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Ob Sascha Burchert, Torhüter von Hertha BSC, am Samstag beim Gastspiel gegen die Gladbacher genauso jubeln kann wie hier im März gegen Duisburg, wird sich zeigen.

© dpa

Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach: Was Hertha von Dortmund lernen kann

Herthas Trainer Jos Luhukay hat vor zwei Wochen beobachtet, wie der BVB Borussia Mönchengladbach beherrscht hat. Das soll seine Mannschaft am Wochenende auch schaffen.

Die Haarfarbe stimmte einigermaßen, aber der Rest? Frisur? Statur? Größe? Sascha Burchert, der Torhüter von Hertha BSC, wird nur schwerlich als Double von Marc-André ter Stegen, seinem Kollegen bei Borussia Mönchengladbach, durchgehen, doch genau das sollte Burchert beim Training des Berliner Fußball-Bundesligisten spielen. Am Samstag empfängt Hertha die Gladbacher mit ihrem Torhüter ter Stegen zum Gastspiel im Olympiastadion, und eben diesen Fall hat Trainer Jos Luhukay am Mittwoch auf dem Schenckendorff-Platz, soweit es geht, imitieren lassen.

Die Versuchsanordnung im Training sieht so aus: Auf halbem Feld spielen zehn gegen zehn, 30 Meter vor dem Tor hat Luhukay zudem eine gestrichelte Linie auf den Platz malen lassen. 30 Meter vor dem Tor postieren die Gladbacher die erste ihrer beiden Viererketten, und die wird Hertha überwinden müssen, wenn die Mannschaft am Wochenende ihren vierten Heimsieg erringen will. „Wenn wir als Team funktionieren, haben wir so viel Qualität, dass wir auch Gladbach schlagen können“, sagt Luhukay.

Herthas Trainer hat den Gegner, derzeit immerhin Tabellenvierter der Bundesliga, vor knapp zwei Wochen bei dessen Heimspiel gegen Borussia Dortmund beobachtet. Dass er sich ausgerechnet diese Begegnung ausgesucht hat, könnte sich noch als gute Wahl erweisen - weil sie Luhukay ein paar wertvolle Hinweise für die eigene Herangehensweise gegen die Gladbacher geliefert haben könnte. Die Dortmunder verloren das Spiel zwar 0:2, doch vor allem in der ersten Halbzeit beherrschten sie die Heimmannschaft so, wie es Luhukay am Samstag auch für sein Team vorschwebt. „Gladbach hatte gegen Dortmund zehn Ballverluste im Spielaufbau“, sagt er. „Das müssen wir auch schaffen.“

Also treibt er seine Spieler im Training zur Attacke. Sie sollen in hohem Tempo auf den ballführenden Spieler draufgehen, in dessen Umfeld Überzahl schaffen und ihn zu Panikaktionen verleiten. „Der Gegner muss spüren, dass wir da sind“, sagt Luhukay. „Wir müssen immer wieder versuchen, ihn tief zu halten, aktiv nach vorne pressen, um ihn zu Fehlern zu zwingen.“

Herthas Trainer hat Borussias Spiel weitgehend entschlüsselt. Torhüter ter Stegen schlägt die Bälle nie ins Zentrum, sondern immer auf einen der beiden offensiven Außen. Darauf können sich Herthas Außenverteidiger einstellen. Bei eigenen Angriffen hingegen brauche es Hertha gar nicht erst durch die Mitte zu versuchen - „da warten sie nur drauf“, sagt Luhukay. Und genau da lauert für Hertha die größte Gefahr: Bei Balleroberung im Zentrum schalten die Gladbacher schnell um und bringen Max Kruse oder den früheren Herthaner Raffael in Position. Über die Außenbahnen hingegen ist die Borussia laut Luhukay anfällig, „wenn sich unsere Außenverteidiger mutig verhalten“. Gerade Juan Arango ist dafür bekannt, dass er die defensiven Aufgaben eines Mittelfeldspielers eher wenig schätzt und den linken Außenverteidiger hinter sich nur dezent unterstützt.

Luhukay hat in seinem Kader einen Spieler, der ihm vermutlich noch ein paar weitere Details über den kommenden Gegner verraten können. Aber auf die Expertise von Tolga Cigerci, der in der vorigen Saison noch in Mönchengladbach unter Vertrag stand, hat der Holländer bisher verzichtet. Es ist auch nicht so, dass es in Borussias Spiel noch größere Geheimnisse zu entdecken gibt. „Wir wissen, was auf uns zukommt“, sagt Luhukay. Trotzdem gilt das Team von Trainer Lucien Favre ligaweit als unbequemer und schwer zu bespielender Gegner. „Sie verzichten auf Ballbesitz, um uns vom Kopf her das Gefühl zu geben, dass wir dominant sind“, sagt Herthas Trainer über die Gladbacher. „Aber ich traue uns zu, dass wir in Phasen dominant sind.“

Am Ende der Übung versammelt Luhukay seine Spieler noch einmal um sich. Die Kernbotschaft seiner abschließenden Grundsatzrede lautet: „Wir sind gleichwertig.“ Wer Frankfurt beherrscht habe, auch Hamburg, Stuttgart und Hannover, der müsse Gladbach nicht fürchten. Die Einheit vom Mittwoch hat Jos Luhukay in dieser Ansicht sogar noch bestärkt. „Das Training fand ich sehr gut“, sagt Herthas Trainer. „Das ist auch wichtig, damit die Spieler am Samstag mit Vertrauen ins Spiel gehen.“

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