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Heiko Schaffartzik: Zufriedenheit lernen

Der Basketballer Heiko Schaffartzik wollte zu früh zu viel – nun ist er in Braunschweig gelassener geworden.

Berlin - Natürlich kamen die Anrufe aus Griechenland, aus Spanien. 23 Punkte gegen die Griechen, 18 Punkte gegen die Kroaten, traumhafte Quoten von der Dreierlinie – Heiko Schaffartzik hatte eine so starke Basketball-Europameisterschaft mit dem deutschen Nationalteam gespielt, dass sich plötzlich auch Klubs aus den besten Ligen Europas bei seinem Berater, dem ehemaligen Alba-Profi Marko Pesic, meldeten. Das große Geld lockte – Schaffartzik aber ließen die Angebote kalt. „Ich habe mich damit nicht beschäftigt“, sagt der 25-Jährige. Früher hätte der Aufbauspieler, der heute (17 Uhr, Arena am Ostbahnhof) mit Braunschweig bei Alba Berlin antritt, wohl anders reagiert. Doch 2009 ist Schaffartzik gelassener geworden.

„Obwohl Heiko erst 25 Jahre alt ist, hat er als Profi schon sehr viele Erfahrungen gemacht – positive wie negative“, sagt Marko Pesic. „Sein Talent wurde aber nie infrage gestellt.“ Seine professionelle Einstellung schon. Schaffartzik brillierte oft mit Distanzwürfen; ein Spiel wirklich zu lenken, gelang ihm am Anfang seiner Karriere weniger gut. In Gießen wurde er 2004 gefeuert, nachdem er mit Marihuana erwischt worden war. Auch wenn das lange her ist, schwingt bei Marko Pesic auch Stolz mit, wenn er sagt: „Heiko hat es geschafft, das ganze Jahr eine sportliche und private Reife an den Tag zu legen.“ Zurzeit ist der gebürtige Berliner mit knapp zwölf Punkten pro Spiel der zweitbeste deutsche Werfer der Bundesliga, Braunschweig führte er zu Saisonbeginn zu sechs Siegen in den ersten sieben Spielen. Mittlerweile hat die Mannschaft allerdings vier der vergangenen fünf Partien verloren. „Wir haben uns auf den Erfolgen ausgeruht“, sagt Schaffartzik. „Die ersten drei Spiele waren sehr gut, dann haben wir keine Fortschritte mehr gemacht.“ Auch mit der eigenen Leistung war er nicht zufrieden. Dabei hat er zuletzt genau das gelernt: zufrieden zu sein.

„Als ich das erste Mal in Gießen war, wollte ich alles, jetzt, hier, sofort“, sagt Schaffartzik. „Aber wenn man sich ständig fragt, wieso man immer noch nicht in der Europaliga spielt, dann macht man es sich selbst sehr schwer.“ Die Europaliga ist immer noch sein Ziel, jetzt will er es aber Schritt für Schritt erreichen. In der vergangenen Saison spielte er in Gießen für einen Klub, der die ganze Saison gegen den Abstieg kämpfte. Jetzt steht er noch bis zum Ende der kommenden Saison beim Play-off-Kandidaten Braunschweig unter Vertrag. Auch deshalb wurden die Interessenten aus Südeuropa im Sommer von Marko Pesic abgewiesen. „Heiko muss die Saison erst mal gut zu Ende spielen und dann seine Leistungen bei der WM bestätigen“, sagt Pesic. „Dann wird er irgendwann automatisch wieder für Mannschaften in Südeuropa interessant.“

Auch Schaffartzik denkt noch nicht daran, bei der WM gegen die Stars aus den USA oder Spanien aufzutrumpfen. „Die WM ist sehr weit weg“, sagt er. Zunächst einmal ist sein Team, das vom ehemaligen Alba-Profi Sebastian Machowski trainiert wird, heute krasser Außenseiter. „Es ist etwas Besonderes, gegen Alba zu spielen“, sagt Schaffartzik. „Aber weniger, weil ich aus Berlin komme, sondern weil wir in der beste Arena Europas gegen die beste Mannschaft Deutschlands spielen.“ Schon zwei Tage später tritt Braunschweig zu Hause gegen Göttingen an, Heiko Schaffartzik hat deswegen auch keine Zeit, seiner Familie in Berlin nach dem Alba-Spiel einen längeren Besuch abzustatten. „Das wäre unprofessionell“, sagt er.

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