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Sport: Hertha BSC: Dick van Burik im Interview: "An guten Tagen können wir auch Manchester schlagen"

Dick van Burik (27) entstammt dem Nachwuchs von Ajax Amsterdam, spielte später für NAC Breda und den FC Utrecht in der holländischen Ehrendivision und wechselte 1997 nach Berlin. Heute bestreitet der Verteidiger gegen den Hamburger SV (15.

Dick van Burik (27) entstammt dem Nachwuchs von Ajax Amsterdam, spielte später für NAC Breda und den FC Utrecht in der holländischen Ehrendivision und wechselte 1997 nach Berlin. Heute bestreitet der Verteidiger gegen den Hamburger SV (15.30 Uhr, live auf Premiere World) sein 104. Bundesligaspiel für Hertha BSC.

Zum Thema Fotostrecke I: Hertha Backstage Fotostrecke II: Die Bilder der Saison 01/02 Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Dieter Hoeneß hat im Sommer erzählt, in dieser Saison würden wir die beste Hertha aller Zeiten sehen. Erklären Sie uns doch mal, warum die beste Hertha aller Zeiten nur gut genug für Platz 7 in der Bundesliga ist.

Was das Potenzial betrifft, hat Herr Hoeneß Recht. Wenn wir einen guten Tag erwischen, können wir auch Manchester United schlagen. Aber es sind ja nicht immer die elf Besten, die die beste Mannschaft ergeben.

Auch Sie haben vor der Saison von der Meisterschaft gesprochen.

Moment mal. Ich habe gesagt: Wenn wir bis zur Winterpause unter den ersten drei sind, dann können wir um die Meisterschaft mitspielen. Dann steht am nächsten Tag groß in der Zeitung: van Burik sagt: Wir werden Meister. Das ist doch was anderes. Und mal ganz nebenbei: Alle, die uns jetzt niedermachen, haben uns nach dem Ligapokal doch auch als Meisterschaftsfavoriten gefeiert.

Dieser Sieg im Ligapokal ist der Mannschaft offensichtlich nicht gut bekommen.

Das war das erste, was ich nach dem Finale gegen Bayern München gesagt habe: Dieser Ligapokal ist kein Titel, das ist nur ein Preis. Und zwar der schlechteste Preis, den wir gewinnen konnten. Wir haben gedacht, dass wir schön weiterspielen und alles fußballerisch lösen können. Aber das geht in der Bundesliga nun mal nicht.

Warum fällt es der Mannschaft so schwer, Lob und Kritik richtig einzuordnen?

Ich bin jetzt die fünfte Saison hier und kenne inzwischen das extreme Verhalten der Presse. Wir haben vor fünf Jahren eine Aufwärtsentwicklung gestartet, das ist alles positiv, und da ist auch noch Luft nach oben. Aber wir haben noch nichts erreicht, und ich habe das Gefühl, dass die Presse und die Fans verwöhnt sind. Ich kenne das von Ajax Amsterdam. Die Fans sind sehr kritisch, aber die haben 50 Jahre lang Topfußball gesehen, wirklich Entertainment. Wenn die bei schlechten Spielen pfeifen, ist das nachzuvollziehen. Die Fans von Ajax sind ja jahrelang mit schönem Fußball verwöhnt worden.

Vielleicht ging die Entwicklung bei Hertha in den vergangenen Jahren zu schnell.

Bestimmt. Wir sind aufgestiegen, haben eine schwere Saison gehabt, sind ein Jahr später Dritter geworden, haben Champions League gespielt. Na gut, haben die Leute gedacht, jetzt kommt auch bald die Meisterschaft. Ich habe das Gefühl, das Einzige, was hier zählt, ist, dass wir Meister werden. In den vergangenen vier Jahren durften wir oben mitspielen, jetzt müssen wir oben mitspielen. Das ist ein Riesenunterschied. Auch wenn es keiner zugeben wird.

Vor zwei Wochen hat Michael Preetz gesagt: Wir Führungsspieler haben versagt. Also er selbst, Sebastian Deisler, Stefan Beinlich, Marko Rehmer ...

und ich, meinen Sie? Wissen Sie, mit diesem Begriff kann ich nicht viel anfangen. Führungsspieler ist man, wenn man Leistung bringt. So dass man bei uns im Moment eigentlich sagen muss: Es sind keine Führungsspieler da. Außerdem hat so ein Führungsspieler nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte.

Welche?

Er darf intern sagen, was er denkt. Wenn ich auf dem Platz Kritik übe an einem Spieler, muss ich nicht noch daran denken müssen, oh, mein Gott, dass ist der oder der. Soll ich sagen: Sehr geehrter Herr Maas, könnten Sie bitte auf Ihren Gegenspieler achten, ich glaube, der läuft Ihnen gerade weg. In der Zeit haben wir schon zwei Tore kassiert.

Herrscht schlechte Stimmung in der Mannschaft?

Nein, ganz und gar nicht. Die Atmosphäre in der Mannschaft ist sehr gut, manchmal zu gut. Ich denke, dass wir ein bisschen härter zueinander sein könnten. In Holland lernt man sehr früh, über Fußball zu diskutieren. Ich hab nicht immer Recht, und ich habe den Fußball nicht erfunden. Aber Diskussionen bringen Ergebnisse. Wenn man nicht diskutiert, bleiben Meinungen liegen.

Wie oft passiert das bei Hertha?

Ich habe oft eine andere Meinung, und ich habe kein Problem damit, sie zu äußern. Die Mitspieler können denken, was sie wollen. Ich bin ehrlich. Ich brauche keine Freunde in der Mannschaft. Freundsein ist gar nicht interessant. Ich muss doch nicht mit dem, mit dem ich ein Jahr lang gekämpft habe, auch noch in Urlaub fahren. Man braucht ein Ziel, und das soll man gemeinsam haben. Bei Ajax gab es Spieler, die haben sich auf dem Feld blind verstanden, und nach dem Spiel haben sie sich fast verprügelt.

Und bei Hertha?

Wir kommen zum Training, ziehen uns um, trainieren, gehen Duschen und verschwinden alle. So etwas kenne ich gar nicht. In Holland war das Training um zehn. Um zwölf war man fertig, nachmittags um vier waren wir zu Hause. Wir haben Fußball gelebt. Dieser Zusammenhalt ist ein Stein zum Mosaik. Um noch weiter zu kommen, müssen wir alle Steine zusammenlegen.

Vielleicht verstecken sich auch ein paar Spieler hinter der öffentlichen Diskussion um Trainer Jürgen Röber.

Wenn das so wäre, dann hätten wir vor zwei Wochen gegen Köln nicht gewonnen.

Also das gibt es schon, dass eine Mannschaft gegen einen Trainer spielt?

Ich habe das noch nicht erlebt, aber ich kann mir schon vorstellen, dass die Mannschaft zur Vereinsführung geht und sagt: Wir wollen nicht mehr mit dem Trainer arbeiten, er bringt uns nicht mehr weiter.

Aber ein Trainer, den die Spieler nicht mögen, ist für eine Mannschaft oft sehr viel besser als einer, mit dem alle bestens harmonieren.

Schwer zu sagen. Ich habe bei Ajax Amsterdam mit Louis van Gaal super gearbeitet, aber er war nicht mein bester Freund und ist es auch heute nicht. Wir Fußballer haben einen Job und damit eine Verpflichtung. Das müssen wir am Samstag in Hamburg zeigen. Dem Trainer, der Vereinsführung, den Fans.

Dieter Hoeneß hat im Sommer erzählt[in]

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