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Als noch alles gut war: Hertha-Trainer Jos Luhukay (r.) und Spielmacher Ronny mit der Meisterschale der Zweiten Liga.

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Update

Hertha BSC: Luhukay zählt Ronny an

Hertha-Trainer Jos Luhukay hat während des Trainingslagers in Idning angedeutet, dass Ronny sich zum Bundesligaauftakt auf der Ersatzbank wiederfinden könnte. Der Brasilianer hingegen träumt von der WM 2014.

Der Rasen sah so aus, als könne man sich gut reinbeißen. Zwei Kinder hatten Ronny am Mannschaftsbus von Hertha BSC eine Torte im Form eines Fußballplatzes geschenkt. „Das war sehr lieb“, sollte der Brasilianer später sagen, die Nettigkeit „will ich auf dem Platz zurückzahlen“. Natürlich auf dem echten Rasen, nicht dem aus Zuckerguss, auch wenn Ronny den Kuchen noch probieren wollte. Vielleicht haben die Fans ihrem Idol mit der süßen Gabe aber keinen Gefallen getan. Denn kurz zuvor hatte sein Trainer die Debatte um Ronnys Form eröffnet.

„Er ist noch nicht auf dem Stand, auf dem ich ihn gern sehen würde“, sagte Jos Luhukay am Mittwoch im Trainingslager in Irdning. „Ich weiß nicht, ob ich Ronny guten Gewissens zum Bundesligastart aufstellen kann.“ Das war eine Ansage, zumal Luhukay selten Spieler einzeln kritisiert. Denn Ronny war schließlich der Mann, der Hertha mit 18 Toren zum Aufstieg schoss und auch in der Bundesliga eine wichtige Rolle spielen sollte.

In der aktuellen Verfassung wird das aber schwer. Luhukays Aussage folgte einem Trainingsspiel der Reservisten, in dem Ronny den eher unterzuckerten Eindruck bestätigte, den er bisher in der Vorbereitung hinterlässt. Er scheint einfach nicht anzukommen in dem schnellen, aggressiven Spiel, das Luhukay in der Bundesliga aufziehen will. Ronny schaut seinen Mitspielern manchmal einfach stehend hinterher und wenn er den Ball hat, gibt es Szenen wie diese: Torwart Sascha Burchert ruft „Einfach, Ronny, einfach!“ Aber Ronny bleibt stehen, schiebt den Hintern in den Gegenspieler Peter Niemeyer, stubst den Ball ein paar Mal mit dem Fuß, bis Niemeyer ihn wegdrischt. Nichts zu sehen von maximal zwei Ballkontakten und schnellen Abspielen, die Luhukay fordert. Andere Male ist es Ronny selbst, der frustriert den Ball wegschlägt.

„Er braucht jede Trainingseinheit, um in bessere Form zu kommen und muss selber viel investieren“, gab ihm Luhukay mit auf den Weg. „Aber es ist nicht mehr viel Zeit, um in Bestform zu kommen.“ Das erste Pflichtspiel findet in zehn Tagen statt, im Pokal in Neumünster. Andere hingegen haben ihre Form bereits gefunden. Alexander Baumjohann schoss beim 2:1-Sieg am Dienstag gegen Palermo beide Tore. „Er hinterlässt in den Testspielen und im Training einen sehr guten Eindruck“, lobte ihn Luhukay, nachdem er sich nicht mehr über Ronny äußern wollte. Dafür habe man Baumjohann schließlich auch vom 1. FC Kaiserslautern geholt, „damit er in der Offensive etwas bewegen kann mit seiner Technik, Spielübersicht und Intelligenz. Ich hoffe, dass kommt auch in der Bundesliga zum Tragen.“ Zumindest dürfte der 25-Jährige zum Saisonastart auf Ronnys Position zum Tragen kommen. Denn: „Für die Bundesliga müssen alle Spieler in einem Top-Zustand sein“, fordert Luhukay.

Die Trainerkritik kommt auch bei Ronny an. „Der Trainer hat gesprochen, er entscheidet“, sagt er leise im Gespräch, weiter will Ronny das nicht kommentieren. Er fühle sich gut, sagt er, jeden Tag etwas besser. „Es sind noch zwei Wochen, bis die Saison beginnt, dann bin ich bei hundert Prozent.“ Wie hoch der Leistungsstand jetzt ist, will er nicht beziffern. Aber er hat große Ziele. „Ich will eine gute Saison mit Hertha spielen, dann sehe ich auch Chancen, bei der WM 2014 in Brasilien dabei zu sein.“

Das hofft der 27-Jährige, seit er vor drei Jahren mit einigen Kilo Übergewicht in Berlin ankam. Doch zwei Jahre war der Linksfuß außen vor. Erst Luhukay vertraute ihm die Rolle in der Zentrale an und er dankte es mit 18 Toren und 14 Vorlagen. Danach verlängerte Manager Michael Preetz den auslaufenden Vertrag um vier Jahre, bei der Bekanntgabe jubelte das Olympiastadion. „Ich empfinde den Vertrag nicht als Druck“, sagt Ronny, „ich bin auf alles vorbereitet.“ Aber vor dieser Saison kam es nicht bei allen Berlinern gut an, dass er sich erst mit einem Privattrainer im Urlaub fotografieren ließ, dann aber den Laktakttest, bei dem die Fitnesswerte gemessen werden, abbrechen musste. Obwohl Ronny schlanker wirkt als früher, ist er seitdem bei Läufen mit der langsamsten Gruppe unterwegs. Nun wachsen die Zweifel, ob er in der Bundesliga ankommen wird.

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