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Sport: Hart und herzlich

Unter Kaiserslauterns Trainer Gerets rennt selbst Basler

Von Oliver Trust

Kaiserslautern. Das Urteil über den neuen Trainer des 1. FC Kaiserslautern steht schon nach wenigen Augenblicken fest: „Desch isch en Kerl“, sagt die Frau des Geschäftsführers Gerhard Herzog unbekümmert und blickt ihren Mann entschuldigend an. Ihr ist kein Vorwurf zu machen. Eric Gerets mit dem graumelierten Bart und den entschlossen blickenden Augen zieht vor seinem ersten Spiel am Mittwoch gegen Arminia Bielefeld viele in Kaiserslautern in seinen Bann. Der 48-jährige Belgier pfeift, klatscht und ruft. So laut, dass jeder ihn überall hört und weiß, was er will. Gerets analysiert kühl wie ein Psychiater, der Patienten taxiert und genießt die fast kindliche Bewunderung. Und er blickt unschuldig drein als er hört, dass sie sich in der Pfalz so eine Führungsfigur vorstellen. Wie ein flämischer Imperator schreitet er mit verschränkten Armen über den Platz: „Ich will Enthusiasmus vermitteln.“

Es scheint ihm zu gelingen – nicht nur bei Frau Herzog. Selten sind die Pfälzer Spieler im Training so gerannt. Gerets ruft bei jedem Pass: „Eh, dasch is zu schlapp" und diese Worte scheinen die Belegschaft des FCK wie Stromstöße zu animieren. Ihnen mögen dabei die Bilder des Uefa-Cup-Spiels der Lauterer in Eindhoven im Hinterkopf herumschwirren, als der Trainer die aufgebrachten Meute der Eindhovener Fans davon abhielt, den Platz zu stürmen. Deutsche Sportjournalisten haben ihm dafür den Fair-Play-Preis, überreicht. „Ich finde das übertrieben“, sagt er. „Es gab kein Risiko für mich. Sie haben mich sieben Jahre auf Händen getragen". Ebenso im Gedächtnis sind aber auch Bilder, die zeigen, wie kampfeslustig er Lothar Matthäus anrempelte. „Was Gerets in Eindhoven gemacht hat, ist Mut, Stärke und Charakter“, sagt Verteidiger Harry Koch.

Vieles klingt nach Respekt vor einem impulsiven Chef. „Er verlangt höchste Konzentration“, sagt Mario Basler. Gerets bestätigt die Eindrücke: „Wenn ich nicht zurückbekomme, was ich will, kann ich ein unbequemer Mensch werden". Selbst Basler läuft schneller. In den Trainingsplänen stehen keine Waldläufe mehr wie unter Andreas Brehme und Reinhard Stumpf. „Ich möchte die deutsche Kultur nicht missachten, hier spielt Physis eine Rolle. Ich werde die Übungen mit Ball machen lassen“, sagt Gerets. „Wenn du Erfolg hast und guten Fußball spielst, werden die Leute hier verrückt".

Eric Gerets genießt die Wärme, die ihm und seiner Frau Ria in der der neuen Heimat entgegengebracht wird. „Viele haben mich erkannt und mich begrüßt.“ Es spricht die andere Seite des Eric Gerets an. Nähe und Vertrautheit vermitteln. In drei, vier Tagen eintauchen in die Familie, als sei er nie woanders gewesen. „Ich brauche keine Aura. Wenn ich rein komme, dann kommt der Trainer rein, nicht ein Diktator“, sagt der Belgier und grinst wegen der Geschichten, die sein Image prägen. „Ach Matthäus“, sagt Gerets. „Auf dem Platz ist das jedes Mal Krieg. Außerhalb sind wir Freunde". Wenn er gewinnt, wird er bald viele Freunde in Kaiserslautern haben. Verliert er schon gegen Bielefeld, wird er bald feststellen wie schwer der Job ist, den er in der Pfalz übernommen hat.

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