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Änis Ben-Hatira beglückwünscht den Torschützen Sami Allagui.

© dpa

Hertha BSC kann doch noch punkten: Der kleine Sieg

Nach vier Niederlagen hintereinander registriert Herthas Trainer Jos Luhukay das Unentschieden gegen Hoffenheim mit Erleichterung.

Berlin - Jos Luhukay war erschöpft, aber glücklich. Die Stammspieler hatten den Trainingsplatz schon lange verlassen, da drehte der Trainer von Hertha BSC, der anfangs neben der Mannschaft über den Rasen gejoggt war, weiter Runde um Runde. Es war ein ungewohntes Gefühl für den 50-Jährigen, der wegen Problemen mit seinem Knie unter anderem die Teilnahme am Halbmarathon hatte stornieren müssen. „Ich bin fünf Wochen nicht gelaufen“, sagte Luhukay. „Heute war es wieder das erste Mal.“ Tags zuvor war es ihm ähnlich ergangen. Auch das Spiel gegen Hoffenheim hatte den Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten erschöpft, aber halbwegs glücklich zurückgelassen.

Nach vier Niederlagen hintereinander holte Hertha durch das 1:1 gegen die TSG Hoffenheim wenigstens mal wieder einen Punkt. Die Mannschaft hatte zwar genügend Chancen gehabt, das Spiel für sich zu entscheiden; sie muss weiterhin auf den ersten Heimsieg des Jahres 2014 warten, und trotzdem fühlte sich das Unentschieden wie ein kleiner Sieg an – zumindest für Jos Luhukay.

Sami Allagui, der Hertha mit seinem achten Saisontor in Führung gebracht hatte, berichtete, dass er „nach dem Spiel nicht so richtig glücklich“ gewesen sei. Einen Sieg hätte er jedenfalls als verdient empfunden. Es hätte aber auch wieder ganz anders kommen können – was in Herthas aktueller Situation ja irgendwie typisch gewesen wäre. In der Nachspielzeit gab es direkt am Berliner Strafraum einen Freistoß für die Hoffenheimer. „Ich guck’ nicht hin“, sagte Luhukay zu seinem Assistenten Markus Gellhaus. „Ich hab’ kein gutes Gefühl dabei.“ Er sollte sich täuschen. Kevin Volland drosch den Ball in die Torwartecke, Thomas Kraft parierte, wobei er weniger Mühe hatte, als seine dramatische Flugeinlage vermuten ließ.

Vielleicht war das der große Unterschied zu den vergangenen Wochen: Es läuft zwar längst nicht alles für Hertha, aber am Sonntag lief es im entscheidenden Moment eben auch nicht mehr zwangsläufig gegen Hertha. „Wir haben einen Schritt in die richtige Richtung gemacht“, sagte Mittelfeldspieler Per Skjelbred. Für Luhukay war es sogar „ein Spiel, wie wir es häufig in der Hinserie gezeigt haben“.

Wenigstens in groben Zügen war es das. Gegen den zweitbesten Angriff der Bundesliga erwies sich Herthas Defensive als vergleichsweise stabil. Mit Kevin Volland und Firmino kann die TSG in der Offensive mit das Schärfste aufbieten, was es in der Liga aufzubieten gibt. Im Olympiastadion war von ihnen jedoch wenig zu sehen: von Volland ein Distanzschuss übers Tor und der Freistoß kurz vor Schluss, von Firmino eine gute Chance im Strafraum, die Kraft mit dem Fuß vereitelte. „Da bin ich ein bisschen stolz drauf“, sagte Luhukay.

Herthas Trainer hatte Peter Pekarik in der Viererkette von rechts nach links versetzt, weil Volland als Linksfuß am liebsten von rechts nach innen zieht – und dabei in der Regel über den schwachen (rechten) Fuß des Linksverteidigers kommt. „Peter hat es einfach fantastisch gemacht“, sagte Luhukay. Genauso wie Hajime Hosogai und Sebastian Langkamp, die sich im Wechsel und gemeinsam um Firmino kümmerten. Nach einer Stunde rückte der Japaner sogar aus dem defensiven Mittelfeld in die Abwehr zurück, weil Herthas Trainer mit dem jungen John Anthony Brooks zum wiederholten Male nicht sonderlich zufrieden gewesen war. „Hajime ist aggressiv und in den Zweikämpfen konsequent“, sagte er. „Das muss John lernen.“

Bei allem Eifer in der Defensive war Hertha nach sechs Spielen ohne Sieg allerdings auch die Verunsicherung anzumerken, das mangelnde Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Zwischen Defensive und Offensive taten sich teils riesige Räume auf, weil die Abwehr aus Furcht vor den Hoffenheimern und aus den Erfahrungen der vergangenen Wochen insgesamt zu sehr im Verteidigungsmodus verharrte. Und auch im Spiel nach vorne fehlte – wenig überraschend – die alte Leichtigkeit, Gerade 57 Prozent ihrer Pässe brachten die Berliner an den eigenen Mann, in der gegnerischen Hälfte war es nicht einmal jeder zweite. Stefan Hermanns

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