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Sport: Harte Männer, schlappe Frauen

Wenn man sich auf sein Niveau begäbe, oder besser: herabbegäbe, könnte man über Marcelo Rios sagen, mit seinem Pferdeschwanz sehe er selbst aus wie eine Frau. Na ja, immerhin trägt er ein Hip-Hopper-Bärtchen.

Wenn man sich auf sein Niveau begäbe, oder besser: herabbegäbe, könnte man über Marcelo Rios sagen, mit seinem Pferdeschwanz sehe er selbst aus wie eine Frau. Na ja, immerhin trägt er ein Hip-Hopper-Bärtchen. Und gelegentlich stellt der chilenische Tennisprofi seine Männlichkeit mit pubertären Sprüchen unter Beweis. "Herrentennis ist unglaublich hart", hat Rios jetzt gesagt. "Bei den Frauen ist es ein Witz. Sie gewinnen bis zum Viertelfinale immer nur 6:1, 6:0."

Alle paar Jahre begibt sich ein frustrierter Tennisprofi auf die Spuren des Holländers Richard Krajicek, der einst gegen das Frauentennis pöbelte. Originell ist das nicht. Männerfußball ist auch schneller als Frauenfußball, und dass die Männer härter auf den Tennisball einschlagen als ihre weiblichen Kollegen, kommt nicht gerade überraschend. Wenn man in diesen Tagen im Fernsehen die Zusammenfassungen von den Australian Open sieht und die Ausschnitte von einem Damen-Match gleich nach denen einer Männerbegegnung kommen, ist das in etwa so, als würde man von der Formel 1 ungebremst umschalten auf den Berliner Autobahnring am Freitagnachmittag um halb fünf.

Der Grund für die immer wieder aufkommende Diskussion über Sinn und Unsinn des Frauentennis liegt darin, dass die Frauen bei großen Turnieren genauso viel verdienen wie die Männer. Gerechtfertigt ist die finanzielle Gleichbehandlung aber schon deshalb, weil das Interesse des Publikums an der Frauenkonkurrenz inzwischen größer ist als an den Spielen der harten Männern. Den Herren fehlt es an markanten Gesichtern. Die Frauen haben zumindest Anna Kurnikowa. Dass die Russin längst mehr Modell ist als Tennisspielerin, ist ein anderes Thema.

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