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Sport: Herr, gib Spannung!

Der FC Bayern fürchtet sich vor einem Druckabfall

Der Kommentar von Karl-Heinz Rummenigge war nicht zynisch gemeint, auch wenn man das angesichts der Ereignisse hätte annehmen können. „Ab jetzt dürfen die anderen nicht mehr groß schwächeln“, sagte der Vorstandschef des FC Bayern, als er entspannt sein Fazit eines hervorragend verlaufenen Sonnabendnachmittags verkündete. In Wahrheit ist es so, dass die anderen, Schalke und Stuttgart, ihre restlichen Saisonspiele jeweils mit einem Dutzend Tore gewinnen und dabei Kopfstände und allerlei Zaubertricks aufführen könnten, in diesen Meisterschaftskampf würden sie auch dann nicht mehr eingreifen.

Es sei denn, den Bayern gelingt es, in den verbleibenden vier Spielen weniger als einen Sieg und ein Unentschieden zu erreichen. Selbst dann wäre aller Erfahrung nach davon auszugehen, dass sie zeitgleich mit dem Abschied vom Olympiastadion ihren 19. Titelgewinn feiern würden. Die nominelle Konkurrenz ist allem Anschein nach überfordert, echte Konkurrenz zu sein. „Wenn der ganz große Druck kommt, Meister zu werden, dann scheint das den ein oder anderen Klub zu überfordern“, sagte Rummenigge. Er bemühte sich, nicht dieses typische FC-Bayern-Arroganz durchschimmern zu lassen. Die plötzliche Leichtigkeit im Titelkampf hatte ihn offenbar selber überrascht. „Als wir da 0:1 verloren haben“, sagte er im Rückblick auf das damalige Spitzenspiel von Schalke 04, „da habe ich gedacht: Jetzt wird es sehr, sehr schwer.“ Stattdessen haben die Bayern nach dem 3:1 über den VfL Bochum vier Spieltage vor Schluss neun Punkte Vorsprung, und man könnte meinen, die größte verbliebene Aufgabe läge nun darin, eine standesgemäße Abschiedsparty zu organisieren: In drei Wochen tragen die Bayern ihr letztes Spiel im Münchner Nordwesten aus, es soll ein rauschendes Fest werden. „Bayern-like“, wie sie das in München gerne nennen.

Genau hier beginnt das Problem von Felix Magath. Es dauert noch mehr als einen Monat, ehe die Münchner ein verbindliches Fazit dieser Saison ziehen können, denn nach dem Ausscheiden aus der Champions League, das speziell beim Münchner Trainer Magath noch nachwirkt („Es ist umso ärgerlicher, dass wir in einer Phase ausgeschieden sind, in der wir so gut drauf sind“), gilt das Double als unausgesprochene Pflicht.

Ein Sieg im Pokalfinale am 28. Mai gegen Schalke ist dazu notwendig, und Magath ist sich der Gefahren eines nun einsetzenden Spannungsabfalls bewusst. „Es ist klar, dass in dem Moment, in dem der Druck schwindet, das Bedürfnis kommt, mal auszuatmen“, sagte Magath. „Es gilt jetzt eben, nicht nachzulassen in den letzten drei Spielen, dafür werde ich alles tun.“

Zunächst einmal gab er seinen Spielern aber frei, bis Dienstagnachmittag.

Daniel Pontzen[München]

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