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Sport: Hauen, schimpfen, spucken: Die Serie gegen Ingolstadt wird immer brutaler

Wäre die Angelegenheit nicht so ernst, dann hätte diese Nummer durchaus komödiantisches Potenzial. Da saßen die nordamerikanischen Trainer in der Ingolstädter Eishalle und fingen plötzlich einen sauberen Streit auf Deutsch an.

Von Katrin Schulze

Wäre die Angelegenheit nicht so ernst, dann hätte diese Nummer durchaus komödiantisches Potenzial. Da saßen die nordamerikanischen Trainer in der Ingolstädter Eishalle und fingen plötzlich einen sauberen Streit auf Deutsch an. „Dass es keine Strafe gab, kann ich absolut nicht verstehen“, sagte Ingolstadts Trainer Rich Chernomaz in passablem Deutsch, und neben ihm hielt es Don Jackson kaum auf dem Sitz. „Also Rich, das war mal gar nix“, erwiderte der Eisbären-Coach in weniger gutem Deutsch. „Doch, doch“ – „niemals“ – „natürlich, ….“. Es ging in dieser Szene konkret um einen Check des Berliner Angreifers André Rankel, im Allgemeinen geht es allerdings um mehr – die Teilnahme am Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft.

Es mag sich sonderbar anhören, aber irgendwie passte Jacksons Zwist mit seinem Gegenüber nach dem 4:3-Erfolg zu diesem Freitagabend, der von so einigen Auseinandersetzungen geprägt war. Für „unmöglich“ befand es der Berliner Stürmer Sven Felski, dass ihn ein paar Ingolstädter Fans nach dem Spiel bespuckt hatten. Obendrauf flog ein voller Bierbecher in Richtung seiner Kollegen. Doch das war noch nicht alles. Eisbären-Manager Peter John Lee wusste von einem Puck zu berichten, der aus dem Publikum auf die Spielerbank seines Teams geworfen wurde. Werfen, hauen, schimpfen, spucken. Je länger die Best-of-five-Serie dauert, desto schmutziger werden die Methoden.

Nun ist es normal, dass es in den Play-offs beim Eishockey etwas rüder zugeht, doch dieses Viertelfinale stößt in eine neue Dimension vor. Da mischen sich Marketingmenschen öffentlich in den Streit ein und sprechen von Wettbewerbsverzerrung, und da lassen sich selbst sonst sehr ruhige Typen zu lauten Tönen provozieren. „Richtig aggressiv und bis zum letzten gehend – das ist Ingolstadt“, sagt der zweifache Berliner Torschütze Mads Christensen. Dabei geht in alldem Hickhack fast ein wenig unter, wie hochwertig diese Serie aus sportlicher Sicht ist. Schnell und hart sind die Spiele, spannend und aufreibend ihr Verlauf. Vor allem mit der Effektivität der Eisbären hatten nicht viele gerechnet.

Trotzdem war Ingolstadt am Freitag drauf und dran, kurz vor Schluss noch den Ausgleich zu erzielen, und nur weil die letzte Genauigkeit fehlte, braucht der Gegner jetzt nur noch einen Sieg, um in die nächste Runde einzuziehen. Don Jackson warnte allerdings: „Gewonnen ist noch gar nichts. Ich halte Ingolstadt weiterhin für sehr gefährlich.“ Der Berliner Trainer meinte damit wohl nicht nur die Mannschaft.

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