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Letzte Hürde. Mitchell Weiser hat die Rückkehr ins Mannschaftstraining gut überstanden. Gegen Dortmund könnte er sein Comeback geben.

© imago/Nordphoto

Hertha BSC gegen Borussia Dortmund: Mitchell Weiser: Zu wertvoll für Experimente

Gegen den BVB steht Mitchell Weiser erstmals wieder im Kader. Bei Hertha BSC können sie seine Rückkehr kaum erwarten, wollen aber kein Risiko eingehen.

Plötzlich herrschte Kahlschlag auf dem Kopf. Der junge Mann, der über den Trainingsplatz von Hertha BSC huschte, war kaum wiederzuerkennen. Lediglich seine Bewegungen, Dribblings und Pässe überführten ihn zweifelsfrei als einen der technisch vielseitigsten, schnellsten und aufregendsten Fußballer im Kader des Berliner Bundesligisten. Sportler machen so was ja hin und wieder: Sie nutzen optische Veränderungen als Symbol für einen Neustart, etwa nach auskurierten Verletzungen, Vereinswechseln oder anderen relevanten Anlässen. Man könnte auch sagen, Mitchell Weiser, der sich derzeit nicht öffentlich äußern will, lässt immerhin seine Frisur sprechen.

Bevor er ins Training zurückgekehrt ist, hat der 22-Jährige seine Frisur gewechselt. Mittlerweile sind seine Haare aber schon ein wenig nachgewachsen, und das ist eine ausgesprochen gute Nachricht für Hertha BSC. Sie bedeutet nämlich auch, dass inzwischen so viel Zeit vergangen ist, dass Weiser pünktlich zum Spitzenspiel in der Bundesliga gegen Borussia Dortmund an diesem Samstag (Olympiastadion, 15.30 Uhr, live bei Sky) wieder zur Verfügung steht. Ein Spieler, den der Trainer, die Fans und auch seine Mitspieler zuletzt so sehr vermisst haben. Weiser hat seine Muskel- und Rückenprobleme auskuriert, die ihn monatelang ausgebremst haben, und nähert sich von Tag zu Tag der Leistungs- und Belastungsgrenze. „Er ist einer der wichtigsten Spieler in unserem Team und macht uns unberechenbarer“, sagt Salomon Kalou, ein erfahrener Mann von 31 Jahren, der schon die Champions League gewonnen und mehr als 80 Länderspiele bestritten hat.

Ondrej Duda fällt gegen den BVB aus

„Jeder erwartet, dass Mitch spielt“, sagt Herthas Trainer Pal Dardai, „wir wissen ja, was er kann.“ An guten Tagen, und davon hatte Weiser vor seinem Ausfall viele, kann der Flügelspieler den Unterschied ausmachen mit seiner Dynamik, seinen Vorstößen, seinen feinen Flanken, vor allem seiner Unberechenbarkeit. Weiser kann das Team auf ein anderes spielerisches Level heben. Nichts gegen Peter Pekarik, der in seiner Abwesenheit rechts in der Viererkette gespielt hat: Der Slowake ist unter defensiven Aspekten ein höchst solider Außenverteidiger, aber sobald sich das Spiel in die gegnerische Hälfte verlagert, wirkt er vergleichsweise beschränkt und ungefährlich. Nach fast 150 Bundesligaspielen wartet Pekarik immer noch auf sein erstes Tor. „Mit Mitch können wir über Umschaltspiel reden, er hat auch die Geschwindigkeit dafür“, sagt Dardai – zwei Punkte, die der Ungar in jüngster Vergangenheit immer wieder angesprochen hat, weil seine Mannschaft in dieser Saison noch kein einziges Tor nach einem Konter erzielt hat.

Obwohl Weiser seit Mitte November nur noch zu zwei Kurzeinsätzen gekommen ist, ist er immer noch Herthas bester Vorbereiter. Vier Treffer hat er eingeleitet, mehr als Alexander Esswein (einer) und Genki Haraguchi (zwei) zusammen. Mit Weiser sind Herthas Werte ohnehin deutlich besser als ohne ihn. In den Spielen, in denen er in der Startelf stand, holten die Berliner im Schnitt zwei Punkte, in den anderen waren es gerade mal 1,3. Vor allem mit Weisers Rückkehr sind daher die Hoffnungen verbunden, dass Hertha einen erfolgreichen Saisonendspurt hinlegt. Und mit dem Slowaken Ondrej Duda, der allerdings wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel gegen den BVB ausfällt. Für ihn hat Dardai den 17 Jahre alten Julius Kade aus der U 19 in den Kader berufen.

Gerade weil Weiser so wertvoll ist, wollen sie das Comeback bei Hertha nicht überstürzen. Gegen den BVB wird er wohl kaum durchspielen. Es ist sogar unwahrscheinlich, dass er in der Startelf steht, es sei denn, Pal Dardai plant die Dortmunder zu überraschen. „Ich führe einen ehrlichen Dialog mit ihm“, sagt der Ungar. So hat der Trainer auch Wind davon bekommen, dass die Einheiten dieser Woche durchaus Spuren bei Weiser hinterlassen haben. „Er hatte ein bisschen Muskelkater.“ Deshalb will Dardai dem Spieler die Entscheidung zum Teil selbst überlassen, wie lange er heute mitwirkt. Eine halbe Stunde Spielzeit sollte allerdings kein Problem sein. „Wichtig ist, dass wir ihn nach der Länderspielpause haben“, sagt Dardai, „dann brauchen wir ihn mit 100 Prozent.“

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