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Sport: Hansa oben

Rostock stürzt den 1. FC Nürnberg mit einem 2:0 schon jetzt in den Abstiegskampf

Von André Görke

Rostock. So richtig kapiert haben die Rostocker Profis den Spruch wohl selbst nicht. Plötzlich schallte es durchs Ostseestadion: „Deutscher Meister wird nur der FCH!“ Die Fans feierten den 2:0-Sieg über den 1. FC Nürnberg, als gäbe es kein Morgen mehr. Für Trainer Armin Veh war das alles zu viel. Soll ja keiner auf die Idee kommen, von der Tabellenspitze zu träumen. „Wir sind in Rostock ganz andere Regionen gewöhnt." Dabei ist die Euphorie der Fans verständlich: Noch nie ist Hansa Rostock so gut in die Saison gestartet. Die Mannschaft hat sechs Punkte aus zwei Spielen, die Optimalausbeute.

So richtig wohl fühlt sich Trainer Veh dort oben aber nicht. „Wir haben uns gegen Nürnberg sehr schwer getan“, sagt er. Und: „Dieser Sieg stand lange auf der Kippe.“ Nachdem Hansa zehn Minuten vor der Pause durch Rydlewicz in Führung gegangen war, lief plötzlich nicht mehr viel zusammen. Nürnberg war in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft, drückte auch, „doch was nützt das uns, wenn trotzdem nichts dabei herauskommt“, sagte Nürnbergs Trainer Klaus Augenthaler. Sieben Minuten vor dem Abpfiff dann traf erneut Rydlewicz nach einem Konter für Hansa. Für die Rostocker hätte die Saison nicht besser beginnen können.

Endlich einmal die Zuschauer begeistern – dafür wurde Veh im Winter nach Rostock geholt. Er versprach besseren, schöneren Fußball. So wie Mitte der Neunzigerjahre, als Frank Pagelsdorf noch als Trainer bei Hansa arbeitete und die Menschen stolz waren auf ihren Klub. Doch irgendwie ging es dann bergab, und so mancher Nachmittag im Ostseestadion geriet für die Hansa-Fans reichlich dröge. Lienen, Zachhuber, Funkel. Diese Trainer sind sicher keine schlechten, sie haben mit Hansa ja immerhin die Klasse gehalten. Nur guten Fußball hat die Mannschaft nicht mehr gezeigt. „Mir fehlt der Spaß“, sagte Hansa Aufsichtsratsvorsitzender Horst Klinkmann. Und: „Es ist Zeit für einen Generationswechsel.“ Trotz aller finanziellen Probleme in der Fußball-Branche verpflichtete der Klub zehn neue Spieler und strich die alten Helden im Abstiegskampf aus dem Kader. Das Konzept scheint aufzugehen: vor vier Tagen beim 2:0-Auswärtssieg in München, jetzt beim 2:0-Sieg gegen Nürnberg. Plötzlich stehen da junge Männer auf dem Platz, die die Viererkette perfekt beherrschen, nebenbei aber auch guten Fußball spielen.

Da ist zum Beispiel Godfried Aduobe. Den 26-Jährigen aus Ghana holte Veh vom Zweitligisten SSV Reutlingen an die Ostsee. Schnell ist dieser Aduobe, aggressiv, ein ähnlicher Typ wie Bayern Münchens Samy Kuffour, nur noch konzentrierter. Aduobe denkt mit auf dem Platz.

Oder Marco Vorbeck. Den hatte bis vor vier Tagen niemand auf der Rechnung. Doch als Vorbeck bei Hansas 2:0-Auswärtssieg bei 1860 München ein sehr gutes Spiel machte und Hansa in seinem ersten Bundesligaspiel in Führung schoss, sprach sich sein herum. Dass Vorbeck von seinem Job etwas versteht, hat jetzt der Nürnberger Manndecker Milorad Popovic erfahren. Nach einer halben Stunde bedrängte er Vorbeck an der Seitenlinie, stand dicht hinter ihm. Plötzlich schob Vorbeck sein Gesäß heraus, drückte Popovic weg, eine kurze Körpertäuschung, noch, zwei, drei schnelle Schritte, und dann ließ Vorbeck den Nürnberger einfach stehen. Gestern hat er zwar nicht getroffen. Aber die Fans sagen, der Vorbeck spiele rotzfrech. Genau das haben sie in Rostock lange vermisst.

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