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2006 fing alles an. Die Deutsche Bahn wurde Hauptsponsor bei Hertha BSC - nach neun Jahren wird der DB-Schriftzug auf der Brust der Berliner wieder verschwinden.

© dpa

Update

Hertha BSC: Hauptsponsor Deutsche Bahn steigt aus

Der Schriftzug der Deutschen Bahn wird in kommenden Saison nicht mehr auf den Trikots von Hertha BSC zu sehen sein. Der bisherige Hauptsponsor reduziert sein Engagement beim Berliner Fußball-Bundesligisten deutlich.

In den kommenden Tagen oder Wochen wird Hertha BSC nicht unerhebliche Zusatzeinnahmen verbuchen können. 375.000 Euro erhält der Berliner Fußball-Bundesligist für einen Stürmer, an dessen Gesicht sich selbst Hardcore-Fans kaum noch erinnern können. Marco Djuricin, der zwischen 2008 und 2012 bei Hertha angestellt war, ist gerade für 2,5 Millionen Euro von Sturm Graz zu RB Salzburg gewechselt. 15 Prozent der Ablöse hat sich Hertha bei Djuricins Transfer nach Graz zusichern lassen. Und in Kürze wird noch eine halbe Million Euro aus Portugal hinzukommen. Dass Hany Mukhtar zu Benfica Lissabon wechselt, ist inzwischen beschlossene Sache; allein die Abwicklung des Transfers steht noch aus.

Hertha war auf solche Einnahmen schon mal stärker angewiesen als im Moment. Durch den Einstieg des Investors KKR im vergangenen Jahr hat sich Herthas finanzielle Situation erheblich entspannt. Selbst die Nachricht, dass der Klub am Ende dieser Saison seinen Haupt- und Trikotsponsor verlieren wird, hat in der Vereinsführung keine Panikattacken ausgelöst. Nach insgesamt neun Jahren wird die Deutsche Bahn ihren Vertrag als Hauptsponsor der Berliner nicht mehr verlängern. Der Konzern wird dem Verein jedoch als sogenannter Exklusivpartner erhalten bleiben. „Die Bahn hat uns rechtzeitig informiert“, sagt Herthas Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller. „Wir haben jetzt genügend Zeit, den Markt zu sondieren und einen neuen Partner zu finden. Ich bin sehr optimistisch, dass uns das gelingen wird.“

Seit dem Sommer 2006 wirbt die Bahn auf den Trikots der Berliner. Die Zusammenarbeit wurde damals noch von Dieter Hoeneß auf Hertha-Seite und Hartmut Mehdorn als Bahnchef besiegelt. In Spitzenzeiten brachte der Deal den Berlinern 7,5 Millionen Euro pro Saison ein. Drei Mal wurde der Vertrag verlängert, selbst nach den Abstiegen 2010 und 2012 hielt die Bahn Hertha die Treue, wenn auch zu deutlich reduzierten Konditionen. Zuletzt bekamen die Berliner rund 4,5 Millionen Euro pro Jahr. Als Exklusivpartner zahlt die Bahn künftig für zwei Spielzeiten je eine Million Euro.

Die Bahn hat den Vertrag insgesamt dreimal verlängert

Seit Anfang Dezember wissen sie bei Hertha, dass die Bahn ihr Engagement zurückfahren wird. Gespräche mit möglichen Nachfolgern hat der Klub bisher noch nicht geführt, „es gibt auch kein Enddatum, bis wann wir zu einem Abschluss gekommen sein müssen“, sagt Finanzchef Schiller, der in den nächsten Wochen die Lizenzunterlagen für die Deutsche Fußball-Liga zusammenstellen muss. Dass er zunächst einmal ohne Trikotsponsor planen muss, stellt angesichts der inzwischen deutlich entspannteren Finanzsituation keine unüberwindliche Hürde dar.

Ein Vorteil für die Berliner ist, dass es nur zwei weitere Bundesligisten gibt, bei denen der Vertrag mit dem Hauptsponsor ebenfalls ausläuft: Der SC Paderborn und der FC Augsburg sind jedoch Klubs, die Hertha nicht unbedingt als direkte Konkurrenten sieht. Ohnehin sind die Werbeflächen auf dem Trikot eines Fußball-Bundesligisten durchaus begehrt. „Die Liga hat bei den Medienkontakten extrem zugelegt“, sagt Schiller. „Die Erlöse bewegen sich insgesamt auf einem hohen Niveau, vielleicht sogar auf dem höchsten in Europa.“ Nur in ganz seltenen Fällen hat ein Bundesligist keinen Sponsor gefunden. Werder Bremen und der Hamburger SV haben in jüngerer Vergangenheit einmal für kurze Zeit mit blanker Brust spielen müssen, im Laufe der Saison jedoch noch einen Sponsor gefunden. Für die Bremer hatte dies keine finanziellen Einbußen zur Folge, da ihr Vermarkter ihnen eine feste Summe garantierte. Eine entsprechende Klausel gibt es bei Hertha und dem Vermarkter Sportfive nicht; allerdings ist davon auszugehen, dass die Berliner zumindest eine Art Entschädigung erhielten, falls es Sportfive mit seinen Kontakten nicht gelänge, einen neuen Hauptsponsor zu finden.

Davon aber geht bei Hertha niemand aus. Insgeheim spekulieren sie eher darauf, einen neuen Sponsor zu finden, der mehr zahlt als die Bahn bisher. Das hängt allerdings auch vom sportlichen Abschneiden der Mannschaft im kommenden halben Jahr ab. Zur Winterpause liegt Hertha im grauen Tabellenmittelfeld mit nur einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegszone. Für Herthas Spieler besteht dadurch vor dem Start der Rückrunde ohnehin ein gewisser Druck; nun aber geht es noch zusätzlich darum, sich nach außen – im Wortsinne – gut zu verkaufen. „Es gibt in den Verhandlungen immer objektive und subjektive Faktoren“, sagt Ingo Schiller. Ein gutes Abschneiden der Mannschaft wäre für die Verhandlungen mit möglichen Interessenten aus psychologischen Gründen sicherlich kein Nachteil.

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