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Maximilian Nicu

© dpa

Hertha BSC: Maximilian Nicu spielt für die unbekannte Heimat

Wie kein Zweiter steht Maximilian Nicu für den unverhofften Aufschwung Herthas. Dank seiner starken Leistungen spielt der in Bayern geborene Nicu jetzt für Rumänien.

Berlin - Nein, sagt Maximilian Nicu, die Mobilnummer von Ciprian Marica hat er noch nicht in Erfahrung bringen können. „Vielleicht ergibt sich ja was nach dem Spiel in Stuttgart.“ Die beiden Herren kennen sich ohnehin nur vom Hörensagen, es ist eine eher einseitige Bekanntschaft, „ich hab mal mit Wehen im Pokal gegen ihn gespielt“, sagt Nicu, „aber ich glaube, er wusste nicht, wer ich bin“. Das hat damals, im August 2007, ohnehin so gut wie niemand gewusst. Der Zweitligaaufsteiger SV Wehen empfing den Deutschen Meister VfB Stuttgart, es traten an: Maximilian Nicu, Wehener No-Name-Zugang vom Zweitligaabsteiger Wacker Burghausen. Und: Ciprian Marica, Stuttgarts millionenschwere Neuerwerbung aus Rumänien, eingeplant für künftige Siegeszüge in der Champions League.

Heute treffen sie sich beim Bundesligaspiel in Stuttgart wieder, und dann könnten sie gleich weiterfliegen, nach Constanta am Schwarzen Meer. Ciprian Marica, das Wunderkind aus Bukarest, und Maximilian Nicu, der Exilrumäne aus München, der seit acht Monaten für Hertha BSC spielt. Heute sind sie Gegner, am Mittwoch sollen sie gemeinsam für Rumänien spielen. Gegen Serbien, in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2010. Auf serbischer Seite könnte Herthas Stürmer Marko Pantelic mitspielen. „Marko hat gesagt, ich soll mein Debüt lieber verschieben“, erzählt Nicu. In wessen Interesse? „Natürlich in Markos!“

Für Nicu könnte sich in Constanta ein Kreis schließen, der eigentlich nie geschlossen werden sollte. Seine Eltern sind Ende der siebziger Jahre aus Bukarest nach München übergesiedelt. Nicu sagt, Rumänien sei nie ein Thema für ihn gewesen, „das war einfach zu weit weg“. Es gab mal Angebote von kleineren rumänischen Klubs. „Ich hab ein paar Leute gefragt, aber die haben gesagt: Lass mal, da geht jeder gern weg und keiner gern hin.“ Natürlich hat er ein bisschen Rumänisch gesprochen, seine Großeltern haben darauf geachtet, er ist auch mal da gewesen, zuletzt 2002 am Schwarzen Meer. Und natürlich hat er bei der Einreise den deutschen Pass zeigen müssen, was sonst?

Die Dinge sind ein wenig in Bewegung geraten, seitdem Hertha BSC die Bundesliga durcheinanderwirbelt, was nicht zuletzt Maximilian Nicu zu verdanken ist. Wie kein Zweiter steht er für den unverhofften Aufschwung. Ein Mann mit eher durchschnittlich begabten Füßen, aber gesegnet mit einer Auffassungsgabe, die ihn für das moderne Spiel prädestiniert. Kaum ein anderer Spieler in der Bundesliga setzt seine Fähigkeiten so effizient ein wie der Mann, der bis zu seinem Engagement bei Hertha zwischen Liga zwei und drei pendelte. Nicu spielt den Ball smart und gibt ihm den richtigen Kick zum richtigen Zeitpunkt. Maximilian Nicu steht für den Fußball, der nicht nur mit dem Fuß gespielt wird. Genau das hat ihn interessant gemacht für Rumänien.

Brillante Künstler haben sie dort genug. Der bekannteste ist Adrian Mutu, der zurzeit für Florenz stürmt. Es gibt in Europa nicht so viele bessere Fußballspieler, aber für einen richtig Großen gehört auch ein großer Kopf dazu, und damit kann Mutu nicht dienen. In Chelsea flog er vor ein paar Jahren wegen einer immer noch nicht vollständig geklärten Kokainaffäre raus. Bei der Europameisterschaft 2008 scheiterten die Rumänen auch deshalb, weil Mutu im Spiel gegen Italien einen Elfmeter vergab.

Maximilian Nicu ist bei Hertha noch nie in die Verlegenheit gekommen, einen Elfmeter zu schießen. Er weiß, wo sein Platz ist. Er ist einer, der seinen Job macht, seinen Job macht, seinen Job macht. Nicu sagt, Herthas Spiele würden in Rumänien live und zur besten Sendezeit übertragen, „da gibt es Reporter, die nur mein Spiel analysieren, meine Pässe, meine Zweikämpfe und so weiter“. Als dann auch Nationaltrainer Victor Piturca anfragen ließ, wurde es langsam ernst. Nicu testete sein Rumänisch. Sein Opa hat ihm gesagt, „dass ich einen leichten Akzent spreche, den bekomme ich wohl nicht mehr raus“. Hat er die Nationalhymne auswendig gelernt? „Die erste Strophe“, sagt Nicu. Die Melodie hat er auf seinem I-Pod. Den rumänischen Pass aber hat er, abseits aller patriotischen Ehren, nur akzeptiert, weil er den deutschen behalten durfte. „Sonst hätte ich mir das schon noch mal genauer überlegt“, sagt Nicu.

Ciprian Marica hat sein Debüt für Rumänien mit 18 gegeben, Maximilian Nicu wird am Mittwoch 26 sein. Aber eins hat der Berliner Rumäne dem aus Stuttgart voraus. Den direkten Vergleich. Einen 2:1- Sieg in der Hinrunde, Nicu hat das erste Tor selbst erzielt und das zweite vorbereitet. Marica hat gar nicht erst mitgespielt.

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