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Hertha BSC: Entspannung gesucht

Vor dem Spitzenspiel gegen Bayern München ist Herthas Personallage weiter schwierig. Immerhin: Bei Friedrich sieht's gut aus, bei Pantelic auch. Und bei Pal Dardai?

Berlin - Witze über Namen sind bekanntlich die schlechtesten und nur zu ertragen, wenn sie sich auf einer zweiten Ebene gegen ihren Erzähler richten. Die folgende Geschichte ist wahr und hat sich ereignet in Marbella, wo Borussia Dortmund und Hertha BSC vor ein paar Wochen ihr Trainingsquartier teilten. Sagte ein Dortmunder Fan zu seinem Nachbarn: „Wie doof sind die eigentlich bei Hertha? Holen den Kaká und lassen ihn in der Abwehr versauern.“

Das war smart beobachtet, aber brasilianische Fußballspieler heißen nun mal selten so, wie es auf ihrem Trikot steht. Hinter dem Pseudonym des Berliner Kaká verbirgt sich nicht der Weltstar Ricardo Izecson dos Santos, der beim AC Mailand die Fäden zieht. Sondern Claudiano Bezerra da Silva, ein eher physisch begabter Spieler, der in der Innenverteidigung ganz gut aufgehoben ist.

Auch Pantelic wird wohl wieder spielen können

Ein Spieler vom Typus des Mailänder Kaká käme Hertha zum Bundesliga-Spitzenspiel am Samstag gegen den FC Bayern gerade recht. Der Namensvetter aus Berlin wird eher nicht gebraucht, weil Arne Friedrich wieder fit ist und mit Josip Simunic die Innenverteidigung bilden wird. Auch Stürmer Marko Pantelic wird gegen die Bayern wohl wieder auflaufen. Aber es vergeht keine Woche, in der sich nicht ein neuer Mittelfeldspieler abmeldet. Zuletzt war es der Brasilianer Cicéro, der beim 1:1 am Freitag in Bielefeld zum fünften Mal in dieser Saison mit der Gelben Karte verwarnt wurde und damit automatisch für das nächste Spiel gesperrt ist. Den Serben Gojko Kacar zwickt es weiter an der Achillessehne, der Schweizer Fabian Lustenberger geht an Krücken, der Argentinier Leandro Cufré hat in Bielefeld gezeigt, warum ihn Hertha nur als Notnagel für die Verteidigung geholt hat, und vom Potsdamer Marc Stein, auch er ein Abwehrmann, lässt sich nach den Eindrücken des vergangenen Freitags immerhin sagen, dass er auf der ungewohnt offensiven Position nicht negativ auffiel (positiv aber auch nicht).

Dardai: "Wir brauchen doch nur einen Siegtor-Schützen ..."

Was nun? Trainer Lucien Favre sagt, was er in solchen Gelegenheiten immer sagt, dass er nämlich noch warten muss bis zum Freitag, eher er etwas sagen kann. Auf dass sich die personelle Lage entspannt, denn Hertha braucht im Mittelfeld zurzeit jeden Mann. Stimmt nicht, sagt der Mittelfeldspieler Pal Dardai. „Wir brauchen gegen die Bayern nur einen, der das Siegtor schießt.“ Einen wie Pal Dardai.

Vor gut sieben Jahren, am 2. Dezember 2001, hat der Ungar Hertha zum bis dato letzten Sieg über die Bayern geschossen. Dardai hatte damals eine höchst erfolgreiche Phase als Late-Game-Torschütze. Vier Tage vor dem Bayern-Spiel traf er in der Verlängerung zum 2:1-Sieg im DFB-Pokal beim Drittligisten Rot-Weiß Erfurt, zehn Tage später gelang ihm, ebenfalls im Pokal, das Siegtor bei Eintracht Frankfurt. Dardai erinnert sich daran, wie er an jenem 2. Dezember nach dem Bayern-Spiel in den VIP-Raum spazierte, plötzlich alles verstummte, „dann haben sie mir applaudiert, und ich hab’ gefragt: Ist was Besonderes passiert, Leute?“

Heute weiß er, dass Berliner Siege gegen den FC Bayern sehr wohl etwas Besonderes sind, und er würde ja auch gern an einem Dacapo mitarbeiten, nichts lieber als das. Aber kann er auch?

Kann Dardai gegen Bayern mitspielen? Freitag fällt die Entscheidung

Das Problem ist, dass Pal Dardai vor vier Wochen am Meniskus operiert worden ist. Er hat fast die komplette Vorbereitung verpasst und in keinem einzigen Testspiel mitgewirkt. Im Training grätscht und sprintet er schon wieder, als sei er nie weggewesen. Aber natürlich fehlt die Praxis, und ohne Praxis geht wenig auf höchstem Niveau. Sagt Herthas Trainer Lucien Favre.

Derselbe Lucien Favre aber wollte zum Rückrundenstart gegen Frankfurt Gojko Kacar auf den Platz schicken, obwohl der zuvor nur ein einziges Mal mit der Mannschaft trainiert hatte. Dardai hat immerhin die gesamte Woche über im Kreis der Kollegen geübt. Vor diesem Hintergrund und der angespannten Personallage erscheint ein Einsatz des 32 Jahre alten Ungarn am Samstag gar nicht mehr so unwahrscheinlich. Dardai selbst will sich nach dem Training am Mittwoch noch nicht festlegen. Was sagt der Bauch? Dardai lacht. „Der Bauch sagt, dass es Zeit zum Mittagessen ist.“ Und der Kopf? „Der Kopf sagt, dass am Freitag eine Entscheidung fallen wird.“

Das hätte Monsieur Favre nicht schöner ausdrücken können.

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