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Sport: Hansa Rostock: "Die zittern sich in die Zweite Liga"

Er ist die "kleine Lösung" geblieben, als die er vor eineinhalb Jahren von vielen begrüßt worden war. Die kleine Lösung hieß Andreas Zachhuber.

Er ist die "kleine Lösung" geblieben, als die er vor eineinhalb Jahren von vielen begrüßt worden war. Die kleine Lösung hieß Andreas Zachhuber. Hansa Rostock hatte im März des vergangenen Jahres das Arbeitsverhältnis mit dem damaligen Trainer Ewald Lienen für beendet erklärt und im gleichen Atemzug dessen Assistenten Andreas Zachhuher zum Cheftrainer gemacht. Nach drei verlorenen Spielen und 0:9 Toren ist nun auch Zachhubers Engagement beendet. Vorstandschef Eckhardt Rehberg will nun Gespräche mit potenzielle Nachfolgekandidaten führen. Offenbar ist der Verein selbst davon überrascht, wie schnell er den Fall Zachhuber zur Personalie machte.

Gerd Kische ist nicht überrascht. Der berühmteste Sohn des FC Hansa (248 Punktspiele, 63 Länderspiele für die DDR) kennt Verein und handelnde Personen wie kaum ein anderer. Kische stand Hansa Anfang der neunziger Jahre als Präsident vor, später war er als Manager tätig. "Nichts gegen Zachhuber, aber wie sich der Junge zuletzt verkauft hat, das war doch erbärmlich", sagt Kische, und schließlich waren auch "die grausamen Spiele der Mannschaft nicht mehr mitanzusehen". So gesehen habe der Verein Zachhuber "nur etwas Gutes getan". Kische schließt die Vereinsführung in seine Kritik ein. Schon in der vergangenen Spielzeit, als Hansa zum zweiten Male unter Zachhuber erst mit einem Auswärtssieg am letzten Saisonspieltag dem Abstieg entgehen konnte, war der Trainer umstritten. "Jetzt haben wohl Außenstehende den schlafmützigen Verantwortungsträgern auf die Sprünge geholfen." Kische glaubt, dass die Sponsoren des derzeit laufenden Stadionumbaus auf die Entlassung des glücklosen Zachhuber gedrängt haben. "Die werden wohl klar gesagt haben, dass sie in der kommenden Saison, wenn das Stadion fertig sein wird, nicht in der Zweiten Liga spielen wollen."

Kisches Meinung nach sei es "amateurhaft" und "fatal", dass Hansa erst jetzt Gespäche mit möglichen Nachfolgern führt. Aus dem Stegreif könne auch er keine optimale Lösung anbieten, "aber wäre ich in verantwortlicher Position, dann hätte ich mit tötlicher Sicherheit einen", sagt Kische. Der frühere Duisburger Trainer Friedhelm Funkel wäre keine schlechte Lösung. "Es muss aber nicht unbedingt ein Wessi sein", sagt Kische. "Das Gerede von Ost und West geht doch gegen den Sport." Zehn Jahre nach der Wende "braucht Hansa doch keine Angst mehr haben". Ein deutscher Trainer, der nach Spanien geht, bekommt dort Probleme, "und ein Mann aus Duisburg, der nach Rostock geht, wird auch Probleme bekommen." Wichtig sei aber, "dass derjenige, der nach Rostock kommt, dies auch ernsthaft will und dann Erfolg hat".

Kische kritisiert die seit mehreren Jahren praktizierte Transferpolitik des FC Hansa. "Die zittern sich damit in die Zweite Liga." Trotz großer Einnahmegwinne aus Verkäufen von Spielern wie Akpoborie, Beinlich, Barbarez, Rehmer oder Neuville setzt der Verein auf die Politik der kleinen Schritte. "Aber die Bundesliga ist nun mal ein Geschäft", sagt Kische, "entweder du nimmst es an, oder du hast da nichts zu suchen." Er hält nichts von einer kurzfristigen Schadensbegrenzung. Der Verein brauche jemanden, mit dem er mehr als nur gegen den Abstieg spielen kann. Seit Frank Pagelsdorf, den Kische damals nach Rostock holte, weg ist, "gibt es hier keine gute Mannschaft und keine Spielkultur mehr". Zachhuber, der vor wenigen Wochen ein Lehrgang zum Fußballtrainer erfolgreich abschloss, sei nie dieser Aufgabe gewachsen gewesen. "Wenn ich nicht lesen und schreiben kann, komme ich auch nicht an die Universität", sagt Kische, "und das gilt für viele im Verein."

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