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Sport: Hertha BSC: Aus im Uefa-Pokal

Ausgerechnet in dieser Stadt musste Hertha BSC die Erfahrung machen, wie weit der Verein noch entfernt ist, von der feineren Gesellschaft des europäischen Fußballs - ganze 120 Sekunden. Bis in die 88.

Ausgerechnet in dieser Stadt musste Hertha BSC die Erfahrung machen, wie weit der Verein noch entfernt ist, von der feineren Gesellschaft des europäischen Fußballs - ganze 120 Sekunden. Bis in die 88. Spielminute herein hielt Hertha ein 1:1 bei Inter Mailand, doch am Ende zog der ehemalige Renommierverein aus der Lombardei in die nächste Runde des Uefa-Cups ein. Der eingewechselte Türke Hakan Sükür holte die Berliner mit seinem Treffer kurz vor Schulss aus allen weiteren Europacup-Träumen. Den frühen Rückstand durch Alvaro Recoba (6.) hatte René Tretschok (54.) ausgeglichen, und genau dieses Tor hätte - der Europacup-Arithmetik gehorchend - doppelt gezählt und gereicht. Hätte. So aber darf sich Hertha BSC nun ganz den nationalen Aufgaben widmen, etwa die Verteidigung der Tabellenführung in der Bundesliga.

Das einzige, was an diesem Abend als störend empfunden werden durfte, war, dass sich das allgemeine Interesse in der zweitgrößten Stadt Italiens in Grenzen hielt. Nur 12 693 Besucher wollten den Auftritt des Tabellenführers der Bundesliga im 80 000 Personen fassenden Guiseppe-Meazza-Stadion live im Regen verfolgen. Es gibt wohl aufregende Zeitvertriebe in dieser Stadt, als sich das Fußwerk des augenblicklich krisengeschüttelten Renommiervereins anzutun.

Egal. Das dürfte sich Herthas Manager Dieter Hoeneß aus zweierlei Gründen gedacht haben. Hertha verbleibt im Wettbewerb der Kapitalvermehrung und da schmerzt die Auszahlung der fälligen Prämie an seine Spieler von einer Million Mark nicht wirklich. Andererseits hatte er zu diesem Zeitpunkt sein persönliches Tagewerk vollbracht. In den frühen Nachmittgasstunden des Tages hatte er die Anonymität einer Mailänder Hotelhalle gewählt, um einem jungen Mann zur Signatur zu überreden. Sead Zelic, ein gerade 18-jähriger Bosnier, wechselt ablösefrei vom AC Florenz zu Hertha.

Die Berliner hatten sich nach dem 0:0 im Hinspiel in Berlin einiges vorgenommen in Mailand, wo für ein Weiterkommen rechnerisch ein jedes höhere Unentschieden ausgereichend gewesen war. Vielleicht auch deshalb hatte Herthas Trainer Jürgen Röber auf die Defensive gesetzt. Die Kreativekraft Dariusz Wosz musste weichen. Für den agilen Mittelfeldspieler fungierte Eyjölfür Sverrisson als zusätzliche Absicherung vor der Dreier-Abwehrkette. Eine Konstellation, die sich in der sechsten Minuten als frommer Wunsch erwies. Inters Stürmer Vieri hatte auf den uruguayischen Nationalspieler Recoba gepasst, der weder Schmidt noch Torwart Kiraly eine Chance ließ. Schmidt darf aber zu Gute gehalten werden, dass er auf Abseits spekulierte und daher einen Tick zu spät eingriff. Nur leider hatte das portugiesische Schiedsrichrtergespann diese Szene etwas anders interpretiert und auf Tor entschieden - eine krasse Fehlentscheidung.

Es spricht für die Berliner, dass sie sich davon nicht haben aus der Bahn werfen lassen. Im Gegenteil. Mit fortlaufender Spielzeit gewann Hertha auf dem seifigen Boden optische Vorteile. Nur Minuten vor dem Halbzeitpfiff produzierten die Berliner echte Torgefahr. Einen Schuss von Dardai fälschte Sverrisson gefährlich ab. Allerdings zischte der Ball am Pfosten vorbei. Ohnehin entwickelte sich Sverrisson, der seine defensive Rolle recht offensiv auslebte, zum Schreck im Mailänder Strafraum.

Nach der Pause war es dann soweit. Erneut erwies sich Sverrisson als Einfädler. Der Isländer passte quer auf den heraneilenden René Tretschok, der mit seinem starken linken Fuss den Ball aus 22 Metern einen solchen Dreh verpasste, dass Mailands Schlussmann Frey ohne Chance war. Der Rest war beinahe Formsache. Sverrisson ging in die Defensive und hatte mit seinen auffälligsten besten Helfer bei der Verteidigung des Spielstandes. Mailand stürmte nun mit Macht durch den Regen, doch auch ohne Verstand.

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