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Blau steht ihm gut. Im Jahr 2007 (rechts) verließ Kevin-Prince Boateng nach 42 Bundesligaspielen Hertha BSC.

© Reuters

Hertha BSC gegen Schalke 04: Kevin-Prince Boateng kommt nach Berlin zurück

Kevin-Prince Boateng war einmal Herthas größte Hoffnung. Doch der Durchbruch gelang ihm erst, als er die Heimat verließ. Jetzt kehrt er zurück, zumindest ein bisschen: Am Samstag spielt er mit Schalke 04 im Berliner Olympiastadion.

Blöde Sache, das mit dem linken Knie. Kevin-Prince Boateng quält sich schon länger damit herum, zwei Operationen liegen hinter ihm, und deswegen wirkt sein Laufstil manchmal ein wenig schwerfällig, was so gar nicht passt zum sonst so grazilen Charakter seines Spiels. Die Angelegenheit verkompliziert sich durch das viele Geld, das auf dem Spiel steht. Am Ende geht doch alles gut. Für Hertha BSC und Kevin-Prince Boateng, der für geschätzt 7,5 Millionen Euro zu Tottenham Hotspur wechselt.

Damals, im Juli 2007.

Ja, die Geschichte wiederholt sich, sie ist ein stetig fließender Strom. Am Samstag kehrt der Fußballspieler Kevin-Prince Boateng in seine Heimatstadt Berlin zurück. Er steht seit ein paar Wochen bei Schalke 04 unter Vertrag und wird, so sein Trainer Jens Keller ihn denn aufstellt, zum ersten Mal überhaupt in einem Bundesligaspiel gegen den Verein antreten, bei dem er groß geworden ist. Und wieder geht es um Boatengs linkes Knie, es hat mittlerweile eine dritte Operation hinter sich. Ein möglicher vierter Eingriff ist Tagesthema, seitdem Ottmar Hitzfeld am Wochenende in einer Fernseh-Talkrunde ausgeplaudert hat, worüber in der Bundesliga schon länger getuschelt wird: „Man munkelt, dass er vielleicht schon angeschlagen war, als er gekommen ist.“ Das sei auch bei der sportärztlichen Untersuchung festgestellt worden, bevor Boateng für angeblich geschätzt zehn Millionen Euro vom AC Mailand zu Schalke 04 wechselte.

Hitzfeld ist als Nationaltrainer in der Schweiz ein bisschen weit weg vom Schuss, sein Wissen über die Krankenakte Boateng bezieht er aus dem bekannt seriösen Kreis der Spielerberater. Macht nichts. Hitzfelds Name hat Gewicht, und die Branche stürzt sich nur zu gierig auf das Gerücht, Schalke hätte da ein teures medizinisches Problem am Hals.

Schon im Sommer 2007 waren sie bei Hertha BSC angenehm überrascht davon, wie viel Geld Tottenham für einen noch weitgehend unbekannten 20-Jährigen mit zugegeben grandiosen Anlagen auszugeben bereit war. Seinen Abschied gab Boateng im kleinen Kreis, auf einem Sportplatz im Spreewald. Beim 4:1-Sieg über den Kreisligisten Grün-Weiß Lübben trug er das letzte Mal das Trikot von Hertha BSC. Der neue Trainer Lucien Favre hätte ihn gern behalten, aber der traditionell dramatisch verschuldete Verein brauchte das Geld. Dazu hatte die Klubführung die Geduld verloren mit dem vielleicht talentiertesten Fußballspieler der eigenen Jugendabteilung. In Berlin war Boatengs Können nur zeitweise aufgeblitzt, er hatte vor allem für die Galerie gespielt und weniger für die Mannschaft. Aber die Premier League befand sich im kollektiven Kaufrausch, und für das vergleichsweise moderate Tottenham war die Verpflichtung Boatengs keinesfalls die größte Investition des Sommers (das war, für 13 Millionen Euro, der Waliser Gareth Bale, den die Spurs vor ein paar Wochen mit bemerkenswertem Gewinn an Real Madrid veräußert haben).

Es lief nicht besonders gut für Boateng im Londoner Norden. Manchmal saß er auf der Ersatzbank der Profis, öfter spielte er in der Reservemannschaft, und noch häufiger war er im Londoner Nachtleben unterwegs. Später gab es dann noch reichlich Ärger um ein Foul an Michael Ballack und eine gerichtsrelevante Spritztour mit seinem Berliner Spezi Patrick Ebert. Vorbei und vergessen. Kevin-Prince Boateng hat es fern von Berlin zum Weltstar gebracht. Zu einem Fußballspieler, der über den Fußball hinaus berühmt wurde. Das war zu Beginn dieses Jahres, da spielte er schon beim AC Mailand und verließ infolge rassistischer Beleidigungen während eines Testspiels einfach den Platz, die gesamte Mannschaft im Gefolge. Diese Aktion steht für seinen Stellenwert, für den Respekt, den er bei seinen Kollegen genießt.

Auch auf Schalke haben sie schnell einen Boateng-Effekt ausgemacht und sich gefreut über eine Persönlichkeit, die dem versammelten Talent auf dem Platz eine Struktur vorgibt. Boateng brillierte beim 2:0 zum Einstand über Leverkusen, er schoss das Tor zum 1:0-Sieg in Mainz. Dass er nun nach vermeintlich auskurierter Verletzung beim 1:3 im Revier-Derby gegen Dortmund einen Elfmeter vergab – geschenkt, immerhin hatte er im lauten und ausverkauften Stadion die Verantwortung akzeptiert.

Und die blöde Sache mit dem linken Knie? Am Mittwoch ist er noch mal zur Behandlung in München gewesen. Kevin-Prince Boateng sagt, er freue sich auf Berlin und wolle unbedingt 90 Minuten lang durchspielen.

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