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Kacar

© dpa

Hertha BSC: Hertha sinkt

Beim Berliner Bundesligisten schlägt Kapitän Arne Friedrich nach der dritten Niederlage in Folge Alarm.

Arne Friedrich sah aus, als hätte er gestern im benachbarten Grunewald unfreiwillig Bekanntschaft mit einem Wildschwein gemacht. Dabei hatte Herthas Trainer Lucien Favre seine Spieler am nasskalten Sonntagvormittag nach der 1:2-Niederlage gegen Bremen lediglich zur aktiven Regeneration mit den Fahrrädern durch das tiefe Geläuf rund um den Teufelsberg geschickt. Entsprechend schmutzig sahen die Spieler bei ihrer Rückkehr aus. Das Erscheinungsbild des Berliner Bundesligisten ist momentan alles andere als glänzend.

Die Spieler wirken frustriert, der Trainer bisweilen ratlos. Auf die Frage, warum Hertha BSC in den letzten fünf Spielen keinen Sieg errungen hat, antwortete der aus dem französisch-sprachigen Teil der Schweiz stammende Favre mit seiner Standardaussage: „Ich weiß niiiiicht.“ Von der guten Phase im Februar ist nichts geblieben, nicht mal mehr die Gewissheit, gar nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben.

Die Niederlage gegen Bremen war die dritte hintereinander. Von den zwölf Punkten Abstand zum ersten Abstiegsplatz sind acht geblieben. Wenn es ganz schlecht läuft für die Berliner, wird es noch einmal richtig eng. Denn die Mannschaften, die man weit hinter sich wähnte, wehren sich wieder und punkten ordentlich. Vor allem darf man Herthas Restprogramm als durchaus anspruchsvoll bezeichnen. „Die Situation ist sehr unbefriedigend“, sagte Arne Friedrich gestern. „Uns ist allen bewusst, dass wir mal wieder gewinnen müssen.“

Der Kapitän der Mannschaft schlug gestern Alarm. Das Team spiele zwar keinen Rumpelfußball, aber „wir machen zu viele Fehler. Jeder muss sich hinterfragen, ob er hier alles gibt, und was der Einzelne mehr zu machen hat, um wieder Erfolg zu haben.“ Ganz ähnlich hörte sich die Kritik von Abwehrspieler Sofian Chahed direkt nach dem Spiel an. „In solchen Spielen zeigt sich halt, wer Charakter hat und wer nicht.“ Und Friedrich sagte: „Uns fehlt so oft das Quäntchen. Momentan entscheidet das bei uns über Gut und Böse.“

Dem Spiel der Mannschaft mangelt es an vielen Kleinigkeiten, die in ihrer Summe über Sieg und Niederlage entscheiden. Sei es der letzte Tick Konzentration im Passspiel oder das richtige Timing im Defensivverhalten. Vor allem aber fehlt es Hertha an Spielern, die in kritischen Phasen die Übersicht behalten. Nur ein Beispiel: Jaroslav Drobny. Der Torwart war vor Saisonbeginn im vergangenen Sommer die erste Personalie, die Manager Dieter Hoeneß abgewickelt hat. Mit der Verpflichtung des Tschechen vom VfL Bochum wollte Hertha eigentlich eine Verbesserung auf dieser neuralgischen Position erreichen. Das Gegenteil ist eingetroffen. Drobny hat sich eben nicht als der sichere Rückhalt der Mannschaft erwiesen, es gibt kaum aufregende Rettungsszenen des Tschechen. Immer wieder fallen Gegentore, die durchaus vermeidbar sind, wie beispielsweise das 0:1 gegen Bremen nach 35 Sekunden.

Das Hauptproblem ist wahrlich kein Torwartproblem, aber Hertha steckt auch deswegen bedrohlich tief in der Tabelle, weil es auf dieser Position keine Entwicklung gegeben hat.

Hertha tritt im Frühjahr 2008 auf der Stelle, bisweilen nicht mal das. „Sollen wir jetzt sagen, dass alles Mist ist?“, fragte Arne Friedrich. Selbstzufrieden sei keiner im Team, die Einstellung stimme. Wenn dem so ist, gibt es nur eine Erklärung: Die Mannschaft kann es nicht besser.

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