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Gesprächsbedarf. Hertha-Trainer Jos Luhukay muss in diesen Tagen noch mehr mit seiner Mannschaft reden als sonst.

© dpa

Hertha BSC gegen Bayer Leverkusen: Im Abstiegskampf wird der Ton rauer

Aggressiver, mutiger, überzeugter – gegen Leverkusen fordert Hertha-Trainer Jos Luhukay Engagement von seiner Mannschaft. Die Niederlage gegen Werder Bremen zum Rückrundenstart wirkt noch nach.

Vielleicht trifft das Bild vom angeschlagenen Boxer auf Hertha BSC zu. Ein Angeschlagener, der die wackelige Hinrunde mit einem beherzten Auftritt vergessen machen und positiv in die Rückrunde starten wollte. Und dann bekommt Hertha zwei vermeidbare Gegentore, die wie schwere Treffer wirkten und das Team schier außer Gefecht setzten. Ein klassischer Knockout. Für gewöhnlich, so heißt es, sind angeschlagene Boxer schon deshalb gefährlich, weil sie, den drohenden Untergang vor Augen, plötzlich alle Kräfte mobilisieren und zurückschlagen – mit vollem Risiko. Diesen Teil hat Hertha nicht gezeigt. Weshalb der Klub ziemlich in den Seilen hängt.

Der geneigte Fan muss darauf hoffen, dass sich Hertha berappelt und diese Qualität für das Heimspiel gegen den Champions-League-Anwärter Bayer Leverkusen zeigt, der am Abend im Olympiastadion gastiert (20 Uhr/Sky). Anders als in Bremen wird Wehrhaftigkeit vonnöten sein, wenn sich die Situation beim Berliner Bundesligisten nicht weiter zuspitzen soll. Es muss ja nicht blinde Wut sein. Aber kein Schuss aufs gegnerische Tor zustande zu bringen wie in Bremen, das kann es eben auch nicht sein. Zudem ein zusätzlich ausbleibender Erfolg am Samstag in Mainz personelle Konsequenzen haben dürfte. Dem Getuschel hinter den Kulissen zufolge soll es ein solches Ultimatum intern geben, andernfalls sehe sich die Vereinsspitze gezwungen, in der Trainerfrage aktiv zu werden.

Luhukay: "Spiel in Bremen wird Konsequenzen haben"

Herthas Manager Michael Preetz und Trainer Jos Luhukay wollten gestern den gegenteiligen Eindruck hinterlassen. Geschlossen wie eh und je präsentierten sich beide, vermieden aber die üblichen Treueschwüre. Nur, wie kann es gelingen, der Mannschaft Optimismus und Zutrauen zu vermitteln? Leverkusen gehört spielerisch zur gehobenen Gesellschaft der Liga, was die eigenen Erfolgsaussichten nicht gerade ins Unermessliche steigen lässt, „aber wir wollen mit mehr Mut im Spiel nach vorn agieren“, sagte Luhukay.

Vor allem aber verschärfte der Niederländer die Tonart. „Unser Spiel in Bremen wird Konsequenzen haben“, sagte er. Man habe zu einfache Gegentore bekommen, in beiden Situation habe die Aggressivität gefehlt, das sei auf Bundesliganiveau „nicht zu verarbeiten“. Dann wurde Luhukay noch deutlicher: „Am Sonntag hatten wir vier Ausfälle in der Startelf, das kann keiner verkraften.“ Zwar benannte der Trainer die Spieler nicht namentlich, aber Rückschlüsse sind einfach herzustellen. An den Gegentoren beteiligt waren Nico Schulz und John Anthony Brooks, in der Offensive überboten sich Valentin Stocker und Ronny in Harmlosigkeit.

„Wir sind noch nicht in einer aussichtslosen Position“, sagte Luhukay, der aber nun eine deutliche Leistungssteigerung verlangt. „Das Leverkusen-Spiel wird unsere nächste Prüfung.“ Gegen Bayer habe seine Mannschaft in der vergangenen Saison zu Hause eines ihrer besten Spiele geliefert. „Daran habe ich meine Mannschaft erinnert“, sagte Luhukay. „Wir brauchen diesen Mut und diese Überzeugung.“

Hertha BSC braucht klare Anweisungen

Nun gibt es unterschiedliche Wege für einen Trainer, seinen Schützlingen Mut und Überzeugung zu vermitteln. Luhukay ist kein Trainer, der Spieler in den Arm nimmt. Er analysiert hart und lebt Strenge vor. „Ich verlange von keinem Spieler etwas, was er nicht kann“, konterte Luhukay. Er setze auch keinen Spieler auf einer Position ein, die ihm nicht liege. Aber was ist, wenn die Zusammensetzung der Spieler nicht passt, wenn sich die Mannschaft in vorgegebener Formation nicht sicher fühlt? In Bremen wirkte es so. In dieser Formation wurde selten trainiert, es fehlt ihr an Übung. Als sie in Rückstand geriet, verlor sie den Überblick und konnte nicht mehr erforderlich reagieren.

Die Mannschaft braucht jetzt rasch eine verlässliche Formation und klare Handlungsanweisungen. Dass gegen Bayer Leverkusen die angeschlagenen John Heitinga und Sandro Wagner nicht zur Verfügung stehen, fällt weniger ins Gewicht als die Unpässlichkeiten von Per Skjelbred (krank), Peter Niemeyer (leichte Gehirnerschütterung), Salomon Kalou (Afrika-Cup) und Änis Ben-Hatira (verletzt).

Immerhin kehrt Hajime Hosogai zurück, der gesperrt war. Luhukay dürfte den Japaner ins zentrale, defensive Mittelfeld ziehen und dafür Fabian Lustenberger zurück in die Innenverteidigung an die Seite Sebastian Langkamps beordern, die ein verlässliches Dreieck bilden. Und nach vorn „müssen wir es gemeinsam hinbekommen“, sagte Luhukay. Und auch Manager Michael Preetz appellierte ans Kollektiv. Jedes Spiel böte die Chance, es besser zu machen, sagte der Manager. „Leverkusen ist ein Gegner, an dem man sich aufrichten kann.“ Das mag sein, aber auf fremde Hilfe, so zeigt das Boxen, sollte man dabei nicht hoffen.

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