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Sport: Herha BSC: Psycho-Tricks

Wenn er das Wort "Heimkomplex" hört, kann Jürgen Röber schon mal ungemütlich werden. In den letzten Wochen hat er es öfter gehört.

Wenn er das Wort "Heimkomplex" hört, kann Jürgen Röber schon mal ungemütlich werden. In den letzten Wochen hat er es öfter gehört. Gestern auch. Doch Röber blieb ruhig. "Soll ich denn die Spieler immer wieder auf die augenblickliche Heimschwäche hinweisen?", fragt der Trainer des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC mit deutlich rhetorischem Unterton. "Die setzen sich doch selbst genug unter Druck." Also möglichst flach halten, die Sache mit dem Heimkomplex. Auf dass die Psyche seiner Spieler nicht noch mehr belastet werde.

Der Blick in die Statistik ist deprimierend genug. Nach sechs Heimsiegen mit einem Torverhältnis von 21:4 ging es mit Herthas Heimbilanz bergab. Seit dem 4:1 am 4. November 2000 gegen Werder Bremen gab es keinen Sieg im Olympiastadion mehr, mit 0:4, 2:4, 1:3, 1:3 fielen die Niederlagen deftig aus. Die Punkte holte Hertha fast ausschließlich in der Ferne.

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Nach den Gründen für die Heimschwäche wird eifrig gesucht. Röber glaubt den Hauptgrund zu kennen: "Ohne Sebastian Deisler und Stefan Beinlich, auch ohne Alex Alves, haben wir spielerische Defizite. Das macht sich besonders zu Hause bemerkbar, wo man das Spiel machen muss." Libero Rob Maas meint jedoch, "dass unser Kader groß genug ist, solche Ausfälle zu kompensieren". Groß genug sicher, aber Quantität ersetzt nicht Qualität. Beinlich etwa war bei allen Heimsiegen zum Saisonbeginn dabei, Deisler und Alves bei fast allen. Übrigens: Zu allem Überfluss fällt nun auch noch Marko Rehmer aus, der in Köln einen Bruch der Kieferhöhlenvorderwand und des Augenhöhlenbodens erlitt.

Michael Preetz, der Mannschaftskapitän, will sich "nichts einreden lassen, was nicht existiert". Also eben keinen Heimkomplex. Auch an mangelnder Unterstützung durch die Zuschauer liege es nicht. Maas hat da schon eher eine "komische Stimmung" im Olympiastadion ausgemacht. "In anderen Stadien ist die Unterstützung größer, aber vielleicht liegt das auch daran, dass es da keine Laufbahn gibt, die den Kontakt zwischen Fans und Mannschaft stört".

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Heimkomplex hin, Heimkomplex her - heute soll es die Wende zum Guten geben. Kommt doch im Nachholspiel mit der Spvgg Unterhaching (18.45 Uhr) ein Klub, der in zehn Auswärtsspielen statt möglicher 30 nur lächerliche fünf Punkte bei einem Torverhältnis von 7:23 holte. Also Angriff auf Teufel komm raus? Von wegen. "Wir müssen geduldig spielen", sagt Röber, "der Gegner darf keine Konterchance bekommen." Ob das die Zuschauer auch so sehen werden? Könnte da nicht früh Unwillen um sich greifen? "Wir müssen gleich am Anfang gute Szenen haben, dann kommen erst gar keine Unsicherheiten und Missstimmungen auf", fordert Röber.

Klaus Rocca

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