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Hannover 96: Hoffnung ohne Glamour

Der Ruf aus der Fankurve galt nicht den Spielern, sondern dem Trainer. Andreas Bergmann könnte länger in Hannover bleiben.

Von Christian Otto

„Das macht mich wirklich stolz, wenn unsere Fans mit mir feiern wollen“, sagte Andreas Bergmann. Der Mann strahlte über das ganze Gesicht, als er von seiner persönlichen Ehrenrunde aus dem Stadion zurückkehrte. Der umjubelte 5:2 (3:1)- Heimsieg gegen den zuletzt starken Aufsteiger SC Freiburg scheint für ihn eine Trainerkarriere einzuleiten, die vor einem Monat kaum jemand für möglich gehalten hatte. Bergmann, der es bisher gewohnt war, in der riesigen Hannoveraner Arena vor rund 200 Zuschauern Regionalliga-Fußball zu verkaufen, kommt plötzlich als dauerhafte Lösung für die Profis infrage.

Wer Hannovers Spielern nach ihrem ersten Heimsieg der Saison genau zuhörte, entdeckte die Lobeshymnen. „Das gemeinsame Gefühl ist auf jeden Fall da. Aber es ist noch ein langer Prozess, mit dieser Mannschaft weiterzukommen“, sagte Hannovers Spielmacher Arnold Bruggink zu der Frage, ob eine langfristige Zusammenarbeit mit Bergmann vorstellbar sei. Sportdirektor Jörg Schmadtke signalisierte vorsichtig, dass aus der Interimslösung auf der Trainerbank eine dauerhafte Zusammenarbeit werden könnte. Der Ende August abgetretene Dieter Hecking ist erstaunlich schnell vergessen. „Wir kommen mit Andreas Bergmann super klar, das ist ein positiver Typ“, sagt Karim Haggui. Der tunesische Abwehrspieler hatte mit seinem Kopfballtor zum 3:1 den Weg zu einem wichtigen Erfolgserlebnis geebnet. Bruggink, Sofian Chahed, Didier Ya Konan und Sergio Pinto rundeten mit ihren Treffern die Partie ab.

Sieben Tore in 90 Minuten stehen für einen hohen Unterhaltungswert. Dass nur 28 412 Zuschauer gekommen waren, erinnerte die Verantwortlichen von 96 an ihre Sünden der Vergangenheit. Unter der Regie von Hecking hatte die Mannschaft trotz zumeist defensiv ausgerichteter Aufstellungen Niederlage um Niederlage eingesteckt. Bergmann scheint sich mit den bescheidenen finanziellen Möglichkeiten des Vereins und den vielen Verletzungsproblemen besser arrangieren zu können und findet an der Aufgabe als Verwalter des Mangels großen Spaß.

Dass sich 96-Präsident Martin Kind zunächst mit solch prominenten Trainernamen wie Lothar Matthäus, Otto Rehhagel oder Mirko Slomka beschäftigt hatte, lag auch an seinem Bestreben, mit ein wenig Glanz und Glamour mehr Kundschaft ins Stadion zu locken. Mittelmaß bestraft der Zuschauer in Hannover in der Regel mit gnadenloser Nichtachtung und voreiligen Buhrufen. Weil von Bergmann wenig zu erwarten war, ist die Freude jetzt umso größer.

Es spricht für Bergmann, dass er auf seine Chance hofft, ohne große Töne zu spucken. „Ich weiß, wie schnelllebig dieses Geschäft ist“, sagt der 50-Jährige. „Aber dass ich hier gefeiert werde und eventuell länger bleiben darf, lasse ich gerne an mich heran.“

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