zum Hauptinhalt

Sport: Held geheilt

Von Erik Eggers Für seine Heilung hat ganz England gebetet. Selbst die Queen ließ mitteilen, wie sehr sie sich sorgte.

Von Erik Eggers

Für seine Heilung hat ganz England gebetet. Selbst die Queen ließ mitteilen, wie sehr sie sich sorgte. Zeitungen widmeten ihm ganze Titelseiten; belichteten ihn von oben, von unten, von beiden Seiten. Es hat geholfen. Rechtzeitig zum WM-Auftakt am Sonntag gegen Schweden hat David Beckham seinen Mittelfußbruch auskuriert. Am Dienstag absolvierte er einen einstündigen Belastungstest im englischen Quartier in Tsuna schmerzfrei und stieg danach bereits ins Mannschaftstraining ein. „Er konnte alle Übungen absolvieren – Freistöße, Ecken, Torschüsse und Sprints“, sagte Englands schwedischer Trainer Sven-Göran Eriksson. „Wenn er keinen Rückschlag mehr erleidet, wird er gegen Schweden spielen können.“

Der Täter hat sich entschuldigt. Ein Argentinier ns Duscher, der ihm im April den linken Mittelfußknochen mit einer grausamen Grätsche zertrümmert hatte. „Im zweiten Anlauf ist Beckham gefallen“, schrieb die spanische Zeitung „Marca“ zynisch. Bereits im Hinspiel war Beckham nach einem brutalen Foul vom Platz getragen worden.

Das Opfer hat sich gewandelt. Zumindest die Öffentlichkeit stellt Beckham nun anders dar. „Zehn Helden und ein Idiot“ - so titelte die „Sun“ nach dem englischen WM-Ausscheiden im Elfmeterschießen gegen Argentinien vor vier Jahren. Beckham war der Idiot, der nach einem dämlichen Fußtritt an Simeone vom Platz gestellt wurde. Heute aber ist auch Beckham ein Held, der die Hoffnungen eines Landes trägt, das seit 1966 nie mehr ein großes Finale erreichte. Beckhams Flanken werden heute zu Kunstwerken erhoben. Ein einziger Freistoß hat ihn in England zum Helden gemacht. Sein Schuss sicherte im letzten WM-Qualifikationsspiel gegen Griechenland in letzter Sekunde das Ticket nach Südkorea und schickte die Deutschen in die Play-offs. Was haben sie danach gefeiert in England, ihn, den die meisten Fans nie als echten Fußballer anerkannt hatten. Denn Beckham war nie ein Typ wie der verehrte Paul Gascoigne, der wie ein wütender Pitbull den Rasen durchpflügte.

Beckham war für die Fans eher der frisierte und getönte Pudel. Kein Wüstling, kein Kämpfer: zu blond, zu gestylt, zu schön, zu weich. Kurzum: Beckham war keiner von ihnen. Nun aber verziehen sie ihm alle Extravaganzen. Sie träumten wieder in England. Und auch Beckham dachte, er träumt. „Ich fahre durch London, und die Leute strecken mir den Daumen entgegen“, sagte er nach diesem Kunstschuss, „doch, doch: Ich bin mir sicher, es ist der Daumen, nicht der Mittelfinger".

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false