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© dpa

Hertha BSC: Ein Tick zu spektakulär

Hertha BSC leistet sich im Testspiel beim Zweitligisten St. Pauli viele taktische Fehler, geht durch Nicu und Kacar zweimal in Führung und spielt am Ende doch nur 2:2.

Am Hauptbahnhof demonstrierten grün-weiß gekleidete Exil-Iraner gegen die Regierung in der Heimat, auf dem Heiligengeistfeld stieg das Volksfest am Dom und gleich nebenan, am Millerntor, kickte der FC St. Pauli gegen Hertha BSC. In Hamburg war jede Menge los am Samstagnachmittag, und die Fußballfreunde wurden gewiss nicht am schlechtesten unterhalten. Für Herthas Trainer Lucien Favre war es eher einen Tick zu spektakulär, er hätte den letzten ernsthaften Test vor dem Pokalspiel am nächsten Wochenende in Münster lieber als geruhsam-einseitige Veranstaltung erlebt. Das Ergebnis, ein durchaus verdientes 2:2 (1:1) zwischen dem Berliner Erst- und dem Hamburger Zweitligisten, störte Favre dabei weniger als die „sehr vielen taktischen Fehler“ seiner Mannschaft.

Es bleibt noch einiges zu tun, bis es ernst wird, erst beim Viertligisten Preußen Münster und dann eine Woche später zur Bundesligapremiere gegen Hannover 96. „So geht es in der Bundesliga nicht, sonst kriegen wir was auf den Sack“, sagte Hertha Mittelfeldspieler Maximilian Nicu. „Es kann einfach nicht sein, dass wir zweimal in Führung gehen und trotzdem nicht gewinnen.“ Nicu hatte schon nach einer Viertelstunde auf Vorlage von Rafael ein schnelles und sehenswertes Führungstor erzielt. Diese Kombination aber war nur zur Hälfte typisch für den Auftritt der Berliner. Anfangs war Herthas intelligentes Spiel mit vielen Kurzpässen und wenigen Kontakten schön anzuschauen, tat sich aber schwer damit, über einen längeren Zeitraum die Balance zwischen Offensive und Defensive zu halten, das Tempo zu variieren und einen körperlich überlegenen Gegner mit spielerischen Mitteln zu dominieren. „Die Abstimmung fehlt noch“, befand Kapitän Arne Friedrich. Auch der Nationalspieler ist noch nicht in der Form der vergangenen Saison, er spielte viele Fehlpässe und hatte sichtliche Mühe, den Abwehrverbund zu organisieren. Bei St. Paulis erstem Ausgleich, erzielt vom aus Bremen gekommenen Max Kruse, klaffte ein großes Loch zwischen Friedrich und Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek. Das war kurz vor der Halbzeitpause, und auf einmal war es vorbei mit Herthas Kurzpass-Herrlichkeit.

Die Abstimmungsfehler häuften sich – auch, aber nicht nur in der Defensive. Gojko Kacars erneutes Führungstor kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit sprach zwar für Herthas gewachsene Stärke bei Standardsituationen, weil es, mal wieder, Folge eines Eckballs von Raffael war. Stabilität aber brachte es nicht, so dass St. Paulis Florian Bruns nur sieben Minuten später zum Ausgleich traf. Lucien Favre nahm es mit einer Mischung aus Unverständnis und Gleichmut zur Kenntnis. „Wir haben ja noch ein bisschen Zeit“, sagte der Trainer und dass er mit der Vorbereitung durchaus zufrieden sei, „was fehlt, das ist die Spritzigkeit und Frische.“

Am Dienstag testet Hertha noch mal beim Berliner Kooperationspartner 1. FC Lübars, und wahrscheinlich wird dann auch die jüngste Neuerwerbung Nemanja Pejcinovic dabeisein. Der von Rad Belgrad ausgeliehene Serbe saß in St. Pauli auf der Tribüne und wird am Sonntag in Berlin ins Training einsteigen.

Seine Verpflichtung war zugleich das Signal für Rodnei zur Neuorientierung. Der Brasilianer wird für eine Saison an den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern ausgeliehen. Vor ein paar Wochen hatte Favre Rodnei noch als einen möglichen Vertreter für den zu Hoffenheim gewechselten Josip Simunic genannt. Das war wohl eher als Aufmunterung für Rodnei gedacht denn als realistische Einschätzung zu verstehen. Der Brasilianer durfte sich beim Spiel gegen den 1. FC Union über 90 Minuten als Innenverteidiger versuchen. Dass Hertha in diesem Spiel drei Gegentore kassierte, trug nicht gerade zur Wertschätzung von Rodneis Abwehrkunst bei.

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