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HAWK-EYE: Folge 2: Twittern verboten

Jedes Grand-Slam-Turnier ist eine kleine Welt für sich. Von Eindrücken, Kuriositäten und kleinen Geschichten am Rande der US Open erzählt an dieser Stelle täglich Anke Myrrhe, live aus New York.

Twittern ist in. Auch unter Tennisspielern. Viele von ihnen nutzen die Internetplattform inzwischen, um ihren Fans auf schnellem Wege Neuigkeiten zu verkünden. So verbeitet zum Beispiel Sabine Lisicki auf diesem Wege alle zwei, drei Tage wie es ihr geht, was die Verletzung macht, an welcher Position sie gesetzt ist oder gegen wen sie spielt – eben alles, was den interessierten Anhänger interessieren könnte.

Serena Williams nutzt die Seite etwas interaktiver und fragte beispielsweise ihre „Follower“ vor ihrem Erstrundenmatch bei den US Open, welchen Song sie zur Einstimmung auf das Match hören solle. „Der Song muss voller Energie sein“, schrieb sie, „alt oder neu.“ Geradezu besessen von der neuen Kontaktmöglichkeit scheint jedoch Andy Roddick zu sein. Er twittert teilweise im Minutentakt und verabschiedet sich sogar offiziell bei seinen Anhängern, wenn er eben mal „ein paar Bälle schlagen“ geht.

Kein Wunder, dass es vor allem der äußerst komödiantisch veranlagte Roddick war, der sich offen über die Twitter-Warnung lustig machte, die die US Open in diesem Jahr an die Profis ausgegeben haben: Sie wurden aufgefordert, keine Interna oder Geheimnisse via Twitter zu verbreiten, auch um durch die Bekanntgabe einer Verletzung nicht die Wettquoten zu beeinflussen.

Macht Twitter aus ihm einen gläsernen Athleten? Andy Roddick fand das irre komisch. „Ich finde es lahm, das die US Open versuchen, unser Zwitschern zu regulieren“, schrieb er auf seiner Seite und ließ sich in der Pressekonferenz darüber aus, dass er schon ziemlich dämlich sein müsste „inside info“ über Twitter zu verbreiten. „Das wäre doch der letzte Ort, wo ich Insider-Informationen platzieren würde, oder? Auf einer öffentlichen Seite, wo sie alle sehen können…“

Das Lustige an der Geschichte ist, dass die US Open auf der offiziellen Website des Turniers einen Link zu Andy Roddicks Twitter-Seite gesetzt haben und selbst Informationen via Twitter verbreiten. "Warum sollten wir dann damit aufhören?", dachten wohl die meisten Profis, denn der Effekt der Warnung war lediglich, dass alle nicht mehr nur über Twitter twitterten sondern auch im „Real live“ eifrig über Twitter gezwitschert wurde – und die Seiten der Spieler dadurch so oft besucht wurden wie nie zuvor.

Twitter tut nicht weh. Es ist eine Kommunikationsmöglichkeit für alle und die Spieler geben darauf nicht mehr Informationen preis, als sie es auf einer Website, bei Facebook oder ähnlichen Portalen tun könnten. Anna-Lena Grönefeld wurde beispielsweise über Facebook von ihrem Mixed-Partner Mark Knowles angeprochen – und hat daraufhin mit ihm Wimbledon gewonnen. Ist das nicht eine schöne Geschichte für ein Turnier?

Und genau betrachtet, sind die Andy Roddicks doch die Ausnahme. Als „nicht so der Typ dafür", beschrieb sich Thomas Haas kürzlich.  "Ich finde ein paar Sachen sollten doch auch persönlich bleiben.“ Und auf Andy Roddicks Seite braucht er schon gar nicht gehen, denn: „Wenn ich etwas von ihm wissen will, dann frage ich ihn einfach.“ Oldschool quasi. Auch gut. Eben jeder wie er will.

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