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Hassenswerteste Sportarten (4): Schlickrennen

Eine weitere Sportart für Menschen, die zwar keinen Wert auf Körperhygiene legen, aber an die heilenden Kräfte von Schlammpackungen glauben.

Eine Sportart für Hochleistungsschmutzfinken: Das Schlickrennen. Im Watt, dort also, wo sich das Meer zyklisch zurückzieht und zweimal täglich eine gomorrhische Schlammfläche freigibt, verabreden sich diese Verrückten zu Wettrennen auf bizarren Gerüsten, deren Anmutung zwischen Rodelschlitten und Futterkrippen für Hirsche oszilliert.

Da jeder Trecker in diesem desolaten Geläuf versinken und jedes Zugtier, ob Pferd, ob Hund, eiligst fliehen würde, wollte man es darauf zerren, müssen die Schlamm-Fans ihre Höllenmaschinen mit eigener Muskelkraft betreiben. Wer im gräulichen Nichts des Wattenmeers das Ziel, ein Tor aus Reisigbesen, ausfindig macht, hat einen entscheidenden Vorteil. Doch auch er muss sich erst einmal unter animalischer Kraftanstrengung durch all den Modder pflügen, arglose Würmer überfahren, wird stürzen und Schlick essen müssen. Der Vorteil: Reißt ein Muskel, ist die heilende Schlammpackung schon in Reichweite. Der Nachteil: Mindestens ein Muskel reißt unter Garantie.

Doch in den Weiten des Wattenmeeres hört den Schmerzensschrei des Schlickpiloten ohnehin niemand. Das Publikum - bestehend aus Ehefrauen und Müttern, die sich voller Zorn bewusst darüber sind, dass sie den Dreck wieder rausbekommen müssen, und zufällig vorbeikommenden Rentnern - steht weit ab am Strand, sieht nichts vom Geschehen und friert. Fernsehgelder wird es, wie man aus Insiderkreisen hört, für das Schlickrennen in absehbarer Zeit nicht geben. Gar nicht mal so schade.

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