zum Hauptinhalt

Sport: Hertha BSC: Fehler, Glückwunsch, Kompliment

Dieter Hoeneß hatte einen weiten Weg, ehe er zur Gratulationscour antreten konnte. Von der Tribüne, wohin ihn der Schiedsrichter wegen Beleidigung seines Assistenten verbannt hatte, eilte der Manager aufs Spielfeld, um Herthas Bundesliga-Fußballer zu beglückwünschen.

Dieter Hoeneß hatte einen weiten Weg, ehe er zur Gratulationscour antreten konnte. Von der Tribüne, wohin ihn der Schiedsrichter wegen Beleidigung seines Assistenten verbannt hatte, eilte der Manager aufs Spielfeld, um Herthas Bundesliga-Fußballer zu beglückwünschen. Die hatten endlich, erstmals seit dem 4. November vergangenen Jahres, wieder ein Spiel im Olympiastadion gewonnen. Nicht glanzvoll, nicht überzeugend, nicht klar. Aber immerhin. Auf den mit 27 326 Zuschauern in dieser Saison bislang am spärlichsten besetzten Rängen wurde lange gezittert. Und das lag nicht nur an der Kühle. Am Ende stand ein 2:1 (0:0) im Nachholspiel gegen die Spvgg Unterhaching, die in elf Auswärtsspielen erst einmal gewann. Insofern war der Hertha-Sieg Pflicht. Ein Sieg, der den Berlinern im Kampf um einen Spitzenplatz alle Chancen belässt.

Einer wird das gestrige Spiel, sicher eines der niveauarmen, so schnell nicht vergessen: René Tretschok, der als Libero aufgeboten worden war. In der 52. Minute schenkte er mit einer missglückten Rückgabe, die Gabor Kiraly vor eine unlösbare Aufgabe stellte, dem Hachinger Kapitän Matthias Zimmermann das Führungstor. "Da steckten wir so richtig in der Scheiße", kommentierte Trainer Jürgen Röber später deftig. Umso mehr, als sich auf den Rängen immer größerer Unmut breit machte, "der die Mannschaft noch mehr verunsicherte" (Röber).

Doch so schnell wollte Tretschok den Fußballabend nicht unter "Misslungen" abhaken. Fünf Minuten später war er am Ausgleichstor durch Pal Dardai beteiligt. Dann bereitete er das Siegtor durch Dick van Burik vor. Tretschok war erster Gratulant bei Dardai und wurde dann genauso gefeiert wie der Schütze. Und später lobte ihn sogar der Trainer: "René ist durch seinen Fehler erst richtig ins Spiel gekommen. Kompliment."

Anonsten war das kein Abend für Komplimente. Zu harm- und hilflos hatte sich Hertha präsentiert, zu oft hatten die Gäste die Hertha-Abwehr düpiert. Lorenz-Günther Köstner, Hachings Trainer, hatte schon vor der Pause "drei hundertprozentige Torchancen" seiner Mannschaft gesehen, in der zweiten Halbzeit traf Dietmar Hirsch noch die Latte. Dass Röber später Köstners Einschätzung, Hertha sei "die spielerisch bessere Mannschaft" gewesen, in Zweifel zog, sagt genug. Nicht nur die Abwehr, auch die Stürmer boten nur Mittelmäßiges. Ob Michael Preetz oder Alex Alves, außer Eifer war nichts Positives zu erkennen.

Natürlich macht es sich negativ bemerkbar, wenn Nationalspieler wie Deisler, Beinlich und Rehmer nicht dabei sind. Röber sah sich gestern sogar gezwungen, mit Andreas Thom einen Spieler zu reaktivieren, der sich vom Profikader eigentlich längst verabschiedet hatte. Der Routinier, dessen Einsatz die Fans stürmisch gefordert hatten, kam nach der Pause und machte seine Sache ordentlich. Vielleicht bekommt er am Sonnabend gegen Rostock eine neue Chance. Da ist nämlich Dariusz Wosz nach der fünften Gelben Karte gesperrt und Kostas Konstantinidis könnte wegen einer Oberschenkelzerrung ausfallen.

Solange die Mannschaft weiterhin so reduziert wird, muss man die Ansprüche niedrig halten. Hertha ist weiterhin im Geschäft, aber großen Fußball sieht man von ihr nicht. Doch wer bietet den in dieser Saison schon.

Tagesspiegel Online Spezial:
www.tagesspiegel.de/hertha Ergebnisse und Tabelle Tipp-Spiel

Klaus Rocca

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false