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Sport: Heiligabend im Kraftraum

Basketballer John Best bereitet sich auf Albas nächste Spiele vor – die finden erstmals zwischen den Feiertagen statt

Berlin. Den Heiligen Abend verbringt John Best wahrscheinlich im Kraftraum und abends vor dem Computer. „Ich bin ganz allein in Berlin, da werde ich wohl im Internet surfen“, scherzt der US-amerikanische Basketballprofi von Alba Berlin. Seine Frau und seine drei Kinder sind zu Verwandten in die Heimat geflogen, Best konnte nicht mitreisen. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren muss der Deutsche Meister auch zwischen Weihnachten und Neujahr spielen. Weil die Liga von 14 auf 16 Teams aufgestockt wurde und deshalb vier Spieltage mehr zu absolvieren sind, setzte die Basketball-Bundesliga auch für diesen Zeitraum Spiele an. Alba tritt am Samstag beim Tabellenführer Skyliners Frankfurt an und empfängt am kommenden Dienstag TSK Würzburg. Vor einem Jahr pausierte die Bundesliga wegen des All-Star-Days Anfang Januar sogar drei Wochen – nun wird im Drei- bis Fünf-Tage-Rhythmus gespielt.

Heiligabend haben Albas Spieler trainingsfrei, am ersten Feiertag versammelt Trainer Emir Mutapcic sein Team abends wieder in der Max-Schmeling-Halle. Der 26. Dezember hat dann mit weihnachtlicher Besinnung gar nichts mehr tun. Wenn die Familie Stollen isst, trainieren sich die Ehemänner und Väter die paar Gramm Weihnachtsspeck schon wieder ab. Abends geht es bereits nach Frankfurt. „Normalerweise wäre ich auch in die USA geflogen", sagt Best, „aber das ist okay, ich bin ja Moslem und feiere sowieso nicht. Vielleicht gehe ich abends mit DeJuan Collins essen.“ Die Familie des Spielmachers verbringt die freien Tage ebenfalls in Nordamerika. Eine Bescherung mit Weihnachtsliedern und Kindern hat Collins durchaus erlebt – aber eben nicht mit seinen eigenen Kindern, sondern mit denen auf der Kinderkrebsstation des Virchow-Klinikums. Am Montag brachten Albas Basketballer wie jedes Jahr Geschenke vorbei und feierten mit den kleinen Patienten.

Während Best heute aus Langeweile sogar freiwillig den Kraftraum aufsuchen will, sieht Emir Mutapcic die körperliche Ertüchtigung an Weihnachten, im Eishockey längst üblich, weniger gelassen. „Wir sind auch Menschen. Wir wollen auch Weihnachten feiern“, sagt der Trainer frustriert. Nun bleibt ihm nur „ein Tag ohne Basketball und ohne Probleme“. Die Probleme sind die zahlreichen Verletzten, denen eine Pause besonders gut getan hätte. Die nächste Chance zu einer mehrtägigen Regeneration biete sich nun erst „nach Saisonende im Juni“, klagt Mutapcic. Ein Verein mit mehreren Nationalspielern sei besonders betroffen. Albas Trio Pesic, Demirel und Garris hatte wegen der Europameisterschaft schon im Sommer kaum eine Pause.

Neiderfüllt blickt Mutapcic nach Braunschweig, „die haben fünf, sechs Tage frei“, weil beide jetzt anstehenden Spiele auf März verlegt wurden. „Wir haben Würzburg zu Saisonbeginn vorgeschlagen, das Spiel schon im Oktober auszutragen. Aber Würzburg hat das nicht akzeptiert.“ Würzburg, am Dienstag Albas Gegner, hätte dann innerhalb einer Woche gegen Vizemeister Bamberg und Meister Alba spielen müssen.

Am liebsten wäre es Alba gewesen, wenn Anfang Oktober, vor Beginn der Europaliga-Saison, die gesamte Bundesliga zweimal im Freitag-Sonntag-Rhythmus gespielt hätte – und die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester dem Feiern vorbehalten gewesen wäre. Dieser Vorschlag ist laut Mutapcic an der fehlenden Zustimmung des Fernsehens gescheitert. „Über die Planung muss bei der Trainertagung im neuen Jahr diskutiert werden", sagt Mutapcic, „wir müssen aufpassen, dass wir auch Zeit haben, uns zu erholen.“

Helen Ruwald

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