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Wie einst im Mai. Hertha bejubelte den 2:1-Sieg gegen Mitaufsteiger Augsburg. Es war das letzte Spiel der vorigen Zweitligasaison.

© dpa

Hertha-Augsburg: Rückkehrer empfängt Neuling

Den heutigen Gast im Olympiastadion kennt Hertha BSC aus der dunklen Vergangenheit - der Zweiten Liga. Gegen den FC Augsburg sind die Berliner erstmals in dieser Bundesliga-Saison der Favorit.

Es ist erst vier Monate her, da trafen sich Hertha BSC und der FC Augsburg im Berliner Olympiastadion. Am 15. Mai gab es in der Zweiten Liga ein Duell auf Augenhöhe, das Hertha 2:1 gewann. Beide Klubs standen bereits als Aufsteiger fest – und schlugen dann verschiedene Wege ein. Hertha startete blendend in die Bundesligasaison, rangiert nach fünf Spieltagen mit acht Punkten auf Platz acht, der FC Augsburg dagegen liegt mit nur zwei Punkten auf Platz 17 – und in einer Tabellenregion, in welcher die Schwaben nach Meinung nicht weniger auch die Saison beenden könnten.

Das heutige Wiedersehen im Olympiastadion (Beginn 15.30 Uhr) hat mit Hertha BSC einen klaren Favoriten. Mit den Gemeinsamkeiten zwischen beiden Aufsteigern ist es nämlich nicht weit her, das lässt sich allein schon beim Blick auf die Spielerkader illustrieren. Hertha hat sich gewinnbringend mit Spielern wie Thomas Kraft oder Andreas Ottl verstärkt, Augsburg dagegen keinen einzigen Profi mit Bundesligaerfahrung geholt. Großer Star der Schwaben war zu Saisonbeginn Sascha Mölders, wegen seiner drei Tore. Der Angreifer kam vom FSV Frankfurt und hat gerade mal 175 000 Euro Ablösesumme gekostet.

Der strukturelle Unterschied ist wenig erstaunlich, schließlich haben beide Klubs unterschiedliche Historien: Hertha konnte nach zehn Jahren Bundesliga den Fall in die Zweitklassigkeit mit einem einjährigen Intermezzo schnell wieder gutmachen und spielt bislang nicht den schüchternen Aufsteiger, sondern den selbstbewussten Rückkehrer in die Bundesliga. Augsburg dagegen spielt den glücklichen Aufsteiger, der im Zweifelsfall auch nicht unglücklich wieder absteigt. Peter Niemeyer meint: „Die könnten jedes Spiel verlieren und der Trainer hätte noch seinen Job.“ Herthas Mittelfeldspieler sieht die Schwaben eher in der Rolle des Aufsteigers, der nach dem Motto „Wir sind froh, dass wir dabei sind und gucken mal, was passiert“ in die Saison gestartet ist, während Hertha „ein klares Ziel“ habe – den Klassenerhalt.

Dass die klamme Hertha für dieses Ziel viel Geld ausgibt, ist bekannt, der Saisonetat soll bei 57,6 Millionen Euro liegen, damit ließe sich der FC Augsburg mehr als drei Mal finanzieren, die Schwaben müssen mit 15,5 Millionen Euro auskommen. So sagte ihr Trainer Jos Luhukay dann auch vor der Saison: „Wir haben einen der kleinsten Etats der Liga. Da können wir nicht davon sprechen, dass es einfach wird.“

Zuletzt lebte es sich für die Augsburger in der neuen Liga frustrierend, wie etwa beim 1:4 gegen Bayer Leverkusen. Aber solange es sich lohnt, werden die Schwaben mitspielen wollen. Markus Babbel predigt deshalb Respekt, Respekt vor der Mannschaft der Augsburger und vor allem vor der Arbeit, die geleistet wurde. Es sei „unglaublich“, was dort in den jüngsten Jahren an Strukturen entstanden sei, sagt Herthas Trainer. Immerhin teilen die Augsburger nicht das Schicksal eines Klubs wie Greuther Fürth, der seit Jahren regelmäßig am Aufstieg vorbeischrammt. Augsburg ist dabei – für ein Jahr jedenfalls.

Herthas Stürmer Pierre-Michel Lasogga, einer der Aufstiegshelden, erinnert sich gerne an den 15. Mai dieses Jahres. „Damals war das eine riesige Aufstiegsparty vor über 70 000 Zuschauern im Olympiastadion, wir waren ja schon durch“, sagt Lasogga. „Das Spiel am Samstag wird nichts mehr damit zu tun haben.“ Er wird es auf dem Rasen erleben, denn er wird Adrian Ramos ersetzen, der nicht einsatzfähig ist. Ramos litt unter der Woche an einer Erkältung und hatte sich zudem eine Zyste entfernen lassen. Die ebenfalls angeschlagenen Stammspieler Patrick Ebert und Lewan Kobiaschwili trainierten gestern wieder mit der Mannschaft.

Und so haben die Berliner nun die Möglichkeit, aus einem guten Saisonstart einen sehr guten Saisonstart zu machen. Nach einem dritten Sieg in Folge sollten die Berliner erst einmal nichts mehr mit der Abstiegsregion zu tun haben. Trainer Markus Babbel sagt: „Ich hoffe, dass die Spieler verstanden haben, dass wir jetzt eine große Chance haben.“ Weil beide Mannschaften nicht mehr auf Augenhöhe spielen, lastet der Druck nun erstmals in dieser Saison auf Hertha.

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