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Sport: Hauptsache oben

Das Spiel gegen Frankfurt entscheidet über Herthas Hinrundenbilanz

Berlin - Gestern blickte Arne Friedrich in die Zukunft: Hertha BSC sah er dort in der Champions League und sich als „Persönlichkeit und Führungsspieler“, umringt von nicht mehr allzu jungen Spielern. Dabei hatte der 27 Jahre alte Kapitän in der jüngsten Vergangenheit, nämlich vorgestern, seinen Vertrag geändert. Der Kontrakt läuft nun bis 2009, auch wenn Hertha sich nicht für internationale Wettbewerbe qualifiziert. Friedrich setzt dennoch auf Entwicklung. In der Gegenwart, vor dem letzten Heimspiel der Hinrunde gegen Eintracht Frankfurt am heutigen Samstag (Olympiastadion, 15.30 Uhr), hat Hertha den Anschluss an die Spitzengruppe bereits verloren.

„Erst mit einem Sieg ist es eine gute Hinrunde“, sagt Manager Dieter Hoeneß. Nach zuletzt zwei Niederlagen in Bremen und Leverkusen würde eine Niederlage die gesamte Hinrundenbilanz vermiesen. Mit Bielefeld, Leverkusen und Dortmund ist das obere Mittelfeld der Liga nur zwei Punkte entfernt. Nach dem letzten Heimsieg gegen Aachen hatte sich Hoeneß noch zum Weizen der Liga gezählt, die Spreu sah er davon schon etwas getrennt. Tatsächlich lässt sich Herthas spielerische Klasse nicht mit der des Spitzenquartetts vergleichen.

Zu viele Spieler blieben in der Hinrunde unter ihren Möglichkeiten. Auf der Linie schwächelte Christian Fiedler so lange, bis Trainer Falko Götz ihn für Punktverluste verantwortlich machte. Die Defensive leistete sich haarsträubende Fehler, die lange mit der Unerfahrenheit der Spieler entschuldigt wurden. Junge Spieler wie Sofian Chahed, Kevin-Prince Boateng und Malik Fathi stocken derzeit in ihrer Entwicklung. Chahed sieht sich in der „Übergangsphase vom Talent zum Bundesligaspieler“. Diese sei nach 50 Spielen abgeschlossen, noch fehlen ihm 13 Einsätze.

Fathi darf sich bereits guten Gewissens einen Bundesligaspieler, selbst Nationalspieler nennen, doch auch er war zuletzt außer Form. Auch Boateng landete in der Hinrunde im Notizbuch von Bundestrainer Joachim Löw, der 19-Jährige gilt als einer der größten Talente des deutschen Fußballs. Da er dies am allerbesten zu wissen scheint, gönnte ihm Götz in Leverkusen eine Denkpause.

„Ohne die individuellen Fehler würden wir oben stehen“, sagte Hoeneß zuletzt. Dabei gibt es beim Tabellenfünften bislang wenig spielerische Überraschungen. Ashkan Dejagah gehört dazu. Der 20-Jährige hat sich in der Verletzungspause von Yildiray Bastürk ins Team gespielt. Einen festen Platz hat dort auch Pal Dardai, der bislang überzeugt. Der einzig überragende Spieler war jedoch Stürmer Marko Pantelic, der zehn – teilweise wunderschöne – Tore erzielte. Er machte den eigentlichen Unterschied gegenüber dem Bundesliga-Mittelfeld aus.

Gegen Frankfurt wird der Serbe wieder an der Seite von Christian Gimenez stürmen. Der Argentinier, den Hertha vor der Saison von Olympique Marseille auslieh, hat seine Wadenverletzung überwunden. Er braucht Tore, damit der Klub ihn noch kauft. Gegen Frankfurt wird der Strafraumspieler gebraucht.

Hertha muss in der Defensive auf den verletzten Dick van Burik und die gesperrten Christopher Samba und Chahed verzichten. Trainer Götz setzt auf Offensive, „wir werden das Powerplay brauchen“. Bei einem Sieg mit drei Toren lockt gar die „Herbstheimmeisterschaft“. Frankfurt ist spielerisch unterlegen. Dennoch können die Berliner von den Hessen, die gerade aus dem Uefa-Cup ausgeschieden sind, lernen: wie man aus Misserfolgen Selbstbewusstsein schöpft.

Stefan Tillmann

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