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Trainingsfreude. Der Schweizer hat vor den Australian Open diesmal kein Vorbereitungsturnier gespielt.

© dpa

Happy Slam: Roger Federer freut sich auf Melbourne

Roger Federer ist immer noch hungrig auf Tennis - und hat für das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres in Melbourne sogar noch einmal seine Vorbereitung umgestellt. Als Topfavorit gilt er deswegen aber nicht.

Die Australian Open, so hat es Roger Federer einmal ausgedrückt, seien für ihn einfach der „Happy Slam“. Nicht nur, weil sie am anderen Ende der Welt ohnehin ein wenig lockerer und entspannter sind als anderswo und dazu noch meistens die Sonne scheint. Denn das Gefühl, wenn sich die Tennisprofis nach den langen Wochen der Saisonpause in Melbourne wiedertreffen, sei so ähnlich wie jenes früher als Schulkind nach den großen Ferien: Alle sind gut gelaunt und erholt und jeder freut sich, die anderen endlich wiederzusehen. Eben happy. Und Roger Federer wirkt in den Tagen vor Beginn des ersten Grand Slams des Jahres absolut happy. Vielleicht mehr denn je.

„Die letzten anderthalb Monate waren so entspannend“, erzählte Federer, „ich hatte wenige Verpflichtungen, kaum Pressetermine, ich konnte mich einfach mental und körperlich in Ruhe vorbereiten.“ Er hatte im Winter viel zu besprechen mit seinem Team, Federer drängte es nach Veränderung. Der 31 Jahre alte Baseler schaute zurück auf eine Saison, in der er alles erreicht hatte, was ihm noch wichtig gewesen ist. „Wieder die Nummer eins zu werden, das war ein riesiges Ziel von mir“, sagte er. Den Rekord von Pete Sampras mit insgesamt 286 Wochen an der Spitze der Weltrangliste konnte Federer tatsächlich um 16 Wochen überbieten. Nur wenige hatten ihm diesen Coup noch zugetraut angesichts der harten Konkurrenz von Novak Djokovic und Rafael Nadal. Zu Sampras hatte Federer immer aufgeschaut, ihn zu überflügeln bedeutet ihm besonders viel. Wie auch die Silbermedaille bei Olympia in London oder sein 17. Grand-Slam-Titel. Wimbledon hatte im Sommer zum siebten Mal ihm gehört, und dass Federer diesen Moment auch mit seinen Zwillingstöchtern teilen konnte, machte sein Glück perfekt.

Viel scheint sich Federer also für 2013 nicht mehr übrig gelassen zu haben. Doch jene, die ihn nun wieder löchern, wann er seine Karriere wohl beenden werde, lassen dabei das Wichtigste außer Acht: Federer liebt diesen Sport über alles. Und wie sehr ihn die Fans lieben, bekam er jüngst bei einer Schaukampf-Tour durch Südamerika zu spüren. Am liebsten hätten ihn die Fans dort auf Händen durch die Straßen getragen.

Jahr für Jahr war sein Turnierkalender derselbe gewesen, nun sei es an der Zeit, Routinen aufzubrechen und sich nicht von Gewohntem einlullen zu lassen: „Auf die Frage, ob ich hungrig und motiviert bin, wenn ich morgens aufwache und überlege, ob ich wieder stundenlang trainieren will, sage ich: absolut ja.“ Und dieses Mal hatte Federer im Winter länger trainiert als je zuvor und kein Vorbereitungsturnier gespielt. Ein Risiko, das sich in Melbourne auszahlen soll: „Ich war einfach begierig darauf, mein Spiel zu verbessern. Ich habe auf dem Platz einiges ausprobiert, und ich war viel im Kraftraum, um noch stärker zu werden.“ Ein wenig mehr Druck als gewöhnlich werde er schon spüren, wenn er am Dienstag sein erstes Match gegen den Franzosen Benoit Paire bestreitet, doch auch das macht Federer nicht nervös: „Ich habe so viel Erfahrung. Und es ist ja nicht so, dass ich ein halbes Jahr nicht mehr gespielt habe.“

So lange fehlt Nadal schon verletzt auf der Tour und so richtet sich der Fokus im Kampf um den Titel auf Djokovic und Andy Murray. Roger Federer haben die Experten dagegen nicht unbedingt auf dem Zettel, nicht nur, weil ihm eine knifflige Auslosung bevorsteht. Doch das alles kümmert Federer nicht. Es wäre ja beileibe nicht das erste Mal, dass er es jenen gezeigt hätte, die ihn schon abgeschrieben hatten.

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