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Julian Schieber trifft doppelt gewinnt aber nicht.

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Update

Hertha BSC gegen Werder Bremen: Berliner verspielen 2:0 Führung zum Bundesliga-Auftakt

Die Berliner spielten stark, hatten viele Chancen und gingen 2:0 in Führung, doch dann kam Werder Bremen zurück ins Spiel.

Schöne Kulisse, schönes Wetter, schöner Spielstand. Gestern Nachmittag um kurz nach halb fünf hatten die Fans von Hertha BSC schon richtig Gefallen gefunden an der noch frischen Saison der Fußball-Bundesliga. Ihre Mannschaft führte 2:0 gegen Werder Bremen, Julian Schieber, der neue Stürmer, hatte beide Tore erzielt, und die Blitztabelle wies Hertha als virtuellen Spitzenreiter der Bundesliga aus. Als das Spiel eine gute Dreiviertelstunde später abgepfiffen wurde, wurde es mit einem Mal ziemlich still im Olympiastadion. Am Ende mussten sich die Berliner mit einem 2:2 (1:0) gegen Werder zufrieden geben, weil sie innerhalb von nur zwei Minuten ihre scheinbar beruhigende Führung verspielt hatten. „Das war nicht das, was wir uns erwartet hatten“, sagte Neuzugang Roy Beerens.

Dass die Angelegenheit so aufregend werden würde, hatte sich zu Beginn nicht unbedingt angedeutet. Das Spiel nahm einen langen Anlauf. Eine gute Viertelstunde passierte fast gar nichts. Laut wurde es erst, als in der Ostkurve ein Transparent mit der Aufschrift „Wir pfeifen auf RB Leipzig“ enthüllt wurde und ein Großteil der 59.672 Zuschauer dem Aufruf folgte. Eine einzige Tempoverschärfung löste dann zumindest bei Hertha die Hemmungen. Nach einem schönen Pass von Linksverteidiger Nico Schulz startete Beerens geschickt in den freien Raum, flankte von der linken Seite mit dem linken Fuß auf Julian Schieber, und dessen Kopfball landete hinter Werders Torhüter Raphael Wolf im Netz.

Es war ein perfekter Einstand für Herthas neuen Angreifer, der schon im Pokal getroffen hatte. „Julian ist ein super Stürmer“, sagte Kapitän Peter Pekarik. „Er ist ganz wichtig für uns.“ Überhaupt hinterließen die vier Neuen in der Startelf einen guten Eindruck. Neben dem zweifachen Torschützen Schieber überzeugte vor allem Beerens, der auf der rechten Seite präsenter wirkte als sein Pendant Genki Haraguchi auf links. Der Holländer ist schnell, beweglich, dribbelstark, er vergab allerdings auch zwei gute Chancen.

Nach der Führung hatten die Berliner ihre stärkste Phase

In den Minuten nach dem 1:0 hatten die Berliner ihre stärkste Phase gegen ziemlich konfuse Bremer. Ronny scheiterte mit einem Schuss aufs kurze Eck an Wolf, und auch Schieber konnte den Bremer Torhüter nicht überwinden. Defensiv geriet Hertha vor der Pause nicht ernsthaft in Gefahr, von einem Freistoß abgesehen, den Werders Neuzugang Izet Hajrovic knapp übers Tor setzte. Aus dem Spiel heraus gelang den Gästen wenig.

Bremens Trainer Robin Dutt nahm schon zu Beginn der zweiten Hälfte den Sechser Felix Kroos vom Feld und brachte mit Davie Selke einen weiteren Stürmer. Der junge Angreifer stand jedoch kaum auf dem Feld, da schien Dutts taktischer Plan schon wieder hinfällig zu sein. Nach einer Flanke Haraguchis fälschte Assani Lukimya den Ball so unglücklich ab, dass Schieber ihn nur noch zum 2:0 über die Linie drücken musste. „Da denkst du: Einen besseren Moment gibt es nicht“, sagte Trainer Jos Luhukay. Hertha sah wie der sichere Sieger aus.

Kurz nach der Pause sah Hertha wie der sichere Sieger aus - acht Minuten später stand es 2:2

Doch acht Minuten später stand es plötzlich 2:2. Erst lenkte Lukimya den Ball nach einer Freistoßflanke mit dem Rücken zum Anschlusstreffer über die Linie. Thomas Kraft sah dabei nicht besonders glücklich aus; nur zwei Minuten später hatte Herthas Torhüter ein wenig Pech. Nach einer erfolgreichen Fußabwehr landete der Ball auf dem Kopf von Franco di Santo, im Nachfassen vollendete der Argentinier zum überraschenden Ausgleich für die bis dahin harmlosen Bremer.

Schon vor einer Woche, beim Pokalspiel gegen den Viertligisten Viktoria Köln, hatte Hertha nach einer beruhigenden 3:0-Führung zwei Gegentore kassiert; da aber ging die Angelegenheit für die Berliner noch glimpflich aus. Gegen Werder war ihnen nach dem 2:2 die Verunsicherung deutlicher anzumerken. „Da müssen wir natürlich ansetzen“, sagte Luhukay, der mit „zweierlei Gefühlen“ auf das Spiel zurückblickte. Mit der ersten Hälfte war er mehr als zufrieden, mit dem Spiel nach vorne im Großen und Ganzen auch. Vier Gegentore aus zwei Spielen gegen zwei Mannschaften, die nicht gerade zur Oberschicht des deutschen Fußballs gehören, deuten jedoch auf ein Problem hin, das Hertha zumindest in den vergangenen beiden Jahren unter Luhukay nicht gekannt hat.

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