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Weiß und weise. Heinz Striek diente Hertha in vielen Funktionen. Nun ist er 93-jährig verstorben.

© Mike Wolff

Heinz Striek: Hertha gutes Gewissen

Heinz Striek ist gestorben. Der SPD-Politiker und langjährige Herthaner wurde 93 Jahre alt. Er diente dem Klub als Schatzmeister, Vizepräsident und zuletzt als Ältestenratsvorsitzender. Ein Nachruf.

Die meisten Fußballer aus dem aktuellen Profikader von Hertha BSC werden Heinz Striek nicht kennen. Striek war ein feingliedriger, kleiner Herr mit schlohweißem Haar, der leicht zu übersehen war. Striek hielt sich bewusst im Hintergrund. In den vergangenen Jahren trat er noch als Vorsitzender des Ältestenrates im Verein in Erscheinung. Wenn er auf den Mitgliederversammlungen seine Mitteilungen machte, hatten die Profispieler die Veranstaltung längst verlassen. Striek störte es nicht, er brauchte weder deren Anwesenheit noch Nähe. Striek war mehr als sie, er war so etwas wie das gute Gewissen des Vereins.

Am vergangenen Wochenende ist Heinz Striek verstorben. 93 Jahre ist er alt geworden. Er hinterlässt eine Frau, mit der er mehr als 70 Jahre verheiratet war, sowie drei Kinder, zahlreiche Enkel und Urenkel. Gestern informierte der Verein die Öffentlichkeit über den Tod.

Bis zuletzt war Heinz Striek im Verein aktiv. Erst im vergangenen Jahr war sein langjähriger Mitstreiter, Herthas ehemaliger Präsident Wolfgang Holst, verstorben. Heinz Striek diente Hertha auch als Schatzmeister und Vizepräsident. Dafür ist er hoch dekoriert worden bis hin zur Goldenen Vereinsnadel mit Brillanten und dem Ehrenring. Doch die höchste Auszeichnung erlebte sein Fanherz bereits als 13-Jähriger. Als Hertha 1931 das letzte Mal die Deutsche Meisterschaft gewann (3:2 im Finale gegen 1860 München), war Striek dabei, als die Mannschaft mit dem Zug Paris-Warschau aus Köln kommend den Bahnhof Berlin-Friedrich erreichte.

„Hertha BSC verneigt sich vor der Lebensleistung von Heinz Striek“, ließ sich gestern Vereinspräsident Werner Gegenbauer in einer Pressemitteilung zitieren. Heinz Striek war bis in seine letzten Tage ein wacher Geist. „Das Alter ist für mich keine Last“, sagte er anlässlich seines 90. Geburtstages, den er in seinem Haus in Nikolassee beging. Die großen und lauten Worte überließ er gern anderen. Als Hertha nach der Jahrtausendwende in wirtschaftliche Turbulenzen geriet, blieb er auf kritische Distanz zum seinerzeit bei Hertha allmächtigen Dieter Hoeneß, der in Gegenbauer jahrelang einen starken Freund und Beschützer an seiner Seite wusste – bis es nicht mehr ging. Als sich Hertha im Sommer vor zwei Jahren von Hoeneß trennte, bemerkte Striek: „Das wird Kräfte freisetzen bei den Mitarbeitern der Geschäftsstelle. Jeder braucht doch mal ein gutes Wort. Soviel ich weiß, war Herr Hoeneß dazu nicht in der Lage.“

Geprägt hat Striek sein politisches Leben. Striek war ein sozialdemokratisches Urgestein. 1946 trat er in die SPD ein, war bis 1953 in Friedrichshain aktiv, doch nach dem Volksaufstand am 17. Juni siedelte er in den Westen der Stadt über. Nach dem Einzug ins Abgeordnetenhaus machte der gelernte Steuerberater zügig Karriere. 1958 rückte er zum Geschäftsführer der SPD-Fraktion auf, wurde ein Jahr nach dem Mauerbau Finanz-Staatssekretär im Senat von Willy Brandt. Von 1967 bis 1975 war Striek Finanzsenator, zuerst unter dem Regierenden Bürgermeister Heinrich Albertz, dann bei Klaus Schütz. Der Skandal um den Steglitzer Kreisel kostete Striek 1975 das Regierungsamt, obwohl ihn die Richter vom Verdacht der uneidlichen Falschaussage freisprachen. Bis 1985 blieb Striek Mitglied des Abgeordnetenhauses. Er war Stadtältester von Berlin. Heinz Striek erhält deshalb ein Ehrengrab.

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