zum Hauptinhalt
Verdammt lang her. Vor zwei Jahren durfte Alexander Weiß zum letzten Mal das Trikot der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft überstreifen. Foto: City-Press

© City-Press GmbH

Sport: Hauptsache gesund

Beim Deutschland-Cup vertraut Nationaltrainer Uwe Krupp Spielern, die zuletzt in der Krise steckten

Von Katrin Schulze

Berlin - Die Gesetze des Sports sind zuweilen ganz simpel. Eine gängige Formel beispielsweise lautet: Wer in seinem Klub keine gute Leistung zeigt, darf auch nicht auf einen Einsatz in der Nationalmannschaft hoffen. Das klingt logisch, auch für Alexander Weiß. Hätte er selbst nominieren können, dann wäre Weiß am Wochenende nicht zum Deutschland-Cup nach München gefahren. So aber darf sich der Stürmer glücklich schätzen, dass immer noch Eishockey-Bundestrainer Uwe Krupp darüber entscheidet. Und der will den Profi des EHC Eisbären in seiner Mannschaft sehen. Verrückt ist das schon, „bei meiner Leistung“, sagt Weiß.

Vor gar nicht all zu langer Zeit war Alexander Weiß so etwas wie das personifizierte Elend der Eisbären. Zu Saisonbeginn schlitterte der 23-Jährige, der einst als größtes Talent der Berliner galt, seinen eigenen Ansprüchen und denen des Vereins meilenweit hinterher. Bei den Eisbären lief nicht viel zusammen, bei Alexander Weiß noch weniger. Er musste zusehen, wie sein zwei Jahre jüngerer Bruder Daniel ihn im Team überholte und wie sein Trainer ihn öffentlich kritisierte. Zuletzt hat sich Weiß – anders als sein Klub – wieder etwas berappelt. Dass es sogar für die Nationalmannschaft reicht, hat ihn selbst jedoch am meisten überrascht.

Alexander Weiß profitiert dabei von einigen verletzungsbedingten Ausfällen. Unfitte Spieler kommen Krupp nicht aufs Eis, eher übt sich der Bundestrainer in „Kreativität bei der Kaderzusammenstellung“ und gibt jungen Spielern die Chance, „sich für den engeren Kreis der WM-Kandidaten zu empfehlen“. So kommt es, dass am Freitag, wenn die Deutschen mit dem Spiel gegen Team Canada in den Deutschland-Cup starten (20 Uhr, live bei Sport 1), nur sieben Profis dabei sind, die sich bei der Heim-WM im Mai so sensationell auf den vierten Platz spielten. Die Eisbären stellen mit Weiß und Frank Hördler nur zwei Profis – andere sind verletzt oder wurden, wie Torwart Rob Zepp, nicht berücksichtigt.

Eigentlich wollte sich die Eisbären-Fraktion zu dritt auf die Reise nach München begeben, einer allerdings kreuzte am Flughafen Tegel nicht auf: Florian Busch hatte es sich kurzfristig anders überlegt – und ließ selbst seine Kollegen staunend zurück. In einem Telefonat hatte Busch den Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes zuvor informiert. „Der Zeitpunkt seiner Absage hat mich überrascht“, sagt Franz Reindl. „Dass er sich so entschieden hat, allerdings nicht.“ Offenbar plagt sich Busch schon seit Monaten mit dem Thema Nationalmannschaft.

Theoretisch wäre nach dem juristischen Hickhack infolge seiner verweigerten Dopingprobe wieder spielberechtigt, in der Praxis aber fühlt sich der 25 Jahre alte Angreifer noch nicht bereit dafür. Sportdirektor Reindl glaubt, „dass Florian Angst hat, wieder einen Fehler zu machen. Er hat Schwierigkeiten mit dem Prozedere und sieht seine Karriere gefährdet.“ Busch schützt sich vor sich selbst. Rein sportlich könnten die Deutschen ihn gebrauchen: Bei den Eisbären ist er der bislang beste Spieler der Saison.

Doch während Berlins Topscorer der Nationalmannschaft fernbleibt, stürmt einer, mit dem niemand gerechnet hatte. Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, dass Alexander Weiß zuletzt unter Wettbewerbsbedingungen für die Deutschen auflief. Nun bekommt er wieder „eine super Gelegenheit, mich dauerhaft ins Team zu spielen“, sagt er. Weiß probiert den umgekehrten Weg. Durch gute Leistungen in der Nationalmannschaft erhofft er sich auch einen Schub in seinem Klub.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false