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Hertha BSC: Den Meister überholt

Hertha BSC macht aus einem Rückstand gegen den VfB Stuttgart noch ein überraschendes 3:1 und versetzt die Fans in Feierlaune.

Berlin - Armin Veh machte einen guten Scherz, und wie viele gute Scherze hatte auch dieser einen wahren Kern. „Habt ihr vorher gewusst, dass ihr einen Elfmeter bekommt?“, fragte der Trainer vom VfB Stuttgart seinen Berliner Kollegen Lucien Favre. Der Schweizer hatte zuvor von einem Gespräch in der Kabine berichtet, in dem es darum gegangen war, wer im Fall der Fälle die Elfmeter schießen wolle. Vehs Verschwörungstheorie kam nicht von ungefähr, denn der Elfmeter, der Hertha BSC gegen den Deutschen Meister zurück ins Spiel brachte, hätte niemals gegeben werden dürfen. Der Berliner Lucio fiel mutwillig und ohne Zutun seines Gegenspielers Pavel Pardo. Doch Chahed verwandelte zum 1:1 und leitete damit die Wende ein. 3:1 (0:1) gewann Hertha BSC. Es war der erste Heimsieg der Berliner seit dem 2:1 gegen den HSV Anfang Februar. „Meine Mannschaft hat viel Charakter und Persönlichkeit gezeigt“, sagte Favre.

Für den Brasilianer Lucio, eigentlich eine Bereicherung für das Berliner Spiel und der beste Mann auf dem Platz, traf das nur bedingt zu. Seine betrügerische Einlage fünf Minuten nach der Pause schrieb zunächst einmal die peinliche Vorstellung der ersten Halbzeit fort. Der VfB bestimmte bis dahin das Spiel, die Berliner hingegen wiederholten die Fehler, die sie schon vor einer Woche bei Eintracht Frankfurt in der ersten Halbzeit gemacht hatten: Sie standen zu tief, ließen zwischen den Mannschaftsteilen reichlich Platz für das Stuttgarter Kombinationsspiel und bewegten sich viel zu wenig. „Vielleicht hatten wir zu viel Respekt“, sagte Malik Fathi.

Der VfB ging mit dem ersten Torschuss des Spiels in Führung. Roberto Hilbert dribbelte von der Mittellinie los, ließ drei Berliner staunend zurück und passte im richtigen Moment zu Thomas Hitzlsperger, dessen Schuss aus 22 Metern genau neben dem Pfosten landete. So viel Entschlossenheit zeigten die Stuttgarter selten, sie kombinierten zwar ansehnlich, schienen aber nicht allzu bestrebt, die Führung auszubauen. Die Schwäche der Berliner verleitete sie offensichtlich zur Nachlässigkeit. „Ich glaube, dass wir zu dominant waren“, sagte Trainer Veh.

Der Ausgleich wirkte wie ein Schock, und es schien, als sei dem VfB erst danach bewusst geworden, dass er eigentlich mit einer Verlegenheitself antreten musste. Neben dem ersten Sturm Gomez und Cacau musste Veh kurzfristig auch Ricardo Osorio und den früheren Berliner Yildiray Bastürk ersetzen. Der Angriff mit den beiden Neuzugängen Marica und Ewerthon offenbarte deutliche Abstimmungsschwierigkeiten und wirkte selten gefährlich. Lucien Favre verzichtete zunächst auf seine beiden Neuen Fabian Lustenberger und Steve von Bergen, Lustenberger wurde kurz vor Schluss eingewechselt. Auf der Tribüne saß zudem eine weitere potenzielle Verpflichtung: der schwedische Offensivspieler Tobias Grahn, der zuletzt beim spanischen Erstligaabsteiger Tarragona unter Vertrag stand. Dieter Hoeneß hingegen war gestern nicht im Stadion. Herthas Manager beobachtete weitere mögliche Verstärkungen.

„Mit unserem Spielerkreis haben wir im Moment nicht die Mannschaft, die den amtierenden Meister auseinanderspielen kann“, sagte Andreas Schmidt. Aber die Berliner setzten ihre beschränkten Mittel in der zweiten Hälfte gezielter ein. Die gesamte Mannschaft rückte weiter auf, sie wurde mutiger und beteiligte sich entschlossener am Spiel nach vorne. „Wir haben alles das umgesetzt, was der Trainer wollte“, sagte Herthas Kapitän Arne Friedrich. Das war schon vor einer Woche in Frankfurt so, da aber gelang Hertha die Wende nicht mehr.

Der Erfolg gegen den Meister war keineswegs das Resultat spielerischer Überlegenheit, es war, wie Pal Dardai sagte, „ein schöner Arbeitssieg“. Das 2:1 fiel nach einer Ecke, als Malik Fathi unbedrängt einköpfen konnte, und zehn Minuten vor Schluss erzielte Solomon Okoronkwo mit seinem ersten Bundesligator das 3:1. Lukas Piszczek hatte einen Abschlag von Torhüter Drobny genau in seinen Lauf verlängert. Chahed, Fathi und Okoronkwo als Torschützen – „wer darauf gewettet hätte“, sagte Malik Fathi, „hätte eine Menge Kohle gemacht.“

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