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Wie kann man dem Gegner gefährlich werden? Hertha (hier mit Genki Haraguchi im Testspiel gegen Energie Cottbus) fehlt in der Offensive die Durchschlagskraft.

© imago/Matthias Koch

Hertha BSC: Gefahr, die aus der Ruhe kommt

Im Trainingslager von Hertha BSC sind erste Fortschritte in der Defensivarbeit zu erkennen. Nun arbeitet Jos Luhukay an einem erfolgreichen Offensivspiel und betont: "Wir brauchen mehr Ruhe am Ball."

Es gibt Trainingseinheiten, deren Sinn sich oft erst in der Summe mit anderen ergibt. Herthas Trainer Jos Luhukay kann auf dem Trainingsplatz sehr kleinteilig werden, was mit seinem Hang zur Detailversessenheit erklärbar ist. Aber es gibt eine Anforderung, die sich wie eine Grundmelodie durch sein Wirken zieht. Luhukay möchte, dass seine Spieler Ruhe am Ball haben. Gleich was sie mit ihm anstellen. Und das gelang Per Skjelbred in Vollendung. Nach dem Training schnappte sich der Mittelfeldspieler den Ball und setzte sich drauf. Minutenlang.

Das mit der Ruhe am Ball ist so eine Sache bei Hertha BSC in dieser Saison. Die vielen Dinge, die nicht klappten, haben die Spieler eben nicht ruhiger werden lassen. Egal wen Luhukay ins Spiel warf, jeder ließ sich anstecken. So erreicht kaum ein Spieler Normalform, weshalb nicht nur Punkte fehlen, sondern vor allem Gewissheiten. Es sind eben nicht nur die vielen Gegentore, die Hertha BSC kassiert hat; hinzu kommt, dass die Mannschaft schlicht zu wenig eigene Torgefahr kreiert. Und wenn dann mal ein Spiel gewonnen wurde, folgte ihm mit hoher Verlässlichkeit eine Niederlage. Zu spielerischer Konstanz hat Hertha so nie gefunden.

Fortschritte in der Kompaktheit, aber Probleme bei Ballbesitz

Nach zweieinhalb Trainingswochen in der Vorbereitung auf die Rückrunde dürfen der Mannschaft Fortschritte in Sachen Kompaktheit unterstellt werden. Im Testspiel gegen Young Boys Bern, Tabellendritter der Schweiz, kassierte Hertha ein Gegentor nach einem Strafstoß. Sonst wirkte die Defensive auch wegen der Rückkehrer Fabian Lustenberger und Sebastian Langkamp stabil. Nur im Spiel nach vorn ringt Hertha BSC nach wie vor um Durchschlagskraft. „Das wollen wir uns noch erarbeiten“, sagt Luhukay.

Die Basis für ein gutes Offensivspiel liegt in der Qualität des Ballbesitzspiels. Und die ist dann hoch, wenn der Ball zirkuliert. Nun wird Hertha nie den Ballbesitzfußball des FC Bayern spielen können. Gleichwohl gilt auch für die Berliner der Grundsatz von Pep Guardiola: „Wenn wir den Ball haben, läuft der Ball, hat ihn der Gegner, laufen wir.“ Das mit der Balleroberung klappt vergleichsweise gut, nur wie lässt sich der Ballbesitz dann in Gefahr für das gegnerische Tor wandeln? „Wir brauchen mehr Ruhe am Ball“, sagt Luhukay. Ruhe am Ball aber ist nur möglich, wenn seine Spieler mit Übersicht agieren und die richtigen Entscheidungen treffen. Sowohl beim Passen als auch beim Freilaufen. Wann spiele ich welchen Pass, quer oder tief, und wie löse ich mich als Passempfänger vom Gegenspieler, um auch anspielbar zu sein?

„Wir wollen zügig und gut in die Gefahrenzone des Gegner gelangen“, sagt Luhukay, der seinen Spielern eine große „Willigkeit“ attestiert. „Aber vergessen wir nicht, dass uns hier in Ben-Hatira, Beerens und Kalou drei Offensivspieler nicht zur Verfügung stehen.“ Bis zum Rückrundenauftakt am 1. Februar in Bremen bleiben noch ein paar Trainingseinheiten. Was wiederum Jos Luhukay beruhigt: „Stand heute bin ich zufrieden und bleibe optimistisch.“

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