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Hannover - Leverkusen: Kein Befreiungsschlag

Der Krisengipfel in Hannover endet mit beiderseitiger Unzufriedenheit. Das 1:1 nutzt niemanden wirklich und hinterlässt mehr Fragen als Antworten. Aber Neu-Coach Hecking bleibt mit Hannover unbesiegt.

Hannover - Bayer-Coach Michael Skibbe verharrte nach dem Schlusspfiff einige Augenblicke auf seinem Trainerstuhl und starrte ungläubig auf den Rasen. Einige Minuten später stand der Fußball-Lehrer vor den Mikrofonen der versammelten Presse Rede und Antwort. "Wir müssen einfach weiter an uns glauben", offenbarte der Coach einen schier unzerbrechlichen Optimismus und konnte sogar schon wieder lachen.

Dabei könnten die Gemütszustände des 41-Jährigen symbolisch für die zwei Gesichter seines Teams auf dem Spielfeld in der laufenden Saison und auch am heutigen 5. Spieltag der Fußball-Bundesliga beim 1:1 (0:1) in Hannover stehen.

Vor 31.055 Zuschauern in der Hannoveraner AWD-Arena präsentierten sich die Rheinländer gegen sichtlich verunsicherte "96er" in der ersten Hälfte eindeutig als das bessere Team. Obwohl die Leverkusener aufgrund der vielen angeschlagenen Spieler sogar das taktische Grundprinzip ändern mussten wurde schnell und teilweise auch sehenswert kombiniert. "In dieser Phase waren wir klar die bessere Mannschaft", beschrieb Leverkusens Carsten Ramelow die Überlegenheit und auch 96-Coach Dieter Hecking bekannte, dass sein neuformiertes Team "große Probleme" hatte.

Vor allem Nationalspieler Bernd Schneider ließ nichts von einem Leistungstief nach der kurzen Vorbereitung erkennen und war überall auf dem Feld zu finden. So war es auch kein Zufall, dass der Leverkusener Führungstreffer nach einem öffnenden Pass des Routiniers fiel. Sergej Barbarez profitierte von der Spielübersicht des 32-Jährigen und erzielte die zu diesem Zeitpunkt völlig verdiente Führung (37.).

Erster Treffer für Barbarez

Mit dem Treffer brachte der Bosnier das Bayer-Team im fünften Saisonspiel zum fünften Mal in Führung, erzielte sein erstes Tor für die Werkself und markierte zugleich das erste Erfolgserlebnis eines Leverkusener Stürmers in der laufenden Spielzeit. Dabei fiel gerade der vom HSV an den Rhein als Führungsfigur geholte Barbarez vor allem durch unnötige Ballverluste und wenig Bindung zum eigenen Spiel auf.

Ein verlorener Zweikampf des 35-Jährigen leitete dann im zweiten Abschnitt auch den Ausgleich, der sich seit dem Wiederanpfiff steigernden Gastgeber, ein. Das Leder kam letztlich zu Thomas Brdaric, der den wortgewaltigen Ankündigungen der letzten Tage Taten folgen ließ und bereits seinen dritten Treffer unter der Regie von Neu-Coach Hecking erzielte (74.). Eine besondere Genugtuung für den von Heckings Vorgänger, Peter Neururer, zwischenzeitlich sogar auf die Tribüne verbannten Angreifer dürfte die Tatsache sein, dass er mit den zwei Toren gegen Wolfsburg und dem heutigen Treffer gegen Bayer alle drei Erfolgserlebnisse gegen ehemalige Arbeitgeber verzeichnen konnte. "Wir haben nach der Pause unser Herz in beide Hände genommen und wurden belohnt", fasste Hecking die Steigerung seines Teams treffend zusammen, das wie die Gäste mit schwarzer Trauerbinde zum Gedenken an die unter der Woche verstorbene zweijährige Tochter von Hannovers Keeper Robert Enke auflief.

Vor Hecking liegt noch viel Arbeit

Letztendlich bleibt es aber bei der Erkenntnis, dass vor dem neuen Coach Hecking in den kommenden Tagen trotz des ersten Punktgewinns vor heimischen Publikum und der durchaus ordentlichen Bilanz von vier Punkten aus zwei Spielen noch viel Arbeit liegt. Während auf der Gegenseite die Leverkusener zum vierten Mal in dieser noch jungen Spielzeit eine Führung nicht in einen Sieg umwandeln konnten.

"Unser Spiel ist einfach noch zu großen Schwankungen unterworfen", versuchte Ramelow den fehlenden Erfolg zu erklären und ergänzte, dass es für das ambitionierte Team "schnellstens an der Zeit ist wieder in die Erfolgsspur zu finden". Denn bei nunmehr fünf Punkten aus fünf Partien hängt Bayer vorerst weiter im Tabellenkeller fest, wobei die Lücke zwischen Anspruch, Aufwand und der Wirklichkeit immer größer zu werden droht. (tso/ddp)

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