göppinger soll gegen Mazedonien auch Christian Schröder ersetzen, der an Grippe erkrankt ist.

Die Abwehr hat in den ersten drei Partien überzeugt, im Angriff aber sieht der 56-jährige Brand noch Luft nach oben. „Da kann ich noch nicht zufrieden sein, die Abläufe sind noch nicht so, wie ich sie mir vorstelle“, sagte er. „Sollten wir weiter so viele technische Fehler haben, brauchen wir eine hohe Torquote.“ Mit dem Teamgeist ist der Trainer aber zufrieden. „Die Jungs wollen etwas schaffen, das dokumentieren sie auf dem Spielfeld“, registrierte Brand. In Peking hatte sein Team eine solche Einstellung vermissen lassen – und landete auf Platz neun.

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