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Dagur Sigurdsson hat ein Buch geschrieben. Scheint lustig zu sein.

© dpa

Handball zieht wieder in Deutschland: Erfolge auch abseits der Bücher

Der Deutsche Handball-Bund bilanziert das Jahr 2016 - und kann am Montag in Berlin viele gute Nachrichten verkünden.

Die Vielseitigkeit des Dagur Sigurdsson ist hinreichend dokumentiert. Bereits zu aktiven Zeiten hat sich der einstige Weltklasse-Handballer auf Feldern fernab seiner Kernkompetenz weitergebildet: Zuhause auf Island ist er Mitbesitzer eines Hostels, einer Pizzeria sowie eines Autoteilehandels – und neuerdings ist der Bundestrainer sogar unter die Schriftsteller gegangen. Am 3. November erscheint die Autobiografie des 43-Jährigen mit dem – zu Island und Sigurdsson – passenden Titel „Feuer und Eis“.

„Das Interesse an meiner Geschichte war einfach so groß, da musste ich reagieren“, sagt der Autor am Montag bei einem Termin des Deutschen Handball-Bundes (DHB) im Zentrum Berlins. Erneut sind, gemessen an den Verhältnissen vor einem Jahr, viele Kamerateams und Reporter gekommen. Die Handball-Nationalmannschaft ist unter Sigurdssons Verantwortung wieder ein massentaugliches Phänomen in Deutschland geworden. „Deshalb will ich jetzt auch nicht so sehr über mein Buch reden“, sagt Sigurdsson. Sondern viel lieber über sportliche Belange.

Nach dem ebenso überraschend wie überragend guten Kalenderjahr 2016 inklusive EM-Titel und Olympia-Bronze beginnt jetzt nämlich der nächste große Zyklus für Deutschlands Auswahl-Handballer. Er umfasst in ferner Zukunft die Qualifikation für die Europameisterschaft 2018 und in etwas näherer Zukunft die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Frankreich (11. bis 29. Januar 2017). Dass die Autobiografie des Chefs ausgerechnet zwischen den ersten beiden EM-Qualifikationsspielen gegen Portugal (2. November in Wetzlar) sowie gegen die Schweiz (5. November in Zürich) erscheint, „ist natürlich Zufall“, sagt Sigurdsson.

Im nächsten Jahr findet der ordentliche Bundestag des DHB erstmals überhaupt in Berlin statt

Alles andere als zufällig ist dagegen die Lokalität, in die der mitgliederstärkste Handball-Verband der Welt geladen hat. Die Wahl ist auch als Ausdruck der Dankbarkeit an den Sponsor zu verstehen, eine große Krankenkasse, die seit einigen Jahren auf dem Nationaltrikot wirbt. „Sie sind damals auf den Zug aufgesprungen, als es sportlich nicht gut lief“, sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann, „inzwischen steht die Kooperation für Aufschwung und Wachstum.“ Und für fortwährende Beständigkeit: So geben die Vertragspartner bekannt, dass sie ihre Kooperation vorzeitig bis ins Jahr 2019 verlängert haben. Die Botschaft, die der DHB damit hinaus in die sportinteressierte Welt senden will, ist unmissverständlich: Nicht nur auf dem Feld hat die lange zerstrittene Sportart wieder Fortschritte gemacht, sondern auch und gerade abseits davon. Konzeptionen, Jugendförderung, Nachhaltigkeit, „da sind wir auf einem richtig guten Weg“, sagt DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Das steht so auch alles in den Statistik-Büchern, die der Verband führt. Für eine gemeinsame Aktion mit der Krankenkasse, das sogenannte Star-Training, haben sich zuletzt bundesweit mehr als 1500 Grundsschulen in der Hoffnung beworben, dass der Bundestrainer oder ein Nationalspieler auch mal in ihrer Turnhalle vorbeischauen wird. „Das ist wirklich herausragend“, sagt Michelmann. Auch in Sigurdssons Wahlheimat Berlin war die Nachfrage riesig.

Generell ist die Hauptstadt in den letzten Jahren wieder ein ernstzunehmender Handball-Standort geworden. Das zeigt sich auch an einer anderen Entscheidung, die am Montag publik gemacht wurde: So findet der ordentliche Bundestag des DHB im kommenden Jahr zum ersten Mal überhaupt in Berlin statt, genau genommen vom 27. bis 29. Oktober. Im Rahmen der Versammlung wird außerdem ein Jubiläum gefeiert: die Niederschrift des ersten Handball-Regelwerks vor 100 Jahren. Außerdem soll es jeweils ein Länderspiel der deutschen Frauen und Männer in Berlin geben. Einzig die Gegner stehen noch nicht in den Büchern.

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