zum Hauptinhalt

Sport: Hasenjagd mit Hindernissen Trotz langsamer Schrittmacher läuft Boulami zum Weltrekord

Von Jörg Wenig Zürich. Eigentlich wollten sich die Kenianer in Zürich den verlorenen Rekord zurückholen.

Von Jörg Wenig

Zürich. Eigentlich wollten sich die Kenianer in Zürich den verlorenen Rekord zurückholen. Schließlich betrachten sie die 3000-m-Hindernisstrecke als so etwas wie ihr Eigentum. Durch einen ungeplanten Lauf der Dinge aber war ihnen dieser Rekord vor einem Jahr verloren gegangen. Damals, beim Golden-League-Meeting der Leichtathleten in Brüssel, war der Marokkaner Brahim Boulami 7:55,28 Minuten gelaufen, 44 Hundertstelsekunden schneller als der Kenianer Bernard Barmasai. Zum ersten Mal seit 25 Jahren hielt ein Läufer, der nicht aus Kenia kommt, den Hindernis-Weltrekord.

Dann aber lief am Freitag beim Meeting im Züricher Letzigrund wieder alles ganz anders, als es sich die Kenianer vorgestellt hatten. Es gab zwar einen Weltrekord, aber den lief abermals Brahim Boulami, und er war dabei so schnell, dass die Bestmarke in naher Zukunft auch für die besten Kenianer außer Reichweite sein dürfte. Der 30-jährige Marokkaner lief 7:53,17 Minuten vor 23 000 Zuschauern im ausverkauften Letzigrund. Ausgerechnet in Zürich – dort war Kenias Ausnahmeläufer Moses Kiptanui 1995 als Erster unter acht Minuten gelaufen.

Kiptanui saß am Freitagabend auf der Tribüne. Lange Zeit schien Boulami immer schneller zu werden, es gab keinen Gang zurück. Erst auf den letzten 200 Metern ließ das Tempo des Brahim Boulami etwas nach. „Mit guten Tempomachern müsste ich noch schneller laufen können“, sagte der Marokkaner zu mitternächtlicher Stunde. „Ich weiß nicht genau, wie schnell, vielleicht zwischen 7:52 und 7:53 Minuten.“ In Zürich war der erste Tempomacher zu langsam, sodass nach 1000 Metern die Zwischenzeit von 2:40,28 Minuten noch gut zwei Sekunden über der angepeilten Weltrekord-Durchgangszeit lag. Es war Boulami selbst, der die verlorene Zeit wieder aufholte. „Der erste Pacemaker war zu langsam. Dann merkte ich, dass auch der zweite müde wurde.“ Fast war er seinen Hasen auf die Füße getreten, ehe er sie hinter sich ließ und über drei Runden lang alleine lief.

„Der dritte Pacemaker waren dann die Zuschauer“, sagte Boulami. „Als ich nach 2000 Metern die Zeit von 5:17 sah, wusste ich, dass es reichen müsste. Dafür habe ich ein ganzes Jahr lang trainiert. Es ist wichtiger, im Letzigrund einen Weltrekord zu laufen als irgendwo anders.“ Im vergangenen Jahr war er, ebenfalls in Zürich, zum ersten Mal unter acht Minuten gelaufen und hatte die Kenianer besiegt - zum ersten Mal seit 1988 war ein Züricher Hindernissieger nicht aus Kenia gekommen. „Damals hatte ich aber noch etwas Angst vor den Kenianern, sodass ich mich nur auf meinen Endspurt verließ“, erzählte Boulami. „Ich traute mich nicht, vorher das Tempo zu verschärfen, weil ich dachte, sie würden mir folgen.“ Eine Woche später lief er in Brüssel Weltrekord.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false