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Doppelgelb: Hannovers Szabolcs Huszti (l.) und Lars Stindl jubeln nach Husztis Treffer zum 3:2. Huszti flog anschließend vom Platz, weil er sein Trikot ausgezogen hatte und dann auf den Zaun zu den Zuschauerrängen geklettert war.

© dapd

Hannover - Bremen 3:2: Hannovers Huszti: Vom Platz geflogen - wegen Jubelns

Gelb für das Ausziehen des Trikots, Gelb für das Klettern auf den Zaun: Hannovers Szabolcs Huszti spielte erst grandios und kassierte dann einen der kuriosesten Platzverweise der Bundesliga - wegen Jubelns.

Von Christian Otto

Der Jubel und die Freude über seinen Geniestreich waren schnell dahin. Nach seinem siegbringenden Seitfallzieher riss sich Szabolcs Huszti das Trikot vom Leib und bestieg den Zaun in der Fankurve. Und die Regeln des bezahlten Fußballs sagen nun einmal, dass man sowohl für das eine Vergehen als auch für das andere mit einer Gelben Karte bestraft werden muss, in der Summe bedeutete das Gelb-Rot für den Ungarn. „Es ist bitter, dass er uns nächste Woche fehlt“, meinte Hannovers Torhüter Ron-Robert Zieler. „Das ist doch lächerlich“, sagte 96-Kapitän Steven Cherundolo. Die Nachspielzeit dieser turbulenten Begegnung, die Hannover 96 mit 3:2 (2:0) gegen Werder Bremen gewann, erhitzte die Gemüter.

Auf die lokal angehauchte Frage, wer denn nun die derzeitige Nummer eins im Fußball-Norden ist, wurde auf dem Platz verbissen geantwortet. An der Außenlinie mussten 96-Trainer Mirko Slomka und dessen Bremer Kollege Thomas Schaaf mehrfach zur Ordnung gerufen werden. Harte Zweikämpfe und viele umstrittene Entscheidungen von Schiedsrichter Deniz Aytekin heizten die Stimmung in einem Spiel an, das mit dem Platzverweis des herausragenden Spielers Sekunden vor dem Abpfiff ein trauriges Ende fand.

Ein Freistoß-Tor von Huszti und ein Kopfballtreffer des Dänen Leon Andreasen, der von Huszti mit einer Flanke perfekt bedient worden war, hatten den Gastgeber früh mit 2:0 in Führung gebracht. Doch mit zunehmender Spieldauer erkämpften und erspielten sich die Bremer ein Übergewicht und wurden mit dem Anschlusstreffer durch einen von Aaron Hunt verwandelten Elfmeter belohnt, nachdem 96-Verteidiger Mario Eggimann der Ball an die Hand gesprungen war. Als die Bremer dann in der 74. Minute zum 2:2 durch Kevin de Bruyne gekommen waren, sah alles nach einem Remis aus.

Aber Huszti war wie schon beim 4:0-Erfolg seiner Mannschaft beim VfL Wolfsburg der alles überragende Mann. Sein Jubel nach Toren, der mit einem Klopfen auf das Vereinslogo von Hannover 96 verbunden ist, wird allmählich zur Routine – auch wenn er sich mit dem Reglement in der Bundesliga noch anfreunden muss. „Ich kannte diese Regel nicht“, gestand er.

Wie es dazu kommen konnte, dass Hannover 96 schon wieder Tabellenzweiter ist und seit mehr als einem Jahr kein Bundesliga-Heimspiel mehr verloren hat, das bleibt ein schönes Thema für die Stammtische in Niedersachsen. Erfolgscoach Slomka hat die Konterstärken seines Teams optimiert. Und sein Kader, das dürfte auch der feine Unterschied zu Werder Bremen sein, ist so gut besetzt, dass die Ausfälle erfahrener Profis wie Christian Pander und Christian Schulz (beide muskuläre Probleme) problemlos verkraftet werden können. Manager Jörg Schmadtke, der im Hintergrund neben Slomka als Vater des hannoverschen Erfolges bezeichnet werden darf, sorgt immer wieder für kluge Transfers. Und mit dem Heimsieg gegen Bremen endete gestern ein Kuriosum der besonderen Art.

Schmadtke hatte sich aus familiären Gründen eine elfwöchige Auszeit genehmigt und saß erstmals wieder auf der Bank. Er kehrt vorerst nur in Teilzeit auf seinen Posten als Geschäftsführer Sport und Manager zurück und soll nun dafür sorgen, dass der auslaufenden Vertrag mit Slomka möglichst schnell verlängert wird. Dass einer der derzeit erfolgreichsten Bundesligatrainer noch nicht weiß, ob er auch in der kommenden Saison auf der hannoverschen Trainerbank sitzen wird, bleibt die derzeit einzige offene Wunde mitten im umjubelten Erfolg.

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