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Sport: Heppner behält das Weiße Trikot mit einem Minivorsprung

Jens Heppner behält auch nach der vierten Etappe das Weiße Trikot, den Sieg in der Deutschland-Tour aber hat der Haudegen abgeschrieben. "Es wird wahrscheinlich nichts, weil ich nicht der Super-Zeitfahrer bin und die Zeitabstände unter den ersten zwanzig zu gering sind.

Jens Heppner behält auch nach der vierten Etappe das Weiße Trikot, den Sieg in der Deutschland-Tour aber hat der Haudegen abgeschrieben. "Es wird wahrscheinlich nichts, weil ich nicht der Super-Zeitfahrer bin und die Zeitabstände unter den ersten zwanzig zu gering sind. Da gebe ich mir keine Chance." Der Thüringer genoss es also noch einmal, in Stuttgart zum vierten Mal auf dem Siegerpodium ins Weiße Trikot zu schlüpfen. Er ist nicht traurig, wenn er sich von dem vertrauten Hemd trennen muss: "Ich bin sehr zufrieden mit mir."

Das Siegeszeremoniell gegenüber der Martin-Schleyer-Halle musste das Team Telekom diesmal teilen: Denn der 28-jährige Italiener Davide Casarotto von der Mannschaft Alessio durchbrach als Sieger der 183,5 km langen vierten Etappe Bad Dürrheim - Stuttgart die magentafarbene Erfolgsserie. Der Italiener, 1997 jeweils Fünfter bei Paris - Roubaix und der Flandern- Rundfahrt, hatte sich 15 km vor dem Ziel von einer Spitzengruppe mit Erik Zabel abgesetzt. Der schnellste Mann der Telekom wurde elf Sekunden zurück im Zweierspurt gegen Bernd Dietz (Team Nürnberger) Zweiter. Der Kölner Marcel Wüst war im Spurt des Feldes Schnellster und wurde, 22 Sekunden zurück, Vierter.

Die Entscheidung in der Deutschland-Tour dürfte morgen im Zeitfahren fallen - nach dem letzten Stand der Dinge zwischen Andreas Klöden vom Team Telekom und Tobias Steinhauser von der Mannschaft Gerolsteiner. Nur eine Sekunde trennt die beiden Kandidaten. Unter den Anwärtern in Sekunden-Reichweite (17 bzw. 18) zum Weißen Trikot Jens Heppners sind sie die Spezialisten im Kampf gegen die Uhr. Im Zeitfahren hatten beide ihre Rundfahrtsiege in dieser Saison errungen, Steinhauser in Südafrika, Klöden bei Paris - Nizza und im Baskenland. Wegen Steinhauser und Klöden hatte das Team Telekom auch auf der Königsetappe das Spitzentrio gejagt, obwohl mit Udo Bölts ein eigener Mann vorne mit von der Partie war. "Taktik ist Taktik, Mannschaft ist Mannschaft", begründete der Sportliche Leiter Rudy Pevenage die Maßnahme.

Telekom will die Heimrundfahrt gewinnen - durch wen, ist Nebensache. Steinhauser durfte daher keinen Vorsprung herausfahren. "Das macht mich stolz, dass sich Telekom meinetwegen derart ins Zeug legt", amüsierte sich der Schmied aus dem Allgäu. Bölts war zurückgepfiffen worden, durfte sich nicht mehr in der Führungsarbeit mit Steinhauser und Michele Bartoli abwechseln. "Ohne schlechtes Gewissen", sagte der Pfälzer anderntags, sei er um den Sieg gespurtet. "Ich habe nichts zu verschenken", entgegnete der Deutsche Meister den Vorwürfen Bartolis, gegen den Radsport-Ehrenkodex verstoßen zu haben. Bölts hatte sich als Initiator der Fluchtgruppe am Berg voll verausgabt - und nicht erst beim Endspurt.

Die Fluchtgruppe mit Erik Zabel, ein rundes Dutzend, wurde gestern indes nicht erbarmungslos gejagt. Da war keiner dabei, der dem Team hätte gefährlich werden können. Wenn Jan Ullrich einmal 15 km lang an der Spitze des Pelotons Tempo bolzte, dann um zum einen sich der abermals fantastischen Zuschauerkulisse an den Straßenrändern zu zeigen, zum anderen, um trainingsmäßig die Muskeln spielen zu lassen. Dabei staunte Jens Heppner über die Verbesserungv seines Kumpels Ullrich: "Jan ist heute fast wie ein Moped gefahren."

Hartmut Scherzer

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