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SC Magdeburg - TUSEM Essen

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Heinevetter kommt: Mit Herz und Schmerz

Nationaltorhüter Silvio Heinevetter verzichtet für Berlin auf das große Geld – die Füchse müssen für den Neuzugang dennoch an die finanzielle Grenze gehen

Beinahe hätte Bob Hanning das Wichtigste vergessen. Aber da saß ja noch Silvio Heinevetter neben ihm. „Du, wir müssen den Vertrag noch unterschreiben“, sagte der 24-Jährige, nachdem er den Geschäftsführer der Füchse Berlin diskret mit dem rechten Ellenbogen angestoßen hatte. Schließlich besiegelten beide in einem Berliner Hotel, was bereits seit Wochen nur noch eine Formsache zu sein schien: Heinevetter, seit 2005 Torhüter in Diensten des SC Magdeburg, bindet sich ab der kommenden Saison für zwei Jahre an den Berliner Handball-Erstligisten. Stolz präsentierte der Nationaltorhüter daraufhin, nachdem seine offizielle Vorstellung beendet war, ein blaues Füchse-Trikot mit der Nummer 12 und seinem aufgedruckten Namen. „Es ist keine Entscheidung gegen Magdeburg, es ist eine für das Projekt Berlin“, hatte Heinevetter zuvor seinen Wechsel begründet. Er gab zugleich auch mit etwas Skepsis zu, dass er noch nicht wisse, wie die Fans in Magdeburg darauf reagieren würden. „Ich hoffe, ich muss jetzt nicht Spießruten laufen“, sagte Heinevetter und versicherte: „Natürlich werde ich mich zu einhundert Prozent bis zum letzten Spieltag der Saison für den SCM einsetzen.“

So, wie es der in Bad Langensalza geborene achtmalige Nationaltorhüter beim 34:27 der Magdeburger Ende September in der heimischen Bördelandhalle gegen die Füchse getan hat. „Ich bin ein sehr emotionaler Spieler, der während einer solchen Bundesligapartie nicht an Verträge oder die Zukunft denkt“, erklärte er seinen Auftritt. In diesem Spiel, das von Heinevetters Glanztaten maßgeblich geprägt wurde, konnten die Füchse live erleben, welch eine Verstärkung durch ihn möglich sein wird. Die Frage war nur, ob sich der Publikumsliebling der Magdeburger für das finanziell viel bessere Angebot der Rhein-Neckar-Löwen, einen neuen Vertrag beim SC Magdeburg oder die für ihn „reizvolle Offerte der Füchse“ entscheiden würde. „Vom Typ her passe ich ohnehin gut nach Berlin. Als Ossi will man ja wenigstens in der Region bleiben.“

Auf eine positive Entscheidung zugunsten Berlins konnte auch Hanning nur hoffen. Umso erleichterter verkündete er: „Ich bin sehr froh, dass uns dieser Coup gelungen ist.“ Er verhehlte nicht, dass die Füchse finanziell bis an die Schmerzgrenze gegangen sind und der Transfer nur durch einen privaten Sponsor möglich wurde. „Es wird nicht unser letzter Schritt gewesen sein“, kündigte Hanning an. „Dass wir einen Abwehrchef und einen Linkshänder suchen, ist ja kein Geheimnis.“ Nur, Spieler von der Klasse eines Silvio Heinevetter, die in den finanziellen Rahmen der Füchse passen, gäbe der Markt nicht genügend her. Bob Hanning stellte klar, dass es keinen Sinn mache, mit großen Teams mitbieten zu wollen. „Die Schraube ist überdreht“, sagte er, die Bundesliga müsse sich selbst regulieren. „Wenn wir mit finanziell solider Arbeit momentan Mittelmaß sind, bin ich auf dieses Mittelmaß stolz.“ Die Art und Weise der Verpflichtung des zweiten Top-Torhüters nach Petr Stochl fällt für ihn unter die Kategorie „organisches Wachstum“. Heinevetter nennt Hanning aber auch deshalb als Glücksgriff, weil er mehr ist als nur ein guter Torhüter. „Er lebt Emotionen, kann eine Abwehr vor sich so richtig antreiben“, sagte Hanning. „Silvio ist im positiven Sinne verrückt.“

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