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Sport: Heile Welt für Sekunden

Ein Siegtor, das dann doch keins war: Der HSV muss sich mit einem 1:1 gegen Hannover zufrieden geben

Kurz vor Schluss schien sich alles zum Guten zu wenden für den Hamburger SV. Da hatte Piotr Trochowski, erst spät für Rafael van der Vaart eingewechselt, nicht lange gefackelt und mit einem prächtigen Schrägschuss den Ball im Tornetz untergebracht. Die HSVFans lagen sich in den Armen, der erhoffte Heimsieg gegen Hannover 96 war so gut wie besiegelt. Heile Welt in Hamburg. Aber nur für Sekunden. In all dem erlösenden Jubel auf den Rängen war der Pfiff des Schiedsrichters untergegangen. Wolfgang Stark aus Landshut hatte in Gemeinschaftsarbeit mit seinem Assistenten auf Abseits entschieden. Und Stark, der das Spiel ansonsten eher konfus leitete, lag mit dieser Entscheidung richtig. Daniel van Buyten hatte im Fünfmeterraum Hannovers Torwart Robert Enke irritiert und dadurch das passive Abseits aufgelöst. So blieb es beim 1:1 (1:1), es war der erste Punkteverlust der Saison für den HSV. „Wir hätten mehr verdient gehabt“, ärgerte sich Hamburgs Mittelfeldspieler David Jarolim.

Dabei war es genau genommen sogar ein Punktgewinn für den HSV. Die vier Spiele in den beiden vorangegangen Spielzeiten hatte Hannover nämlich allesamt gewonnen. Auch diesmal gingen die Niedersachsen wieder in Führung, doch schon vier Minuten nach Jiri Stajners Treffer gelang Mehdi Mahdavikia der Ausgleich. „Hätten wir die Führung länger gehalten, wäre das unserer Spielweise sehr entgegen gekommen“, bedauerte Hannovers Trainer Ewald Lienen. Immerhin: Seine Elf hat dem HSV nicht nur die ersten Punkte in dieser Saison genommen, sondern dem Gegner nach insgesamt 198 Spielminuten auch das erste Gegentor beigebracht.

Den Stil der Gäste prägte über 90 Minuten eine freudlose Nüchternheit. Ohne Effekthascherei arbeiteten die Hannoveraner zweckmäßig, mitunter schien die Methode der 96er auch ermüdend auf den HSV zu wirken. Zusätzlich ermüdend, wie David Jarolim erkannte. „Wir haben ein schweres Programm hinter uns, da kannst du nicht dauernd Pressing spielen“, sagte der Tscheche unter dem Eindruck, dass der HSV im UI-Cup-Finale beim FC Valencia offenbar viel Kraft gelassen hat. Gerade den Leistungsträgern wie van der Vaart oder Barbarez war die Belastung anzumerken. Sie konnten keine entscheidenden Akzente setzen, in den Aktionen Mann gegen Mann wurde ihre Kraftlosigkeit mehrfach offenkundig.

Ein wenig Pech hatte der HSV auch. Mehdi Mahdavikia, eigentlich schon aussortiert aus dem Kader, jetzt aber immer mehr ein belebendes Element in der Elf, setzte eine Viertelstunde vor Schluss aus rund 14 Metern einen Kopfball an die Querlatte. „Mehdi ist ein richtig wichtiger Spieler für den HSV, wir werden ihn nicht abgeben“, sagte HSV-Trainer Thomas Doll. Vor ein paar Wochen hatte er noch ganz anders geklungen.

Das Hamburger Publikum hatte indes den Schuldigen dafür ausgemacht, warum es mit dem dritten Sieg in Serie nicht klappte: Schiedsrichter Stark. Der Unparteiische aus Landshut verstimmte die Anhänger der Heimmannschaft mit einigen zweifelhaften und bisweilen nicht nachvollziehbaren Entscheidungen. Aber nicht nur der HSV, auch die Hannoveraner fühlten sich durch Stark benachteiligt. Deren Profi Altin Lala stellte nachher jedenfalls mit einiger Süffisanz fest: „Viele seiner Entscheidungen waren auch richtig.“ Kann man die Leistung eines Schiedsrichters schöner kritisieren?

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